Sticht die "Verdi-Tram" die U5 nach Freiham aus?
CSU geschlossen gegen grün-rote Pläne für die Linie 17 nach Freiham

MdL Josef Schmid: "Finanziert man die Tram, wird es den Zuschuss des Bundes zur U-Bahn in Höhe von mehreren hundert Millionen nicht mehr geben können." (Foto: Bildarchiv Bayerischer Landtag, le mile studios Weimar)
Die CSU München-West sieht die unter Schwarz-Rot in der letzten Amtsperiode beschlossene Verlängerung der U5 von Pasing nach Freiham massiv gefährdet. Denn im Verkehrskonzept der grün-roten Stadtregierung soll die Tram-Linie 17 über Obermenzing und Aubing bis nach Freiham aufgrund eines gemeinsamen Antrags der Stadtratsfraktionen von Grünen / Rosa Liste und SPD / Volt nun Priorität A erhalten. Im Mobilitätsausschuss des Münchner Stadtrats hatte die grün-rote Koalition am 10. Februar diesen Vorschlag eingebracht, der demnächst nochmals in der Vollversammlung des Stadtrats diskutiert werden soll.
"Das führt zu Chaos!"
Die Erweiterung der Tram-Bahn-Linie sieht einen Wegfall von mindestens zwei Fahrbahnspuren auf großen Verkehrsstraßen im Münchner Westen vor. Betroffen sind unter anderem die Verdistraße und die Bergsonstraße aufgrund der exklusiven Gleise für die Tram, sowie der ensemblegeschützte historische Dorfkern von Aubing. „Das führt zu einem Verkehrschaos auf unseren eh schon überlasteten Straßen“, so Sebastian Kriesel, der Bezirksausschussvorsitzende in Aubing. „Und das auch daher, weil es hier keinen Umsteigeeffekt vom Auto auf die Tram geben wird.“
"Es braucht ein faires Konzept"
„Ohne eine signifikante Verkehrsentlastung der Verdistraße kann ich mir eine Tram durch diese nicht vorstellen“, so der Obermenzinger CSU-Vorsitzende und Bundestagsabgeordnete im Münchner Westen, Stephan Pilsinger.
Die CSU im Münchner Westen stellt sich geschlossen mit ihren Mandatsträgern gegen die Verwirklichung der Tram-Erweiterung und dem damit einhergehenden Verkehrschaos. „Es benötigt ein faires Konzept für Autofahrer, Pendler und Anwohner, ohne weitere Staus zu produzieren“, so Pilsinger, der wohl wieder für die CSU im Bundeswahlkreis München-West / Mitte antreten wird. Ein solches Konzept der CSU enthält neben einem U-Bahn-Ringschluss auch eine Park & Ride-Anlage am Autobahnkreisel der A8. Das Ende der Autobahn sei ein wichtiger Knotenpunkt, um die Autofahrer auf den Öffentlichen Personennahverkehr umzuleiten. „Nur mit einer U-Bahn-Anbindung wird ein attraktives Angebot zum Umstieg ermöglicht, wie man bereits in Fürstenried und Garching sieht.“ Die angedachte Erweiterung der Tram-Bahn-Linie hätte auch massive Auswirkungen auf die Planungen in Freiham.
"Beides ist niemals finanzierbar"
„Die U5 nach Freiham ist durch die neu priorisierte Tram-17-Erweiterung massiv gefährdet. Das erhöhte Verkehrsaufkommen durch die zuziehenden 25.000 Menschen kann nicht über eine Tram abgeleitet werden“, warnt der CSU-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Josef Schmid. Busse zwischen den U-Bahn-Stationen sorgen viel besser für die nötige Feinerschließung. „Eine Tram neben bzw. vor der U-Bahn ist niemals finanzierbar – oder anders herum: Finanziert man vorher die Tram, wird es den dringend benötigen Zuschuss des Bundes in Höhe von mehreren hundert Millionen nicht mehr geben können“, so Schmid, der vormals 2. Bürgermeister in München war.
Kein generelles Nein zu Trambahnen
Die CSU stelle sich damit nicht grundsätzlich gegen das Verkehrsmittel Tram. Sie sieht sie jedoch als Ergänzung zu den leistungsfähigeren und neuen Verkehrsraum schaffenden U-Bahnen. Ferner müssen die Strecken für das Verkehrsmittel U-Bahn geeignet sein, was bei der Tram 17 durch Obermenzing, Aubing bis nach Freiham nicht der Fall sei.
Bürgervereinigung ist entsetzt
„Mit großem Entsetzen haben wir von diesem Ansinnen der grün-roten Rathausführung erfahren“, meint Frieder Vogelsgesang, Vorsitzender der Bürgervereinigung Obermenzing e.V., zu den Tram-Plänen der Münchner Stadtregierung. Seit mittlerweile sieben Jahrzehnten setzt sich der Verein erfolgreich für die Interessen der Obermenzinger Bürger einsetzt - heuer begeht er mit seinen weit über 1.000 Mitgliedern sein 70-jähriges Gründungsjubiläum.
Das Tram-Vorhaben komme, so Vogelsgesang, zum völlig falschen Zeitpunkt und beschere den Obermenzingern ein absehbares Verkehrschaos. Die Rathauskoalition möchte die in Kategorie C angedachte Verlängerung der Tram 17 von der Amalienburg bis in das Neubaugebiet Freiham beschleunigen und in Kategorie A hochstufen. Vogelsgesang appelliert an den Münchner Stadtrat, Vernunft walten zu lassen und den Empfehlungen der Fachleute und Verkehrsplaner zu folgen.
In der Beschlussvorlage heiße es ausdrücklich: „Die Tram zur Blutenburg ist nur zusammen mit einem innerstädtischen Nordring inklusive Verknüpfungspunkt Blutenburg mit ÖPNV und Park & Ride am Ende der Autobahn A 8 in Kategorie B einzuordnen.“
U 3 nach Pasing wäre wichtiger
Im Nahverkehrsplan sei eine Verlängerung der U3 von Moosach über Untermenzing und Blutenburg nach Pasing vorgesehen. Diese Verlängerung in Verbindung mit einer leistungsfähigen Parkplatz-Anlage am Ende der A 8 werde seit einigen Jahren regelmäßig gefordert. „Diese Maßnahme“, so Vogelsgesang, „hat Priorität!“ Erst wenn hierdurch der Verkehr auf der Verdistraße erkennbar reduziert werden konnte, könne man über eine zusätzliche Verknüpfung mit der Trambahn durch die Verdistraße nachdenken.
Ein Tram mit Verlust von zwei Fahrspuren und bei gleichbleibender Verkehrslage verdränge indessen den Straßenverkehr in die angrenzenden Wohngebiete. „Dies dürfen wir keinesfalls zulassen“, so Vogelsgesang. „Eine Trambahn durch Verdistraße und insbesondere Bergsonstraße können wir uns derzeit schlicht nicht vorstellen.“
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