Lebendiges Gedächtnis
Seit 1963 aktiv: das Pasinger Archiv e.V.
Vor über 50 Jahren begannen Helmut Ebert und sein damals zehnjähriger Neffe Thomas Hasselwander das Pasinger Stadtbild, Veränderungen im Straßenbild und wichtige Ereignisse zu fotografieren. „Die Diamalt-Fabrik nahe des Bahnhofs war gerade abgebrochen worden und wir bedauerten beide, dass wir keine Fotos gemacht hatten“, erinnert sich Hasselwander. „Damals begannen wir mit dem Fotografieren. Und wenn jemand fragte, für wen wir das machen, dann sagten wir „Fürs Archiv!“ – und fertig war unser Name: Pasinger Archiv.“
Die Sammelleidenschaft der Beiden brachte viele besondere Fundstücke ans Licht: ein altes Kassenbuch der Wachszieher-Familie Ebenböck aus dem Jahre 1797, Erfindungen aus den Ritter-Werken, Pläne des Architekten und Kaufmanns August Exter, viele Gemälde, Postkarten, Reden von Ereignissen, Festschriften, Lebensläufe bis hin zu Schülerfacharbeiten, die sich mit der Geschichte Pasings befassen. Und natürlich immer wieder Fotos.
„Zeitgeschichtliche Stadtteilsammlung“
„Mit der Zeit haben uns die Leute auch Einblick in ihre Privatsammlungen gegeben. Wichtige Stücke durften wir abfotografieren. Diese Reproduktion ist ganz wichtig, schließlich geht es um das Bewahren für künftige Generationen und um das Anschauen und eher nicht um das Besitzen der Dinge“, so Hasselwander. 1982 war der Fundus schon so enorm groß, dass sich die beiden Hobbyarchivare für regelmäßige Veröffentlichungen entschieden. Heuer im Oktober kommt bereits die 35. Ausgabe des jährlichen Historienbüchleins „Pasinger Archiv“ heraus, diesmal mit Geschichten und Umfragen rund um den Marienplatz und die Pasinger Taxler.
„Wir waren und sind eine zeitgeschichtliche Stadtteilsammlung mit chaotischer Lagerhaltung“, meint Hasselwander lachend. Auch nach dem Tod des Onkels 2011 ging es mit der ehrenamtlichen Archivarbeit weiter, nun unterstützt von seinem Cousin Stefan Ebert. Über 3.600 Fotos und 3.400 Seiten geschriebene Geschichten über Pasing können die Beiden herzeigen.
„Die Leute haben ein Rieseninteresse an Heimat“
Oft kommen persönliche oder ganz offizielle Anfragen ans Archiv, mit der Bitte um Material und Informationen. „Wir geben gern, was wir wissen und haben. Nur bei gewerblichen Anfragen nehmen wir eine Gebühr“, erklärt Hasselwander. „Ich bin immer sehr berührt, wie aufmerksam die Leute unsere Arbeit verfolgen. Die Leute haben ein Rieseninteresse an ihrer nächsten Umgebung, an den Veränderungen um sie herum. Ich denke, Heimat hat einen sehr hohen Stellenwert. Diese Erfahrung mache ich ständig.“
Auch weit über Pasing hinaus hat sich das Pasinger Archiv einen Namen gemacht und ist mit Auszeichnungen wie dem Pasinger Kulturpreis, „München leuchtet“ in Silber oder der Bezirksmedaille von Oberbayern in Silber geehrt worden. Nicht zuletzt hat das Archiv seinen Sitz im historischen Ebenböck-Haus und darf die Räume mit Beschluss des Stadtrats und des Kulturreferats mietfrei nutzen. „Das ist aber die einzige Förderung!“, betont Hasselwander. „Ansonsten finanzieren wir uns selbst.“
Als gebürtige Pasinger könne er sich keinen schöneren Platz zum Leben vorstellen als das heimatliche Pasing. „Ich bin schon überall herum gekommen, war in der Wüste und im ewigen Eis. Doch das Gefühl zurückzukommen, ist immer ein ganz überwältigendes.“ Seine Arbeit für das Archiv sieht er pragmatisch. „Wir dokumentieren die Veränderungen in Pasing und halten sie für die Nachwelt fest, damit sich später jeder selbst ein Bild darüber machen kann, welche Zeit für ihn die schönere war.“
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