Die Flößer an der Isar
Flößer-Kulturverein lädt zur Ausstellung ein
Die Isar, das Gewässer unserer Stadt, das nah gelegene Freizeitgebiet, die schnelle Erholung nach dem Arbeitstag. Ihr natureller Wert ist heute größer denn je, die wirtschaftliche Kraft, welche dieses Gewässer besitzt, ist jedoch schon lange in Vergessenheit geraten. Und das, obwohl ausgerechnet sie zum heutigen Wohlstand und zur Bedeutsamkeit der bayerischen Landeshauptstadt geführt hat. Das alte Handwerk der Flößer spielt dabei eine entscheidende Rolle. Ein Berufsbild, das aktuell kaum mehr existiert, wird nun vom Flößer-Kulturverein München-Thalkirchen e.V. wieder ins Licht der Öffentlichkeit gerückt.
Gefährliche Arbeit
Heute wird die historische Bedeutung der Flößer oft nicht mehr erkannt, man benutzt ganz bequem Flugzeuge oder Lkws, wenn es um Schwertransporte geht. Früher konnten schwere Materialien wie Holz oder Gestein, die für den Häuserbau benötigt wurden, jedoch nur über die Isar nach München gelangen; die Straßen waren unbefestigt, die Brücken nicht stabil genug. Seit dem Mittelalter wurde die Isar mit Floßen befahren, von Mittenwald bis Wien teilten sich ansässige Flößerfamilien das Zuständigkeitsgebiet. Die Arbeit auf den Floßen war eine große Herausforderung, Treibholz und starke Strömungen bedeuteten für die Arbeiter ständige Lebensgefahr.
Wunsch nach einem Museum
"Die Tradition des Flößer-Handwerks ist heute spärlich und versteckt", erklärt der Schatzmeister des Vereins, Hans Jürgen Gerhards. Um diesen Teil Münchner Brauchtums und seine Bedeutung wieder aus der Versenkung zu holen, gründeten im Mai 2013 zehn Kulturinteressierte den Flößer-Kulturverein. Nach nur drei Jahren umfasst die Mitgliederzahl 134 Personen. Monatliche Veranstaltungen tragen dazu bei, die Menschen zu animieren und "das Bewusstsein für ihre eigene Vergangenheit zu fördern", so Christine Rädlinger, Historikerin und Gründungsmitglied.
Ein dringendes Anliegen des Vereins sei es deshalb, ein eigenes Flößermuseum zu eröffnen, um diesem Teil Münchner Geschichte dauerhaft einen Platz einzuräumen. Leider fand sich dafür noch keine passende Immobilie in Isarnähe, für Hinweise ist der Flößer-Kulturverein immer dankbar. Für das Flößermuseum gäbe es schon konkrete Vorstellungen, der Fundus umfasst traditionelle Gerätschaften, darunter auch ein Floß, Tracht, Silbernadeln und persönlichen Besitz der Flößerfamilien. Auch zehn Kohlebilder von Richard Pietzsch enthält die Sammlung.
Ausstellung ab 9. Oktober
Das bisher größte Projekt startet der Flößer-Kulturverein e.V. nun am Sonntag, 9. Oktober, im Osttrakt des Maierhofs im Kloster Benediktbeuern. In der Ausstellung "Vom Wasser auf die Straße – Flößerei in der Umbruchszeit" wird aufgezeigt, wie das uralte Gewerbe der Flößer mit den Umbrüchen ab Ende des 19. Jahrhunderts konfrontiert war, als Flussregulierungen und alternative Transportsysteme zwangsweise zu einer Umorientierung führen mussten. "Wenn man sich vor Augen führt, dass der Fluss und nicht die Straße die Hauptlebensader der Städte war, erhält man einen vollkommen anderen Blickwinkel – in die Landschaft", beschreibt Rädlinger, die die Ausstellung kuratiert. Zeitgenössische Fotografien, Kartenmaterial sowie Handwerkszeug und persönlicher Besitz von Flößerfamilien veranschaulichen das Leben der Flößer, dazu gibt es Hör- und Filmstationen. Bis 20. November ist die Ausstellung zu sehen (Di und Sa 13-16 Uhr, So 11-16 Uhr, Allerheiligen geschlossen). Nähere Informationen zum Verein und der Ausstellung findet man auf www.floesser-kulturverein.de im Internet.
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