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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Geigeunterricht am Laptop
Musikschule Gilching bietet Stunden per Internet an
Wie erteilt man Musikunterricht in Corona-Zeiten? Per Videokonferenz! So auch in der Musikschule Gilching.
"Ich hätte mir nie träumen lassen, meinen Musikunterricht per Internet online zu erteilen", sagt Roland Siegel, Leiter der Musikschule Gilching. Instrumentalunterricht per Videoübertragung und Home Office als Musiklehrer? Das sei sicher für niemanden die erste Wahl. Da Lehrer und Schüler im Moment allerdings darauf angewiesen seien, damit die Stunden nicht komplett entfallen, stellten viele überrascht fest, dass auch ein virtueller Unterricht durchaus effektiv sein könne. Natürlich könne man interpretatorische Feinheiten in der Gestaltung aufgrund des verfremdeten Klangbilds nur kaum erarbeiten. Nahezu unmöglich sei es auch, zusammen zu spielen, weil durch die Übertragung eine Verzögerung von Bild und Ton entstehe. Gehe es aber um spieltechnische Belange, den richtigen Notentext oder Präzision, sei es oft erstaunlich, wie genau man auch aus der Distanz beurteilen und unterrichten könne. Auch die Schüler profitierten von dieser Art des Unterrichts durch den Zwang selbständiger zu arbeiten und sich mehr selber zu kontrollieren.
Ballett am Regal
Die neue Form des Unterrichtens beschränkt sich nicht allein auf die Instrumentalfächer, die an der Musikschule Gilching unterrichtet werden. Auch die Ballettabteilung hält ihre Schüler mit Online-Unterricht bei der (Ballett-)Stange. Im Kinderzimmer muss dafür ein Stuhl oder ein Regal reichen – Hauptsache es ist genügend Platz, um die Beine in alle Richtungen strecken zu können. Zusätzlich werden die Schüler regelmäßig mit von den Lehrkräften selbst gedrehten Videos versorgt. Flexibel einsetzbar, damit die Eltern Zeit für Home-Office, Kochen oder eine wohl verdiente Pause haben. In den Videos finden die Schüler Ballettübungen, Workouts für Kraft und Dehnung, Erläuterungen zu Ballettschritten, und für die Kleinsten gibt es sogar einen virtuellen Tanzausflug in den Zoo. Wer noch nicht genug hat, kann üben selber einen Dutt zu machen oder erfährt, was alles in die Balletttasche gehört.
Komplettes Neuland
Ein Nachteil der virtuellen Lehrmethode: Sowohl für Lehrer als auch für Schüler sind die Videotelefonate komplettes Neuland, so dass oft nicht das benötigte Equipment vorhanden ist. Teresa Brückner, Lehrerin für Pop-Piano erzählt folgende Anekdote: Erster Skype-Termin mit einer Schülerin – auf den Anruf der Lehrerin kommt keine Reaktion. Sie nimmt das Telefon zur Hand, die Schülerin geht ran: "Ja, kleinen Moment, bin gleich soweit" Aus dem Hintergrund kommt ein ziemlich lauter Protest, wohl der Mutter: "Du kannst mir doch jetzt nicht den Laptop wegtragen!" Der Termin muss verschoben werden. Problematisch sei oft die Internetverbindung. Der Vater steckt mitten in der Videokonferenz, der große Bruder spielt online und der kleine Bruder hat nun Klavierstunde. Bild und Ton sind entsprechend ruckelig und verzerrt. "Normal ist der Unterricht so auf keinen Fall. Wir versuchen aber unbedingt, unsere Infrastruktur aufrecht zu erhalten und mit den Schülern in Kontakt zu bleiben“, betont Roland Siegel. Besonders bei den sehr jungen Schülern gehe es zudem oft nicht, ohne dass die Eltern daneben sitzen und helfen. Hier geht die Flötenlehrerin Sigrid Hausen einen Schritt weiter: Sie lässt die Eltern kurzerhand zeitweise mitspielen oder die Begleitstimme übernehmen. Die Schüler finden es spannend, ihre Eltern einmal als Schüler zu erleben.
Jubiläumskonzert im Oktober
Die Orchester und Ensembles der Musikschule sind von der Krise besonders betroffen, da gemeinsame Proben unumgänglich wären und momentan nicht stattfinden können. Rita Nowak-Kreußer, Leiterin des Hackbrettorchesters, ist dennoch zuversichtlich: "Alle Spieler üben fleißig die Stücke, die sie von mir bekommen haben, denn, vorausgesetzt dass Veranstaltungen wieder möglich sind, möchten wir am 11. Oktober unser 20-jähriges Bestehen mit einem Jubiläumskonzert feiern."
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