Teilen macht Spaß
Brot-am-Haken sucht Freiwillige Helfer
Seit ein paar Jahren stehen die drei Brettchen mit den Haken auf der Theke der Bäckerei Reicherzer in der Aubinger Limesstraße. Es gibt kaum einen Tag, an dem nicht mindestens ein Bon auf den Haken gespießt wird. Mal spendieren großzügige Menschen ein ganzes Brot, mal einen Kaffee, Semmeln oder Brezen. „Brot-am-Haken“ heißt die Aktion, die das Schenken und Teilen in der Gesellschaft fördern möchte. Es ist eine Aktion, bei der auch diejenigen, die wenig Zeit oder Kraft für ein ehrenamtliches Engagement in einem Verein haben, anderen Freude schenken können.
Die Tradition von Brot am Haken geht weit zurück. Neapel ist Vorreiter. Schon seit den 1920-er Jahren gibt es hier den „caffè sospeso“, der in vielen Bars hinterlegt werden kann. Ein ähnliches Konzept existiert bei Bäckereien in der Türkei. „2015 stieß Michael Spitzenberger im Internet auf das Konzept und führte alles im gemeinnützigen Verein Brot am Haken e.V. in München zusammen“, erinnert sich Vincent Lang vom Brot-am-Haken-Team. Derzeit machen 60 Ladengeschäfte großteils in München mit.
Und so funktioniert es
Man kauft beispielsweise zwei Brezen, nimmt aber nur eine mit und hängt den Bon für die zweite quasi als „Gutschein“ an den Haken des Bretts. Wer sich bedürftig fühlt, kann sich unbürokratisch den Bon vom Haken nehmen und gegen die Breze eintauschen.
Irmgard Reicherzer-Thambipillai war unter den ersten Münchner Bäckereien, die mitgemacht haben. Anfangs seien die Bretter noch skeptisch beäugt worden, aber mittlerweile ist das Ganze ein Selbstläufer geworden. „Wir haben Kunden, die spenden regelmäßig, wenn sie einkaufen“, erzählt sie. Auf der anderen Seite stehen die Menschen, die sich die Gutscheine holen. Da gibt es die Rentnerin mit wenig Geld, die sich immer wieder ein Brot oder eine Semmel mit einem Gutschein holen kann. Fast schon ein Stammgast ist der Mann, der frühmorgens schon vor der Türe wartet, um dann in der Bäckerei seinen gespendeten Morgenkaffee zu genießen. „Ganz verfroren sieht er immer aus“, sagt Irmgard Reicherzer-Thambipillai. „Wer weiß, wo der übernachten muss.“
Es gibt aber auch das kleine Mädchen, das nur 30 Cent dabei hat und sich mithilfe eines Bons eine Butterbreze für die Schulpause leisten kann. „Einmal hat ein Gast seinen Geldbeutel daheim vergessen und konnte mit einem Bon seinen Kaffee zahlen“, erzählt Reicherzer-Thambipillai. An diesem Tag wäre der Gast eben bedürftig gewesen, zwei Tage später hat er sich für das Geschenk erkenntlich gezeigt und seinerseits den Haken großzügig mit mehreren Bons gefüllt. Ob jemand wirklich bedürftig ist, das wird bei dieser Aktion nicht überprüft und ist auch nicht wichtig. Irmgard Reicherzer-Thambipillai ist überzeugt, dass „Brot-am-Haken“ nicht von „schwarzen Schafen“ ausgenützt wird. „Wir grenzen unsere Zielgruppe nicht ein. Jeder kann etwas hinhängen oder sich etwas nehmen“, erklärt Vincent Lang. Der Grundgedanke sei, die lokale Gemeinschaft im Stadtviertel zu stärken.
Freiwillige gesucht
„Wir suchen Freiwillige, die sich mit der Akquise der Läden befassen, um die Etablierung in noch mehr Läden möglich zu machen, damit Teilen wieder Bestandteil der Gesellschaft wird“, erklärt Vincent Lang. Neben Bäckereien können es auch Eisdielen oder Cafés sein. Der Verein braucht Menschen, die bei der Öffentlichkeitsarbeit helfen, zum Beispiel Pressetexte verfassen und mit lokalen und digitalen Medien zusammen arbeiten. Auch Leute, die fit in Wordpress sind und sich mit Programmierung auskennen, werden für die Administration der Homepage und die App gesucht. „Wer Lust auf ehrenamtliche Arbeit hat, der kann uns am 27. Januar auf der Freiwilligenmesse im Gasteig besuchen“. Informationen gibt es unter info@brot-am-haken.org im Internet.
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