Die Umweltkirche
Pfarrverband Allach-Menzing nimmt Kurs auf „Grünen Gockel“
„Wir sind eine lebendige Kirchengemeinde, die fest zueinander steht und vieles auf den Weg bringen will“: Das Erntedankfest war Start für die Umweltzertifizierung Grüner Gockel. Im Bild Pfarrer Matthias Dörrich, die beiden Initiatorinnen Andrea Augustin und Angela Eichholz, Sandra Lechner, gerhard Heberlein und Lukas (v.l.). (Foto: us)
Unabhängige Zertifizierungen von Unternehmen und Einrichtungen ermöglichen einen Einblick in deren qualifizierte Abläufe, in hohe Standards in Bildung und Personalführung und in Zielvorgaben, die zu einer Unternehmensentwicklung führen. Auch im Bereich Umwelt und Nachhaltigkeit gibt es Zertifikate: Fairtrade mit fairen Gemeinden und fairen Schulen, das Bio-Siegel, die Demeter-Zertifikate in der Lebensmittelindustrie oder der „Grüne Knopf“ in der Textilbranche – um nur einige zu nennen.
Auch für Kirchen und kirchliche Einrichtungen existiert ein Nachhaltigkeitssiegel. Schon 1999 entwickelte die Evangelische Landeskirche Württemberg ein Umweltmanagementsystem speziell für kirchliche Strukturen – den Grünen Gockel. Nach dem können sich evangelische und katholische Pfarrgemeinden dahingehend prüfen lassen, inwieweit sie Umweltstandards umsetzen und sich für Nachhaltigkeit stark machen. Mittlerweile sind über 200 Kirchen deutschlandweit bereits nach dem Grünen Gockel zertifiziert.
Start zu Erntedank
Nun hat sich auch der erst zu Himmelfahrt neugegründete Pfarrverband der Allacher Epiphanias-, der Menzinger Bethlemen- und Carolinenkirche ebenfalls zur Zertifizierung entschlossen. Die Biologinnen Andrea Augustin (Epiphaniaskirche) und Angela Eichholz (Bethlehemskirche) initiierten den Prozess. „Wir sind eine lebendige Kirchengemeinde, die fest zueinander steht und vieles auf den Weg bringen will“, so Eichholz. „Die Zertifizierung zum Grünen Gockel können wir gut schaffen. Auch wenn es noch ein langer Weg ist.“
Vom Startschuss an Erntedank bis zum Erhalt des Zertifikats könnten locker zwei Jahre vergehen. „Im Moment läuft die Bestandsaufnahme darüber, was wir an nachhaltigen Projekten schon haben.“ Auch Strom- und Wasserverbrauch, Ökoflächen in den Außenanlagen, faire Produkte in den Küchen oder Büromaterial von zertifizierten Lieferanten kommen auf die Liste. „Danach prüfen wir, welche Schritte zur Nachhaltigkeit wir wann umsetzen können.“ Und daraus entsteht wiederum die Umwelterklärung, anhand derer die Pfarrgemeinde von unabhängigen Auditoren geprüft wird.
Festtag mit vielen Veranstaltungen
Der Start zum Erntedankfest hätte nicht besser gewählt sein können. „Wir haben als Kirche einen Schöpfungsauftrag“, so Augustin. „Erntedank und nachhaltiges, ökologisches Umgehen passen hervorragend zusammen.“
Aus dem Erntedankfest wurde übrigens ein ganzer Festtag mit Veranstaltungen in allen Kirchen: Gottesdienst, Bibelarbeit, selbstgeschriebenes Musical „Der grüne Gockel“, Exkursionen ins Eichgehölz und in den Nymphenburger Park, gemeinsame Mahlzeiten, Gastvortrag der Regionalbischöfin i.R. Susanne Breit-Keßler und ein geselliger Ausklang des übervollen Tages.
Potenzial der drei Kirchen nutzen
„Das Fest hat viel Organisation verlangt, aber wir haben so viele nette Leute, man kann so viel bewegen bei uns, dass die Mühe auch großen Spaß gemacht hat“, so Lena Stillkrauth, Schülerin und Kirchenvorstand in der Carolinenkirche. Sie hatte gemeinsame mit anderen Jugendlichen ein neues Beet mit Nutz- und Blühpflanzen angelegt und abends Kürbissuppe für alle gekocht. „Ich denke, dass wir insgesamt viel Potenzial haben, um die Zertifizierung gemeinsam zu schaffen. Beim Fest heute wurde schon alle drei Kirchen bestmöglich mitgenommen. Das zeigt, was in uns steckt“, so Stillkrauth weiter.
Dickes Lob und Aufmunterung gab es am Schluss auch von der Regionalbischöfin i.R. „Dankbar sein und die Fairness im Auge behalten“, meinte sie und sprach als Botschafterin für den Grünen Knopf über Faire Mode und Verbraucher-Nachhaltigkeit. „Das sind alles wichtige Aspekte, die wir zwar schon oft mit den Konfirmanden diskutieren“, so Pfarrer Matthias Dörrich von der Carolinenkirche, „aber künftig noch stärken in unseren Alltag integrieren werden.“
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