Meister aus Blues und Boogie
Neue Musikreihe startet am 19. April im Gasteig HP8
Der Pianist Christian Christl präsentiert ab April die Musikreihe „Bayoogie Masters“ im neuen Gasteig HP8 (Hans-Preißinger-Str. 8). Christl war Leiter des Münchner Pianistenfestivals und spielte selbst Konzerte in ganz Europa, den USA und in Australien. Am Mittwoch, 19. April, präsentiert er zum ersten Mal im Saal X die „Meister aus Blues und Boogie“. Eingeladen hat er die Vaudeville Blues Sängerin Scarlett Andrews, den New Yorker Jazz-Trompeter Omar Kabir und die Zwillinge Bastian Korn (Piano) und Benny Korn (Drums), die beide die Rock`n-Roll-Piano-Ära aufleben lassen. Sie sorgen für einen kurzweiligen Abend voller musikalisch handgemachter Musik und viel Humor.
Der Abend am Mittwoch, 19. April, geht um 19 Uhr mit dem Meet & Greet mit Künstlern und Publikum los (Getränke extra). Das Konzert beginnt um 20 Uhr. Tickets (39 Euro, AK 49 Euro, B 88 Bayoogie Fan-Abo 34 Euro) gibt es bei München Ticket und www.bayoogie.com/tickets.
Die Musiker beantworteten Fragen von Johannes Beetz.
"Talent, Fleiss und Hingabe"
Was macht einen Meister aus?
Omar Kabir, New York, Trompete:
Ein Meister hat seine Kunst bis zu einem Level perfektioniert, so dass es für ihn „leicht“ erscheint. In der Musik ist es komplexer. Dort vereint ein Meister Technik im physikalischen, psychologischen und spirituellen Bereich.
Benny Korn, Essen, Schlagwerk:
Für mich ist jemand ein Meister seines Faches, wenn er es leidenschaftlich tut. Dann liebt er es, und er hat sich auch intensiv damit beschäftigt. Natürlich ist auch ein gewisses Maß an Talent hilfreich.
Bastian Korn, Essen, Piano:
Den Ausdruck „ein Meister seines Fachs“ würde ich vor allem dem Handwerk zuordnen. Dort hat man nach dem Absolvieren der Meisterschule seinen „Meister“. Natürlich ist auch das Erlernen eines Instruments ein Handwerk. Wenn ein Musiker handwerklich besonders gut an seinem Instrument ist, kann man ihn auch einen „Meister seines Fachs“ nennen. Für mich müsste aber noch etwas anderes hinzukommen. Etwas, was man aber nicht oder nur sehr schwer lernen kann: Kreativität und Improvisationstalent.
Scarlett Andrews, Vocal:
Talent, Fleiss und Hingabe machen einen „Meister“ aus. Wer diese Trilogie mitbringt, wird zum Meister, egal ob in der Musik oder in einem anderen Bereich.
Christian Christl:
Ein Meister ist, wer etwas ganz besonders gut macht. Dabei spielen nicht nur handwerkliche Fähigkeiten eine Rolle, es geht auch um die Art und Weise, die Technik und das Herz, das dahinter steckt.
"Ehrlich und authentisch sein"
"I’ve got the blues" meint "Ich bin traurig". Muss Blues immer eine melancholische Note haben, um ins Herz zu treffen?
Omar Kabir, New York, Trompete:
Es gibt verschiedene Arten des Blues, die beliebteste ist aber der Blues, der fröhlich macht. Richtig in Fahrt kam der Blues während der Depression in den USA. Und hat sich trotzdem den fröhlichen Charakter erhalten, wohl auch, weil Alkohol geholfen hat, die Probleme des Alltags zu vergessen. Diese Art von Blues gibt es übrigens auch heute noch, meist im modernen Rhythm & Blues oder Rap.
Benny Korn, Essen, Schlagwerk:
Für mich ist der Blues auch melancholisch, aber zunächst einmal beschreibt er für mich ein intensives Gefühl. Dadurch ist der Blues für mich auch Verarbeitung und hat auch in gewisser Weise etwas Heilendes.
Bastian Korn, Essen, Piano:
Eine schwierige Frage. Ich denke aber ja. Den Ursprung des Blues verbinde ich mit der Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung in den Südstaaten der USA. Es war die Anklage der Unterdrückten, der wahrscheinlich ehrlichste Ausdruck durch Musik, den es gibt. Wenn er das Herz treffen will, muss er meiner Meinung nach melancholisch sein. Die Weiterentwicklung des Blues (Boogie Woogie, Rock & Roll etc.) traf dann auch andere Seelenzustände - Körperregionen.
Christian Christl:
Der Blues muss nicht immer traurig sein. Er sollte ehrlich und authentisch sein. Das ist es, was den Blues ausmacht. Und was „Meister“ von Lehrlingen unterscheidet. Kleines Beispiel: Wenn einer davon singt oder spielt, wie es ist kein Geld zu haben, aber im privaten Leben noch nie Geldprobleme hatte, dann wird das Publikum es spüren, dass das nicht authentisch ist. Die wahren Meister des Blues und Boogie singen und spielen, was sie selbst erlebt haben.
Scarlett Andrews, Vocal:
Der Blues war die populäre Musik in Amerika nach dem Bürgerkrieg bis in die 1940er Jahre. Der Blues war alles: Er war traurig, lustig, tanzbar, zum Lachen, zum Weinen. In Deutschland würde man heute sagen: „Schlager“. Auf der Bühne singe ich die ganze Bandbreite des Blues, von melancholisch bis tanzbar.
"Die Trompete ist ein Segen für mich"
Was kann Ihr Instrument (Stimme), was andere nicht können? Und mit welchem anderen Instrument (Stimme) hören Sie es am liebsten zusammen?
Omar Kabir, New York, Trompete:
Die Trompete ist ein Segen für mich, weil sie wirklich einfach zu spielen ist. Man muss nur versuchen, sich nicht aus Versehen drauf zu setzen. Am liebsten spiele ich die Trompete mit dem wohl besten Begleitinstrument der Welt: Guter Stimmung im Publikum.
Benny Korn, Essen, Schlagwerk:
Für mich als Schlagzeuger ist es wichtig, die Band zusammenzuhalten. Der Rhythmus legt den Teppich. Gleichzeitig geht es für mich aber auch darum, auf die anderen Musiker einzugehen und zu reagieren. Versuche auf jeden zu achten. Höre mein Schlagzeug mit jedem Instrument gerne, außer mit einem Waschbrett :-)
Bastian Korn, Essen, Piano:
Das Klavier verbindet alle musikalischen Elemente, die man braucht. Rhythmus, Bass (linke Hand) und Melodie und Improvisation (rechte Hand). Als Pianist bist Du eine „One-Man-Band“. Ich glaube, kein anderes Instrument kann das so wie das Klavier. Das hat bei mir bestimmt auch eine Rolle gespielt, als ich mich für dieses Instrument entschieden habe. Mein Zwillingsbruder Benny ist Schlagzeuger. Seit unserer Kindheit machen wir zusammen Musik. Diese Verbindung hat nach über 35 Jahren eine gewisse Magie. Deshalb würde ich zunächst immer sein Schlagzeugspiel dazunehmen.
Christian Christl:
Für mich sind Stimme und Klavier eins. Wenn ich spiele kann diese Kombination Welten bewegen. Ich berühre mein Publikum mitten im Herz. Weil ich mich am Klavier selbstverständlicher begleite als es jedes andere Instrument könnte. Am liebsten höre ich mein Instrument Klavier/Stimme mit Tenorsaxophon. Ich liebe dieses Instrument, vorallem wenn das Saxophon die Melodie eines Songs in tausend Varianten spielt und ich mit Stimme / Klavier begleite.
Scarlett Andrews, Vocal:
Die Stimme als Instrument kann wohl mehr als jedes andere, denn ich kann nicht nur „Töne“ von mir geben, sondern auch Worte, Sätze und Geschichten. Dabei ist wichtig, dass mir auch gelingt, die Kombination von Tönen und Geschichten überzeugend zu singen. Das bedeutet nichts geringeres als dass ich Talent, Fleiss und Hingabe in jeden Song lege. Am liebsten höre ich zu meinem Gesang nur ein Klavier. Je reduzierter der Pianist spielt, desto lieber ist es mir, desto wohler fühle ich mich, weil ich die Geschichten meiner Lieder zum Leben erwecken kann.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH