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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Ein großes Herz für Igel
Johanna Maria Pfeiffer bietet den Tieren einen idealen Lebensraum
Ein Igel verliert während seines Winterschlafs rund 30 Prozent seines Körpergewichts. Daher ist es wichtig, dass die jungen Igel im Herbst mindestens 600 Gramm wiegen, sonst überleben sie den Winter nicht. In der Wildtierstation des Münchner Tierheims werden derzeit 142 schwächliche, kleine Igel aufgepeppelt, die dann in naturnahen Gärten rechtzeitig wieder in die Freiheit entlassen werden und sich dort ein wettergeschütztes und mit Laub ausgepolstertes Winternest bauen sollen.
Ideale Bedingungen
Einer dieser Gärten, der mit Wurzeln, unzähligen Sträuchern, Blumen und Bodendeckern ideale Bedingungen für die nachtaktiven Stacheltiere bietet, liegt in Hartmannshofen und gehört Johanna Maria Pfeiffer. Die Künstlerin und Naturliebhaberin hat hier ein wildes, verwunschenes Reich geschaffen – das Haus ist mit Efeu und wildem Wein bewachsen, ein alter Baumbestand spendet Schatten. Dazwischen finden sich kleine Sonneninseln, die zum Verweilen einladen. Skulpturen fügen sich nahtlos ein und ziehen doch die Blicke auf sich.
Drei Igel hatte Johanna Maria Pfeiffer bereits in ihrem Garten, seit vergangener Woche sind es nochmal zwei mehr. Tierschutzinspektor Stefan Jablonski hat ihr die beiden Jungtiere vorbeigebracht, die für einige Tage beim Holzlager im hinteren Teil des Gartens in einem provisorischen Gehege eine erste Bleibe fanden. Ein wenig vertraut riechendes Stroh aus der Wildtierstation sollte den Ortswechsel und die Eingewöhnung erleichtern. Bald werden sich die beiden Igel im Garten ihren eigenen Unterschlupf suchen und sich ein winterfestes Domizil bauen.
Gut versorgt
120 Gramm wogen die Tierchen, als sie am 20. August in der Wildtierstation aufgenommen wurden. In Hartmannshofen abgegeben hat sie Stefan Jablonski am 2. Oktober mit 700 Gramm – eine gute Voraussetzung zum Überleben. Bis die Igel Ende November in Winterschlaf gehen, werden sie von Johanna Maria Pfeiffer weiterhin abends mit Futter versorgt und sicher noch einiges an Gewicht zulegen. Katzenfutter mit ein paar darübergestreuten Mehlwürmern eigne sich dafür hervorragend, berichtet die Tierliebhaberin, die selbst zwei Katzen hat. Auch ein ungewürztes Rührei sei eine Delikatesse. Besorgt fügt sie hinzu: "Bitte schreiben Sie auch, dass Igel keine Milch trinken dürfen." Milch führt bei den Tieren zu schweren Durchfällen und möglicherweise zum Tod. Stefan Jablonski wiederum wünscht sich, dass es in diesem Winter einige Tage lang richtig frostig wird. Wenn die Igel dann im Frühjahr aufwachen, sind sie frei von Parasiten – denn diese halten einer längeren Kälteperiode nicht stand.
Unterschlupf ab November gesucht
Für die vielen Igel, die derzeit in der Wildtierstation noch auf ein angemessenes Wintergewicht gebracht werden, sucht das Tierheim ab November weitere Gartenbesitzer, die den jungen Stacheltiere ein neues grünes Zuhause bieten möchten. Zur Eingewöhnung ist ein kleines Gehege nötig, das auch selbst gebaut werden kann. Näheres dazu erläutert gerne die Wildtierexpertin des Tierschutzvereins, Lydia Schübel unter Tel. 921000-14. Ab Anfang November kann man sich zwecks Igelvermittlung auch wieder mit der Wildtierstation im Tierheim unter Tel. 921000-76 in Verbindung setzen.
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