"Es gibt dort nicht nur Katzenvideos"
Martina Rusch vom Kinderschutzbund KV Starnberg gibt Tipps für Familien
Kinder und Jugendliche freuen sich dieses Jahr besonders auf die Ferien und die haben sie sich auch mehr als verdient. Aber kaum ist die Schultasche in der Ecke angekommen, ist das Handy in der Hand. Man muss wohl akzeptieren, dass das Smartphone für Kinder und Jugendliche nicht mehr wegzudenken ist: „Besonders seit Corona, Online-Unterricht und Kontaktverbot verbringen Kinder und Jugendliche mehr Zeit online als sonst“, so Martina Rusch vom Kinderschutzbund KV Starnberg. "In der Schule konnte man sich nicht sehen, der Unterricht wurde oft online abgehalten, Hobbys fielen aus und Freunde treffen war verboten, da ist es völlig normal, dass Handyzeiten steigen" und für viele Eltern stellen sich Fragen: Wieviel Zeit ist gut für mein Kind? Wie reduziere ich nun wieder?
So wenig als möglich
Martina Rusch ist der Meinung, dass es keine generellen Zeitangaben für Kinder gibt – besonders nicht in dieser Zeit. Generell lautet auch hier die Devise: So wenig als möglich und nur so viel / lang als nötig! Sie empfiehlt, gemeinsam Medienzeiten festzulegen. „Manchmal fällt es Kindern einfach schwer, das Handy / Tablet wegzulegen, obwohl sie eigentlich etwas anders machen wollen."
Wichtig ist es als Eltern zu wissen, was mit dem Handy gemacht wird. Hören die Kinder mit dem Smartphone oder Tablet Musik und Hörspiele? Werden Videos geschaut, mit Freunden gechattet oder Spiele gespielt? Auch hier kann und sollte man je nach „Kategorie“ unterschiedliche Nutzungszeiten definieren und festlegen! Alter, Medienverhalten und sonstige Interessen, aber auch Eigenverantwortung und Selbstbewusstsein können die Medienzeit beeinflussen.
Manche Bereiche sind ganz tabu
Es gibt bestimmte Bereiche, da sollte das Smartphone aber ganz einfach nichts zu suchen haben, meint Martina Rusch. „Am Esstisch bei den gemeinsamen Mahlzeiten, bei Familienaktivitäten wie Spieleabenden, beim Hausaufgabenerledigen und vor dem Schlafengehen und im Bett sollten Tabuzonen sein.“
Ständiger Dialog ist wichtig
In der Pandemie mussten auch schon Grundschulkinder vor dem Laptop sitzen, doch ein freier Internetzugang ist in der Regel einfach nicht gut für sie, da gibt es zu viele „verstörende“ Inhalte. „Man kann es sich so vorstellen, als setze man ein Grundschulkind alleine in einer fremden Stadt aus“, meint Martina Rusch, „es gibt dort nicht nur Katzenvideos“. Eltern sollten besonders in diesem Alter – je nach Kind – auch noch nach der Grundschulzeit, kontrollieren. Vor den Gefahren des Cybermobbing kann man ein Kind nicht wirklich schützen, aber darauf vorbereiten und die Resilienz – also die Widerstandskraft - stärken.
Unabdingbar sind der ständige Dialog und die Kontrolle. Auch ist es wichtig, den Kindern das Gefühl zu vermitteln, dass das Kind nicht allein ist, dass sie bei Dingen, die ihnen seltsam erscheinen, den Kontakt zu den Eltern suchen.
Kinder sind schutzlos
Martina Rusch erklärt, dass Kinder und Jugendliche der Gewalt und Straftaten im Netz weitestgehend schutzlos ausgeliefert sind. Wenn Eltern Fragen haben und ihren Kindern eine sichere Umgebung bieten möchten, in der sie ihrem Alter entsprechende Kompetenzen erlernen, dann finden sie Informationen und Unterstützung bei verschiedenen Organisationen und gerne empfiehlt der Kinderschutzbund die Seite www.schau-hin.de als erste Anlaufstelle.
Kindern und Jugendlichen sollte ein kritischer und selbstbestimmter Umgang mit den Medien ermöglicht werden. Um sich sicher im Netz zu bewegen, müssen Kinder die Gefahren im Internet kennen und bewerten können. Vor dem ersten Kontakt und immer wieder, müssen Eltern die Gefahren erklären und durch gemeinsame Erkundungen die Souveränität in der digitalen Welt fördern – so können „analoge” Regeln, auch auf den digitalen Raum übertragen werden.
Sprich nicht mit Fremden!
Eine wichtige Regel davon ist: Sprich nicht mit Fremden – auch nicht im Internet! Kinder sollten keine persönlichen Daten oder Fotos an Fremde verschicken. Aber auch sollte verdeutlich werden, dass Fairness, Respekt und Mitgefühl im Internet genauso wichtig sind wie im alltägliche nMiteinander.
Martina Rusch betont, wenn man glaubt und Angst hat, sein Kind macht nichts anderes außer Computerspiele, es im Cyberspace „leidet“ und man es vor Gefahren und Gefährdungen schützen möchten, können Eltern sich immer an den Kinderschutzbund KV Starnberg wenden (www.kinderschutzbund-starnberg.de).
"Legen Sie das Handy weg!"
"Welche Regelungen für eine Familie getroffen werden, ist immer unterschiedlich. Und die vielleicht schwierigste, aber wichtigste Regel: ein gutes Vorbild sein! Und was gibt es schöneres als in den Ferien die Zeit zu verschwenden, denn auch die Langeweile ist wichtig für die Entwicklung und sollte nicht einfach per Knopfdruck mit einem Video weggedrückt werden", so Rusch. "In diesem Sinne: Seien Sie ein gutes Vorbild und legen das Handy weg!"
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