"Ich liebe meinen Beruf"
Wer in der Pflege arbeitet, übernimmt viel Verantwortung
Gegenwärtig benötigen in Deutschland 2,6 Millionen Menschen Pflege. Die meisten dieser Menschen - 70 Prozent - werden nach wie vor von den eigenen Angehörigen gepflegt: Um gut die Hälfte aller Pflegebedürftigen kümmern sich deren Familien ganz alleine. Ein weiteres knappes Viertel wird von der eigenen Familie zusammen mit ambulanten Diensten versorgt. Die Pflege ist daher fast immer auch ein Thema zwischen Jung und Alt. Hier wird der "Generationenvertrag" jeden Tag gelebt. Niemand ist allein.
Auf den Wandel einstellen
Doch in den nächsten 20 Jahren wird der Pflegebedarf um die Hälfte zunehmen. Aber auch die Intensität der Pflegeversorgung wird mit dem demografischen Wandel (2030 wird jeder dritte Deutsche über 65 Jahre alt sein) zunehmen und der Versorgungsbedarf wird sogar stärker ansteigen als die Anzahl der Pflegefälle selber. Für die pflegenden Angehörigen bedeutet das erhebliche Mehrarbeit und größere Belastung in körperlicher, geistig-seelischer und sozialer Hinsicht.
Auf den Wandel muss man sich rechtzeitig einstellen: Das Klinikum der Universität München, an dem schon heute 34 Prozent aller Patienten älter sind als 65 Jahre, hat als erstes Universitätsklinikum in Bayern 2016 eine Station für Akutgeriatrie in der Medizinischen Klinik IV eingerichtet. Das Konzept der geriatrischen Station in der Ziemssenstraße am Campus Innenstadt ist multiprofessionell: Das Stationsteam setzt bei der Versorgung der Patienten auf eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den Fächern Unfallchirurgie, Neurologie, Psychiatrie, Orthopädie und Rehabilitation.
"Hohe Fachkompetenz"
Wer in Pflegeberufe arbeitet, übernimmt eine große Verantwortung. "Zum Ausüben des Berufes gehört ein umfangreiches Wissen über Pflege und Medizin, aber auch eine Wertehaltung gegenüber Pflegeempfängern und Pflegeempfängerinnen", sagt Gabriela Reger. Sie leitet die Berufsfachschule für Krankenpflege Maria Regina und bildet seit 20 Jahren Gesundheits-und Krankenpfleger aus. "Durch die kurze Verweildauer in den Krankenhäusern müssen sich Pflegende schnell auf die Patienten einstellen können", erklärt sie, "Flexibilität, Sozialkompetenz und eine hohe Fachkompetenz sind Voraussetzungen, die professionell Pflegende mitbringen. Es ist an der Zeit, dass die Pflege endlich den Stellenwert bekommt, den sie verdient."
Die Menschen, die als Pflegekräfte arbeiten, erleben bei allen Herausforderungen immer wieder Momente, die sie selbst bereichern. "Eltern mit ihrem kranken Kind zu unterstützen und sie trotz der belastenden Situation hin und wieder zum Lachen zu bringen, ist für mich eine Bereicherung!", erzählt Kinderkrankenschwester Stephanie Gstöttl-Rylke. "Ich liebe meinen Beruf!"
Fachkräfte fehlen
Fachkräfte, gerade in der Pflege, werden überall in Kliniken und sozialen Einrichtungen gesucht: Nach ver.di-Berechnungen fehlen in deutschen Krankenhäusern 162.000 Vollzeitstellen, davon allein 70.000 Fachkräfte in der Pflege. Die Gewerkschaft fordert daher ein Sofortprogramm zur Schaffung von 20.000 zusätzlichen Vollzeitstellen in der Pflege.
Schwerpunkt Pflege
Rund um den Tag der Pflege widmet das Samstagsblatt zahlreiche Beiträge diesem Thema. Wir haben Pflegekräfte aus unterschiedlichen Bereichen gefragt, warum sie gerne in ihrem Beruf arbeiten. Bundestagskandidaten erklären, was sie tun wollen, um pflegende Angehörige zu entlasten.
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