"Es geht zu Lasten der Schüler, Lehrkräfte und Eltern"
Dr. Stefan Kriebel über die Situation am Gymnasium Fürstenried
Dr. Stefan Kriebel ist Vorsitzender des Elternbeirats am staatlichen Gymnasium München Fürstenried. Mit Blick auf Themen wie Lehrermangel, Stundenausfall und nun auch noch die Corona-Pandemie, die die Schulen zusätzlich vor große Herausforderungen stellte und stellt, sagt er:
"Zu Beginn unübersichtlich"
Zu Beginn des ersten breiten Einsatzes von Distanzunterricht im März diesen Jahres war die Situation für alle sehr unübersichtlich und nicht geregelt. Seitdem hat die Schule große Anstrengungen zur kontinuierlichen Verbesserung des Distanzunterrichts unternommen, zum Beispiel zahlreiche Lehrerfortbildungen auch in den Ferien, Verbesserung der Infrastruktur, Onlinezugänge für alle Schüler sowie in Zusammenarbeit mit dem Elternbeirat Umfragen zum Status und zur Verbesserung.
"Rahmenbedingungen besprochen"
Noch vor dem Start des neuen Schuljahres wurde das Feedback aufgegriffen und gemeinsam mit dem Elternbeirat die Rahmenbedingungen für den Distanzunterricht an der Schule besprochen und vereinbart. Von zahlreichen Eltern bekam ich nach Start des Schuljahres die Rückmeldung, dass die Umstände für den Distanzunterricht am Gymnasium Fürstenried stark verbessert werden konnten, unter anderem wurden die wichtigen Ziele der Unterrichtsdurchführung nach Stundenplan und der Anwesenheitskontrolle zu Beginn jeder Stunde erreicht. An diesen Umständen muss aber nun auch außerhalb der Schulen dringend gearbeitet werden, um den Distanzunterricht belastbar neben dem Präsenzunterricht zu etablieren.
"Versprechungen müssen spürbar werden"
Die zahlreichen Versprechungen aus der Politik, unter anderem des Digitalpakts, dürfen nicht nur politisch bleiben, sondern müssen auch im Schulalltag zeitnah operativ spürbar werden. Der großartigste Einsatz von Schulleitungen und Lehrkräften ist in seiner Wirkung begrenzt, wenn den Schulen nicht die dringend erforderliche Unterstützung seitens der Dienststellen bereitgestellt wird. Es geht hierbei konkret um die Erhöhung der in „normalen“ Jahren schon sehr knapp berechneten Anzahl der Lehrkräfte und Stundendeputate. Die zusätzlich erforderliche Kompensation des Covid19-bedingten Aufwands der Lehrkräfte sowie der fehlenden Lehrkräfte aus Covid19-Risikogruppen wird aktuell nicht erreicht und geht zu Lasten der Lehrkräfte, Schüler und Eltern.
"Veränderungsbereit zeigen"
Überhaupt nicht nachvollziehbar ist, weshalb den Lehrkräften nicht die Standardbüroausrüstung inklusive operativem (online) Service persönlich zur Verfügung gestellt wird, wie es bei jedem anderen Arbeitgeber dieser Größe in München, Bayern und Deutschland heute selbstverständlich ist. Ich würde mir wünschen, dass die Stadt München und das Land Bayern sich hier ebenso pragmatisch und veränderungsbereit zeigen, wie es die meisten Schulen, Kinder und Eltern bereits getan haben.
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