Münchner Wochenanzeiger - Hier werden Sie gelesen
2 x pro Woche mit ca. 2 Millionen Zeitungen
Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Respekt ist ...
... eine innere Einstellung dem Anderen und sich selbst gegenüber
Harald Zipfel, Bürgermeister der Gemeinde Neuried:
"Hast du denn gar keinen Respekt mehr!" war in früheren Zeiten die donnernde Zurechtweisung des Familienpatriarchen. Dies forderte Unterwerfung, eigenständiges Denken war unerwünscht. Noch heute hört man immer wieder von der Generation "Plus", dass die Kinder und Jugendlichen von heute keinen Respekt mehr haben. Das ist aus meiner Sicht das genaue Gegenteil von einem respektvollen Umgang miteinander.
In einem guten Team, sagen wir in einer Fußballmannschaft, kann man nur erfolgreich sein, wenn die Mitspieler sich gegenseitig ernst nehmen, achten und vertrauen. Wenn also der Trainer die Spieler und die Spieler den Trainer respektieren, nicht nur in ihrer Rolle als Teil der Fußballmannschaft, sondern auch als Mensch. Und es muss Anerkennung geben für jeden, egal ob Abwehrspieler oder Stürmer. Denn nur durch die unterschiedlichen Fähigkeiten und Charaktere der Einzelnen kann etwas so Großartiges entstehen wie z.B. der Gewinn der Fußballweltmeisterschaft. Dieser Respekt ist keine Einbahnstraße. Er hinterfragt die eigenen Einstellungen und Handlungen. Und dieser Respekt ist auch nicht einfach da, sondern ist immer wieder eine neue Herausforderung, das Andere verstehen zu wollen und sich selbst weiter zu entwickeln. Respekt ist also eine innere Einstellung dem Anderen und sich selbst gegenüber. Passt man nicht auf, geht er verloren.
Wir unterscheiden uns in Alter, Ausbildung, Einkommen, Herkunft, Religion, Kultur, Geschlecht, Wohnsituation, Familienstatus und auch in unseren Wünschen und Zielen für die Zukunft. Diese Unterschiede sind eine Herausforderung, immer wieder. Wir können sie nur meistern, wenn wir alle miteinander respektvoll umgehen. Eine Gesellschaft geht dann miteinander respektvoll um, wenn die Einzelnen den ernsthaften Versuch unternehmen, unterschiedliche Meinungen zu tolerieren, das Anderssein auszuhalten und gegebenenfalls Kompromisse auszuhandeln. Das Fundament, auf dem wir dabei stehen, ist unser Grundgesetz und hier in Bayern die bayerische Verfassung. Sie enthalten sehr gute Leitlinien für einen respektvollen Umgang miteinander.
Die UEFA hat in der letzten Zeit zum Thema Respekt sehr viele Videospots gemacht, mit namhaften Sportlern. Dies dient natürlich dazu, dieses Thema in einer breiten Bevölkerungsschicht zu verankern. Ich würde mir wünschen, dass dies in allen Bevölkerungsschichten verankert werden kann.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH