Die Schulranzen-Diät
Eltern möchten Kinderrücken entlasten und hoffen auf Hilfe von der Politik
Jedes überflüssige Gramm vermeiden, sozusagen Ballast abwerfen – dazu regt der Elternbeirat des Ludwigsgymnasiums an. Dabei geht es um eine besondere Diät, nämlich die für Schulranzen.
"Das Gewicht der Schulranzen am Gymnasium beträgt inzwischen durchschnittlich 22 Prozent des normalen Körpergewichts eines Schülers." Das sagte Katja Schwarz vom Elternbeirat des Ludwigsymnasiums in der Sitzung des Bezirksausschusses (BA) 7. Um die Kinder zu entlasten und Rückenschmerzen zu verhindern, haben die Eltern gemeinsam mit dem Elternbeirat des benachbarten Erasmus-Grasser-Gymnasiums verschiedene Maßnahmen erarbeitet, mit denen Eltern, Kinder und Lehrer die Situation verbessern können. "Allerdings scheitert vieles an finanziellen Mitteln. Die Landeshauptstadt München ist Sachaufwandsträger bei Gymnasien", so Katja Schwarz weiter. "Wir bitten Sie, sich dafür einzusetzen, dass finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden, etwa für doppelte Büchersätze oder abschließbare Schränke", appellierte sie an das Gremium.
Der Basketballkorb als Waage
Einige Tage später steht Katja Schwarz im Pausenhof zwischen Erasmus-Grasser- und Ludwigsgymnasium. Vor ihr: ein zur Kofferwaage umfunktionierter Basketballkorb vom Elternbeirat des Erasmus-Grasser-Gymnasiums. Vor zwei Jahren hatte der Elternbeirat des Ludwigsymnasiums die Eltern aller Jahrgangsstufen gebeten, eine Woche lang die Schultaschen ihrer Kinder, aber auch die täglichen Büchersätze und die Kinder selbst zu wiegen. "Das war Anfang Juli", erinnert sich Katja Schwarz und freut sich: "Aus jeder Jahrgangsstufe haben wir Rückmeldungen bekommen." Auch das Erasmus-Grasser-Gymnasium hatte sich mit der Thematik beschäftigt und einen Schulranzen-Ratgeber, ergänzt vom Ludwigsgymnasium, entwickelt.
"Packe nur, was du wirklich brauchst"
In dem Flyer informieren die Eltern unter anderem über das richtige Gewicht für Schultaschen. So sollte es maximal zwölf Prozent des Körpergewichts beantragen. Für ein Kind mit einem Körpergewicht zwischen 39 bis 43 Kilogramm bedeutet das ein maximales Schulranzengewicht von 4,7 bis 5,2 Kilogramm. Die Informationen aus dem Faltblatt stammen zum einen von der Bundesgemeinschaft für Haltungs- und Bewegungsförderung e.V. (BAG), zum anderen aus selbst ermittelten Werten aus der Wiegeaktion. Den Eltern wird unter anderem empfohlen, dem Kind einen eher kleinen, leichten Schulranzen bis 1,2 Kilogramm zu kaufen. Dieser sollte mit einer ergonomisch gepolsterten Rückseite und einem guten Tragesytem ausgestattet sein. Wichtig sei es zudem, sich regelmäßig in der Freizeit mit dem Kind zu bewegen, denn: "Sport und viel Bewegung kräftigen Muskeln und Knochen." Fahre das Kind mit dem Fahrrad, solle der Schulranzen in einem fest montierten Korb auf dem Gepäckträger transportiert werden. Und auch für die Schüler selbst gibt es Tipps. "Trage den Schulranzen geraden auf dem Rücken und achte auf den richtigen Sitz beider Riemen", heißt es da. Zudem solle der Schulranzen jeden Tag neu und nur mit dem gepackt werden, was man wirklich brauche.
Zwei Schüler, ein Buch
Ratschläge werden auch den Lehrkräften gegeben. "Überdenken Sie Ihre Buch- und Heftauswahl: Aus einem schweren Doppelheft könnte ein leichtes einfaches Heft werden, aus je einem Haus- und Schulheft ein gemeinsames Heft", werden die Lehrer zum Mitmachen angeregt. In einem weiteren Punkt wird vorgeschlagen, pro Sitzbank nur ein Buch mitzubringen zu lassen: Ein Kind bringe beispielsweise das Deutsch-, das andere das Englischbuch mit. Ein oder zwei in der Klasse deponierte Bücher könnten als Ersatz für vergessene Bücher bereitstehen.
"Mit Hand und Füßen versehen"
Katja Schwarz hofft, dass die Politik aktiv wird und Finanzmittel zur Verfügung stellt. "Gibt es denn schon eine Kostenschätzung?", wollte Maria Hemmerlein (Grüne) in der Sitzung wissen. Katja Schwarz verneinte, versprach aber, diese nachzuliefern. BA-Vorsitzender Günter Keller (SPD) sicherte zu, die Thematik an den Unterausschuss Bildung und Sport weiterzugeben. "Der Unterausschuss soll sich damit befassen, bevor es an die Stadtverwaltung geschickt wird, dann ist das mit Hand und Füßen versehen", argumentierte er.
Weitere Infos gibt es bei Katja Schwarz unter schwarz@eb-lg.de per Mail.
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