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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Allee muss Tunnel weichen
Stadtrat beschließt Unterführung zum Gut Freiham
Alle Proteste, Einwände und Diskussionen der Naturschützer und Gegner einer Bahnunterführung an der Freihamer Allee haben nichts genutzt: In seiner letzten Sitzung beschloss der Bauausschuss des Münchner Stadtrats die Verlängerung der Centa-Hafenbrädl-Straße und die Untertunnelung der Bahnstrecke an der Freihamer Allee für Fußgänger und Radler und zwar „endgültig“, wie es auf den Informationsseiten des Rathauses heißt. Die Centa-Hafenbrädl-Straße wird dadurch zur Erschließungsstraße für den Autoverkehr nach Gut Freiham. Die „Anpassung des Bahnübergangs Freihamer Allee“ und die „Ersatzerschließung des Gutes Freiham“ sollen 750.000 Euro kosten. „Zeitnah“ sollen jetzt die Pläne für die Fuß- und Radwegunterführung mit Rampen ausgearbeitet werden. Zuvor muss noch eine „Kreuzungsvereinbarung“ mit der Bahn abgeschlossen werden. Auch für die umstrittenen Baumfällungen der alten Alleebäume von der Bodenseestraße zum Gut gibt es eine Genehmigung. Für die mächtigen Kastanien wird es eine Ausgleichsmaßnahme geben.
Gegen den Beschluss hatten Bezirksausschussvorsitzender Dr. Josef Assal (SPD) und die Grünen gestimmt. Unterstützung bekommen die Gegner von der „Aktionsgemeinschaft zur Rettung der Freihamer Allee“. Die AG hat bereits Unterschriften gesammelt, außerdem wll man ein Bürgerbegehren initiieren.
Die Fahrgastzahlen am künftigen Bahnhof Freiham werden ab Herbst 2013 Schätzungen der Bahn zufolge so hoch sein, dass die derzeitigen Halbschranken an der Freihamer Allee nicht mehr ausreichen. Diese dürfen nämlich nur vier Minuten geschlossen sein und das sei laut Bahn zu kurz für den prognostizierten Andrang zum Bahnhof. Um trotzdem einen reibungslosen Verkehr zu ermöglichen, hatte die Bahn gefordert, dass die Freihamer Halbschranken ersetzt werden durch die Fußgänger- und Rad-Untertunnelung. Für die Gegner ist die angenommene Verkehrsdichte indes kein Grund für eine Unterführung.
„Vollschranke reicht“
Gemeinsam mit dem Bund Naturschutz in Bayern hatten die Grünen einen offenen Brief an die Mitglieder des Stadtrats gerichtet, in dem die Argumente gegen die Erschließung des Gutes über die Centa-Hafenbrädl-Straße erläutert wurden. Ihrer Meinung nach würde es ausreichen, „wenn die Bahnschranke nördlich des Gutes als Vollschranke ausgebaut wird“. Diese dürfte nämlich länger geschlossen bleiben. Die „kostenintensive Unterführung“ könnte dadurch eingespart werden. Die Gegner der Maßnahme befürchten außerdem, dass die geplante Verlängerung der Centa-Hafenbrädl-Straße „massiv den Verkehr im Neubaugebiet Freiham-Süd erhöht“. Die Zerstörung der Freihamer Allee würde außerdem den Aussagen des landschaftsplanerischen Gesamtkonzepts für Freiham widersprechen, in dem die „landschaftsprägenden Alleen des Gutes Freiham ausdrücklich als Bestandteil der Planungen genannt wurden. Weiter kritisierten Grüne und Bund Naturschutz, dass die Entscheidungen für die Unterführung nicht aus inhaltlichen Gründen, sondern wegen der Befürchtung getroffen wurde, „dass eine Neuplanung des Bahnübergangs den Bau des S-Bahnhofs Freiham so stark verzögere, dass eine Inbetriebnahme bis 2013 nicht möglich sei“, so das Schreiben. Dabei sei es unvorstellbar, dass die Planung einer Vollbeschrankung „so viel länger“ als die zeitintensivere Planung und Errichtung einer Untertunnelung sei. „Leider, leider haben sich die Stadträte von unserem Brief nicht überzeugen lassen“, bedauerte Grünen-Vertreterin Dagmar Mosch und ihr Fazit lautet: „Es ist und bleibt die unsinnigste und unwichtigste Bahnunterführung in München“.
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