„Schnell, flexibel und kostengünstig“
Gesamtkonzept für mehr Lärmschutz und Luftreinhaltung
Die Stadtratsfraktionen Die Grünen/Rosa Liste und SPD/Volt setzen sich dafür ein, dass für die Landshuter Allee, als Alternative zur Tunnelplanung, ein Gesamtkonzept für mehr Lärmschutz, Luftreinhaltung, Klimaschutz und Aufenthaltsqualität entwickelt und kurzfristig umgesetzt wird. Dies geht aus einem entsprechenden Stadtratsantrag hervor. Dabei sollen insbesondere folgende Bausteine schrittweise umgesetzt werden: eine Lärmschutzwand an der Borstei im Bereich der Brücke über die Dachauer Straße, die Prüfung einer begehbaren Einhausung der Landshuter Allee zur Verringerung der Trennwirkung zwischen Platz der Freiheit und Heideckstraße sowie der Lärmschutz an bestehenden Gebäuden im Rahmen des Programms Wohnen am Ring.
Des Weiteren fordern die beiden Stadtratsfraktionen die Prüfung von baulichen Lückenschlüssen oder Ergänzungen, die Umverteilung des Öffentlichen Raums mit Verbesserung der Querungsmöglichkeiten im Bereich der Oberflächen des Bestandtunnels unter Einbeziehung der Ideen und Wünsche aus der Bürgerschaft, die Prüfung einer Einhausung beziehungsweise Begrünung der Tunnelausfahrt zur Donnersberger Brücke, einen Lärmschutzbelag und -wände an der Donnersberger Brücke und die Integration von kreativen Nutzungskonzepten für die Bereiche unter der Brücke sowie mehr Klimaschutz und Luftfilterung durch den Schutz und Ergänzung des Baumbestands, die Begrünung der Fassaden sowie Lärmschutzbauteile und ein städtebauliches Sanierungsgebiet zur Begleitung der Umsetzung des Gesamtkonzepts.
Tunnelplanung stoppen
Die örtlichen Bezirksausschüsse sollen nach Ansicht der Stadträte in die Planungen einbezogen, die Tunnelplanung gestoppt und der bisher erbrachte Bearbeitungsstand dem Stadtrat zur Kenntnis vorgestellt werden. „Die Donnersberger Brücke und die Landshuter Allee sind eine der meistbefahrenen Straßen in Europa. Die Luftreinhaltungswerte gehören seit Jahren zu den schlechtesten in ganz Deutschland. Leider wurde bisher immer versäumt schnell umsetzbare und wirkende Maßnahmen umzusetzen – wie zum Beispiel die Lärmschutzwand an der Borstei – und stattdessen als große Endlösung ein Tunnel als einziges Mittel von einer Mehrheit des damaligen Stadtrats vorangetrieben“, heißt es in der Antragsbegründung.
„Keine Verbesserung des Lärmschutzes“
Der beim Beschluss 2015 vorgesehene Zeitplan sei schon lange überschritten und die ersten Zwischenergebnisse hätten gezeigt, dass für den südlichen Abschnitt zwischen Nymphenburger Straße und Donnersberger Brücke bei der bisherigen Planung keine Verbesserung des Lärmschutzes erfolge. „Daher wurde eine noch größere Ausweitung des Projekts mit Einbeziehung der Donnersberger Brücke von der Mehrheit des Stadtrats 2018 bewilligt. Eine Umsetzung der Baumaßnahmen wäre frühestens in zehn Jahren denkbar und würde eine mehrere Jahre dauernde Baustellenphase an dieser wichtigen Stelle des Verkehrssystems bedeuteten, deren Abwicklung nicht geregelt ist und mit Sicherheit mit deutlichen Belastungen der gesamten Nachbarschaft einhergehen würde“, erklären die Stadträte weiter.
„Sehr geringe Anzahl an Menschen“
„Die vermutlich von den 530 Millionen aus 2015 deutlich gestiegenen Kosten sind sehr hoch für die ja stadtweit betrachtet nur sehr geringe Anzahl an Menschen, die hier vom Lärm tatsächlich entlasten würden. In Anbetracht der aktuellen Haushaltslage ist es mehr als überfällig diese Planungen nun zu stoppen und als Alternative eine Mischung an kleinteiligen Maßnahmen umzusetzen, welches schneller, flexibler und kostengünstiger erfolgen kann.“ Für Projekte im Bereich der Randbebauung der Landshuter Allee zur Verbesserung des Lärmschutzes durch vorgelagerte Laubengänge, Lückenschlüsse oder Fassadenelemente solle das bereits vorhandene Programm „Wohnen am Ring“ aktiviert werden.
Zur Begleitung des Prozesses und zur Akquirierung von Fördermitteln könne man die Ausweisung als städtebauliches Sanierungsgebiet prüfen. „Die Bürger von Neuhausen-Nymphenburg haben sich in den letzten zwei Bürgerversammlungen auch gegen einen neuen verlängerten Tunnel und für einen Einsatz der Haushaltsmittel für die Verkehrswende und den Ausbau des ÖPNV ausgesprochen. Aus der Bürgerschaft wurden auch aktuelle interessante Ideen eingebracht den Raum über dem bestehenden Tunnel oder einer möglichen Einhausung grüner und menschengerechter zu gestalten. Diese sollen in die Überlegungen mit einbezogen werden.“
„Kein Beitrag gegen Schadstoffbelastungen“
Kritik kommt von der Bürgerinitiative (BI) „Pro Landshuter Allee Tunnel“, die eigenen Angaben zu Folge bei den grün-roten Plänen keinen Schutz der Fußgänger und Anwohner vor Stickstoffdioxid (NO2) erkennen. „Die jetzt geplanten Maßnahmen leisten keinen Beitrag gegen die Schadstoffbelastungen. Dies wäre allerdings enorm wichtig, da alleine im vergangenen Jahr 2019 hohe Überschreitungen der Normwerte stattgefunden haben“, erklärt die Bürgerinitiative in einer Stellungnahme. „Im Jahr 2019 lag der Jahresmittelwert der NO2-Belastung um mehr als 50 Prozent über dem zulässigen Normwert.“ Bis zum Frühjahr habe es bereits in diesem Jahr zehn festgestellte Überschreitungen des Richtwertes gegeben.
„Der Wille fehlt“
„Nach wie vor fehlt aus unserer Sicht der Wille der Landeshauptstadt München, die Schadstoffregelung der EU an der Landshuter Allee umzusetzen“, betont die BI weiter. „Im Koalitionsvertrag der neuen grün-roten Stadtregierung heißt es: Der Tunnel wird nur dann eingestellt, wenn effektive Maßnahmen unter der Prämisse zum Schutz der Anwohner vor Lärm und NO2 ergriffen werden.“ Aus Sicht der BI gebe es mehrere Untersuchungen, die besagen, dass der Tunnel die beste Lösung sei. Dies habe auch eine Machbarkeitsstudie ergeben. „Eine Ausweitung der Umweltzone ist nicht machbar. Der Mittlere Ring ist nicht Teil der Umweltzone. Die Verkehrsadern der Stadt sowie die gewollte Bündelungsfunktion der Hauptverkehrsachsen müssen für die Stadtlogistik erhalten bleiben. Der Verkehr würde sich ansonsten überall anders verteilen, was ein Verkehrschaos nach sich ziehen würde.“
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