Verbesserung der Luftqualität
Landshuter Allee: Forschungsprojekt mit speziellen Luftfiltersäulen
An der Landshuter Allee findet aktuell ein vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV) initiiertes Forschungsvorhaben zur Luftfilterung statt. Nach Angaben von Christine Kugler, Klima- und Umweltreferentin der Landeshauptstadt München, trage das Ganze den Titel „Reinigen neue Luftfiltersysteme die Stadtluft von urbanem Stickstoffdioxid?“ und diene zur wissenschaftlichen Untersuchung, ob sich Luftreinigungssysteme wirksam einsetzen lassen, um so die Stickstoffdioxid-Konzentration im Umfeld verkehrsreicher Straßen zu reduzieren.
„Vor dem Hintergrund der festzustellenden Grenzwertüberschreitung hinsichtlich Stickstoffdioxid wird die Untersuchung exemplarisch im davon betroffenen Streckenabschnitt der Landshuter Allee zwischen Blutenburgstraße im Norden und Wilderich-Lang-Straße im Süden durchgeführt“, so Christine Kugler weiter. Wenngleich als Forschungsvorhaben zur Beantwortung der oben dargestellten Frage konzipiert, diene das Pilotprojekt vor allem auch zur Verbesserung der Luftqualität für die betroffenen Anwohner an der Landshuter Allee im 9. Stadtbezirk. „Es ist als kurzfristig umsetzbare Maßnahme zur schnellstmöglichen Einhaltung der Stickstoffdioxid-Grenzwertes an der Landshuter Allee zu sehen.“ Das Forschungsvorhaben werde seitens des Oberbürgermeisters Dieter Reiter und der Landeshauptstadt München vollumfänglich unterstützt.
Neun Luftfiltersäulen
Nach einer gut einjährigen Vorbereitungsphase durch die vier vom StMUV mit der Projektausführung beauftragten Universitäten, federführend die Universität Bayreuth, in enger Zusammenarbeit und Abstimmung mit den städtischen Stellen habe man mit der Aufstellung der insgesamt neun Luftfiltersäulen am westlichen Straßenrand im Abschnitt der Landshuter Allee zwischen der Blutenburg- und der Wilderich-Lang-Straße begonnen. Die begleitenden Messungen erfolgen nach Angaben der Klima- und Umweltreferentin sowohl an der Landshuter Allee als auch in einem erweiterten Umfeld, zum Beispiel auch in den Nebenstraßen. „Neben der visuellen Sichtbarkeit der Anlagentechnik gehen mit dem Projekt keine zusätzlichen Beeinträchtigungen für die Öffentlichkeit einher“, betont Christine Kugler.
„Flexibel einsetzbare Brückentechnologie“
Wie die Universität Bayreuth mitteilt, könnten die Filteranlagen zukünftig im dicht bebauten und befahrenen Stadtraum die Luftqualität verbessern und damit eine flexibel einsetzbare Brückentechnologie sein. Die bestehenden Grenzwerte für Stickstoffdioxid wurden laut StMUV im letzten Jahr an allen Messstationen in Bayern eingehalten. Nur noch an der Messstation „Landshuter Allee“ kommt es – trotz auch dort deutlich rückläufiger Werte – weiterhin zu einer Überschreitung des bestehenden Luftqualitätsgrenzwerts für Stickstoffdioxid.
140.000 Fahrzeuge pro Tag
Ursächlich für die Überschreitung ist die Kombination aus dem sehr hohen Verkehrsaufkommen mit bis zu 140.000 Fahrzeugen pro Tag in Verbindung mit einer engen Randbebauung, die die Luftzirkulation beeinflusst. Darüber hinaus können lokale Sondereffekte, wie etwa hohe Emissionen aus dem Tunnelausgang oder von Dieselmotoren der anfahrenden ÖPNV-Busse der nahen Haltestation, mit zur Stickstoffdioxidkonzentration beitragen. „Luftfiltersysteme könnten kurzfristig als Brückentechnologie Abhilfe schaffen – solange bis andere Maßnahmen greifen“, sagt Prof. Dr. Anke Nölscher (Atmosphärische Chemie, Universität Bayreuth). Gemeinsam mit Prof. Dr. Christoph Thomas, Lehrstuhl für Mikrometeorologie an der Universität Bayreuth, koordiniert sie das Forschungsvorhaben. „Diese Systeme sind Hochleistungs-Luftfilter, die im Straßenzug integriert werden können und dort mit großem Durchsatz ein großes Luftvolumen filtern“, erläutert die Wissenschaftlerin weiter. „Sie können insgesamt über 130.000 m3 Luft pro Stunde über absorbierende Materialien leiten und filtern auf diese Weise insbesondere Stickstoffdioxid, aber auch andere Schadstoffe, aus der Luft.“
Feldversuch dauert zwei Jahre
Die 3,6 Meter hohen Luftfilter stehen überwiegend in den Parkbuchten und auf ungenutzten Bereichen des Bürgersteigs und bestehen aus jeweils drei aufeinandergesetzten Würfeln. Deren Wirkung wird vor Ort und unter Verwendung von Labor- und Simulationsstudien in Abhängigkeit von Witterung, Stickstoffdioxidgehalt, Luftströmungen und Verkehrsaufkommen untersucht. Der Feldversuch an der Landshuter Allee wird über einen Zeitraum von zwei Jahren betrieben. Dabei werden kontinuierlich Daten über Luftbewegung, Luftqualität und Verkehr aufgezeichnet. Es soll zum Beispiel getestet werden, wie die beste Filterwirkung unter realen Bedingungen erreicht werden kann. „Wir wollen eine wissenschaftlich basierte Handlungsempfehlung für solche Luftfiltersysteme im Stadtraum entwickeln“, sagt Anke Nölscher.
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