Zeit(k)reise
Eine Milliarden-Euro-Vision zerschlug sich - und auf Ödland entstand in eineinhalb Jahren die "Eidechsen-Schule"
"Etwas Besseres könnte unserer Stadt nicht widerfahren!" jubilierte der einstige Oberbürgermeister Christian Ude, als Siemens seine Visionen für Obersendling vorstellte. Einen völlig neuen Stadtteil ("größer als die neue Theresienhöhe" - so Ude) wollte der Konzern für 1,5 Milliarden Euro innerhalb eines Jahrzehnts rund um die Baierbrunner Straße aus dem Boden stampfen. 2013 sollte die komplett neue Siemens-Stadt mit Arbeitsplätzen, Mitarbeiterwohnungen, Hotels und Park schon fertig sein. Sogar die S-Bahn wollte man dafür verlegen. Statt 16.000 Menschen wie zur Jahrtausendwende sollten dann 25.000 Menschen im Viertel "Isar Süd" arbeiten.
Heute wären viele froh, wenn Siemens wenigstens seine 16.000 Arbeitsplätze gesichert hätte. Von den 100 Werksgebäuden, die das globale Herzstück des Konzerns waren, steht heute fast keines mehr. Auf den lange brach liegenden Flächen bauten andere: Kindergärten und gut betürmte Wohnquartiere entstanden, Einkaufs- und Ärztezentrum, Ev. Pflegezentrum und Chinesisches Konsulat - und die neue „Eidechsen-Schule“ an der Baierbrunner Straße. Wo Familien hinziehen, gibt es schließlich auch Kinder, die unterrichtet werden wollen.
Diese Grundschule wurde – erstmals in München bei einer öffentlichen Schule – in Holzbauweise errichtet. Das ging schnell (weniger als eineinhalb Jahre) und kostete vier Millionen Euro weniger als geplant. Seit Sommer 2016 ist die Schule in Betrieb.
Neue Schulen sind nicht das Schlechteste, das unserer Stadt widerfahren kann. So schließt sich der Kreis ...
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