„Jeden Stellplatz retten“
Lizenzgebiet „Apostelblöcke“ kommt
Weil der Parkdruck in den Wohnvierteln zunimmt, soll es noch mehr Parklizenzgebiete geben. Mehr Stellplätze, die vor allem von Anwohnern genutzt werden, und weniger Parksuchverkehr verspricht man sich davon. 69 Parklizenzgebiete gibt es in München bereits, acht weitere kommen bis nächstes Jahr dazu. Eines davon wird ab November das Lizenzgebiet „Apostelblöcke“ sein, das zwei Jahre später als erwartet nun umgesetzt wird. Der Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg (BA 9) befürwortet die Lizenzierung und stimmt jüngst im Wesentlichen den Standortvorschlägen des Mobilitätsreferats (MOR) für die Aufstellung der Ticketautomaten zu. Mit der Ausweisung als Lizenzgebiet werden im Karree westlich des Rotkreuzplatzes jedoch auch viele der bislang geduldeten Gehwegparkplätze entfallen. „Wir wollen einen Ortstermin mit dem MOR vereinbaren, um zu prüfen, ob es nicht doch noch den einen oder anderen Stellplatz gibt, den man retten kann“, erklärt Niko Lipkowitsch (Grüne), Vorsitzender des Verkehrsausschusses im BA 9.
„110 Stellplätze entfallen“
Trotz Carsharing-Angeboten, E-Bikes und Lastenrädern bleibt das Auto in München beliebt. Nach wie nimmt die Zahl der neu zugelassenen Autos zu statt ab. Das erhöht den Druck auf die öffentlichen Stellplätze, insbesondere in Vierteln mit hohem Altbaubestand und wenigen Tiefgaragen. Mit dem Lizenzgebiete „Apostelblöcke“ erhofft man sich nun Entlastung für die Anwohner im Geviert westlich der Renatastraße. Anwohner werden mit ihrem Parkausweis, der 30 Euro jährlich kostet, hier parken dürfen, während Besucher ein Ticket ziehen bzw. nur zeitbegrenzt per Parkscheibe parken dürfen. Gudrun Piesczek, CSU-Fraktionssprecherin im BA 9 glaubt aber, dass im Viertel ohnehin kaum sogenannte Verdrängungsparker stehen, sondern v.a. Anwohner. „110 Stellplätze entfallen für diese Maßnahme“, kritisiert sie. „Wie soll man das kompensieren? Wo sollen die Anwohner mit ihren Autos hin?“ Denn über zwanzig Jahre lang wurde im Viertel das Gehwegparken – sogar mit vier Rädern auf dem Gehweg, wie etwa in der Karl-Schurz-Straße – geduldet, wodurch mehr Stellplätze zur Verfügung standen, als eigentlich ausgewiesen. Wenn diese durch die Parklizenzierung wegfallen, könnte sich der Parkdruck im Geviert sogar erhöhen.
„Scheint zu funktionieren“
„Die Parkplatzsituation dort ist tatsächlich schwierig“, räumt auch Niko Lipkowitsch (Grüne) ein. Man befürchte, dass der Wegfall der zahlreichen illegalen, aber bisher geduldeten Stellplätze zu Unmut unter den Anwohnern führe, heißt es nun in einem Schreiben, dass der BA ans MOR richtet. Darin schlägt der BA 9 einen Ortstermin vor, bei dem man sich einzelnen Standrote nochmal besehen solle, um doch noch Parkplätze zu erhalten. „Wir würden uns erhoffen, dass ein paar der heute genutzten Flächen doch noch legalisiert werden könnten, natürlich ohne den Fußverkehr zu behindern“, heißt es im Anschreiben. Rund um den Schäringerplatz etwa, könnte man eventuell mehr Parken zulassen, erklärt Niko Lipkowitsch: „Obwohl der Raum dort eng bis sehr eng ist, scheint es zu funktionieren.“ Zugleich will der BA mit der Gewofag ins Gespräch kommen, die für viele der Mietshäuser im Geviert zuständig ist. Der Vorschlag: Mobilitätsangebote schaffen, um Anwohner vom Auto wegzubringen und damit gleichfalls den Parkplatzmangel abzufedern.
Nach Einführung des Lizenzgebietes wird die Entwicklung vor Ort rund ein Jahr lang beobachtet. Ob die Lizenzen Einfluss auf das stadtweit beklagte Gehwegparken haben wird, bleibt abzuwarten.
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