"Jeder Schritt in ein würdigeres Leben ist wichtig"
Dante-Gymnasium unterstützt Anja Fischers Indien-Hilfe
Das Dante-Gymnasium München unterstützt seit vielen Jahren Entwicklungsprojekte in Kalkutta. Anja Fischer, die bis vor kurzem Lehrerin am Dante-Gymnasium war, leitet seit 1996 die Initiative „Pradip – Partner Eine Welt“. Durch die Projekte werden an die 1.000 benachteiligte Kinder in Kalkutta und Umgebung erreicht. Pradip finanziert v.a. Zentren für Kinder von Zwangsprostituierten, für Straßenkinder und Heime für Waisen oder Opfer von Kinderprostitution. Das Dante-Gymnasium unterstützt Pradip u.a. mit seinem Weihnachtsbasar. Anja Fischer berichtet von ihren Projektbesuchen in diesem August:
Angesichts des Elends und der Hoffnungslosigkeit so vieler Menschen in dem Moloch Kalkutta bin ich wie immer fassungslos, aber nicht mutlos. Denn es hat sich viel getan in den letzten Jahren, auch in unseren Projekten, die zum Großteil eine Kontinuität von über 15 Jahren haben. Auch wenn es oftmals kleine Schritte sind, jeder Schritt in ein würdigeres Leben ist wichtig.
Endlich nicht mehr auf der Straße leben
So haben viele unserer Schüler einen Abschluss gemacht und den Sprung in ein unabhängiges Leben ohne Ausbeutung geschafft. Zu Beginn unserer Arbeit in den Straßenkinderprojekten ging niemand in eine öffentliche Schule. Mittlerweile sind alle Mädchen und Jungen Schulkinder, sie wissen Bescheid über ihre Rechte, wissen, wie wichtig Hygiene für ihre Gesundheit ist, und träumen nicht mehr nur von einem Job, für den Lesen und Schreiben erforderlich ist. Viele unserer ehemaligen Kinder leben endlich nicht mehr auf der Straße. Die Aufklärung unter den Müttern ist durch die konsequente Beratung von unseren Lehrerinnen sehr hoch. Sie wissen nun auch, dass ihre Kinder nicht Analphabeten bleiben dürfen, wenn sie ein würdigeres Leben führen wollen. Viele Mädchen konnten aus der Zwangsprostitution befreit werden, andere wurden davor bewahrt. Auch diese Jugendlichen machen eine Ausbildung und die meisten von ihnen verdienen bereits als Krankenschwestern, mit der Herstellung von Schmuck oder Tüchern, als Köchinnen oder Schneiderinnen. Die Zuhälter der Mütter trauen sich nicht mehr an unsere Kinder ran, der Schutz durch unser Zentrum mit Hilfe des örtlichen Jugendclubs ist enorm.
Unerträgliche Lebensverhältnisse
Die Liste der kleinen und großen Erfolge ist lang. Dennoch ist das Ausmaß der Armut und Ausbeutung teilweise nach wie vor unerträglich: In einem der von uns finanzierten Projekte für Straßen- und Slumkinder lerne ich Gulshan kennen. Das elfjährige Mädchen wohnt mit seiner fünfköpfigen Familie in einem Verschlag aus Holz, Plastik und Zeitungen. Der Platz ist nicht einmal ausreichend, dass alle nebeneinander schlafen können. Für diesen Verschlag muss die Familie aber Miete zahlen. In dem Slum gibt es keinerlei sanitäre Einrichtungen, der angrenzende Kanal dient als Toilette und Müllhalde. Trinkwasser wird von der nächsten Wasserpumpe geholt. Es riecht nach Verwesung, Urin und verbranntem Gummi.
Kinderarbeit und Hungerlohn
Gulshan geht in die vierte Klasse und kommt jeden Nachmittag in unser Zentrum, um dort Hausaufgaben zu machen. Hier wird sie auch medizinisch versorgt, bekommt Schulmaterial und erhält eine Mahlzeit. Allerdings muss Gulshan vor und nach der Schule arbeiten, damit die Familie genügend zu essen hat. Gemeinsam mit ihrer neunjährigen Schwester und ihrer Mutter schneidet Gulshan Gummistöpsel u.a. für homöophatische Medizinflaschen zu, jeden Abend mindestens drei Stunden. Die zwei Mädchen und ihre Mutter bekommen für diese Arbeit in der Woche gemeinsam etwa 1,30 Euro. Der Hungerlohn einerseits und der starke Preisanstieg für Nahrungsmittel andererseits lassen Familien wie der von Gulshan kaum Raum zum Überleben. Gemeinsam mit unserer Partnerorganisation vor Ort versuchen wir den benachteiligsten Kindern zu helfen. Beispiele wie die Gulshans gibt es viele, aber eben auch viele Erfolgsgeschichten.
Pradip braucht Hilfe
Leider mussten wir im letzten Jahr unser Budget kürzen, daher brauchen wir dringend Hilfe, um alle unsere langjährigen Projekte weiter führen zu können. Für 272 Euro finanziert man bereits die Schulkleidung und Schultaschen für 30 Straßenkinder. Für 322 Euro bekommen diese 30 Kinder eine Mahlzeit an den 230 Schultagen. Ein komplettes Straßenkinderprojekt mit wöchentlicher medizinischer Betreuung, Unterricht, Hausaufgabenhilfe, freien Mahlzeiten und vielem mehr kostet im Jahr ca. 3.000 Euro für 30 Kinder.
Spendenkonto: Ev. Pfarramt Simbach/ VR-Bank Rottal-Inn / BLZ 740 618 13 / Kto: 3251047. Stichwort: „Pradip – Partner Eine Welt“ oder „Indien“. Info: www.pradip.de.
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