„Zu spät informiert“
Projekt „autofreie Schießstättstraße“ verschoben
Im Westend hatte man schon für den Sommer geplant: Die Schießstättstraße sollte autofrei werden. Aus der vom Verkehr dominierten Straße sollte für einige Wochen ein Ort für die Nachbarschaft werden, mit Aufenthaltsqualität und Raum für Begegnung. Die Idee dazu stammt von der Münchner Initiative für Nachhaltigkeit (MIN) und wurde vom örtlichen Bezirksausschuss (BA), Stadtteilbewohnern, Studenten sowie dem Forum Schwanthalerhöhe mitgetragen, und auch das Mobilitätsreferat begleitete das Projekt.
Die Bayerische Hausbau macht den bereits weit gediehenen Plänen nun einen Strich durch die Rechnung. Gerade hat das Unternehmen mit dem Umbau des ehemaligen Saturn-Gebäudes an der Ecke Schwanthaler-/ Schießstättstraße begonnen. Die Baustelle soll voraussichtlich bis 2023 bestehen. Die Baustellenabsperrung ragt nun weit in die Kreuzung hinein, der Bauverkehr wird über die Schießstättstraße abgewickelt. Dass damit das Projekt der autofreien Schießstättstraße gekippt wird, kommt für alle Beteiligten überraschend. „Wir wurden zu spät informiert“, kritisiert man im BA Schwanthalerhöhe.
„Es hätte alles gestimmt“
„Uns geht's nass nei", sagt Dominik Lehmann (Linke) im BA Schwanthalerhöhe. „Die Schießstättstraße wird diesen Sommer gebraucht“, erklärt Severin Beilner (ÖDP), Fahrrad- und Mobilitätsbeauftragter im BA Schwanthalerhöhe. Gemeinsam mit Anwohnern entwickelt die Münchner Initiative für Nachhaltigkeit (MIN) das Projekt „Westend Kietz“. Dabei soll im Karree Schießstätt-, Kazmaier-, Ganghofer- und Schwanthalerstraße einmal ein verkehrsberuhigtes Quartier entstehen.
Als ein Teilprojekt daraus sollte diesen Sommer zunächst einmal die Schießstättstraße autofrei werden, um einen Eindruck davon zu bekommen, welches Potential in einer Neu-Nutzung steckt. „Umparken 2“ wurde das Projekt genannt, weil rund achtzig Autos aus der Schießstättstraße vorübergehend woanders hätten parken sollen. Im September sollte das Projekt beim Mobilitätskongress eingebracht werden. Koordinatorin des Projekts Sylvia Hladky von MIN bedauert die unvorhergesehene Entwicklung. Auf Anfrage erklärt sie: „Das ist sehr schade, denn es hätte alles gestimmt: die Zeit, der Ort, die Partner, die Finanzierung und die Zustimmung aller Fraktionen im BA.“ Man wolle nun beobachten, welche Auswirkungen die Baustelle auf das Areal habe.
Baustelle bis 2023
Was genau an der Ecke Schwanthaler-/ Schießstättstraße geschieht, erläuterten Dagmar Boos (Projektleiterin) und Christian Ebner (Asset Manager) von der Bayerischen Hausbau jüngst bei der Sitzung des BA Schwanthalerhöhe. Drei Teilprojekte stünden bis 2023 an: Aktuell laufen Umbauarbeiten am „Gewerbesockel Saturn“. Im Sommer 2022 wird der Labordienstleister Synlab ins ehemalige Saturn-Gebäude einziehen. Ab März 2022 seien Arbeiten am Wohnturm an der Reihe, mit über 200 Wohneinheiten. Zeitgleich sollen die Sanierungsarbeiten am Hotel Four Points beginnen. Der große Baukran werde voraussichtlich schon im Oktober abziehen, die Baustelle aber müsse noch zwei Jahre bleiben, erläutert Dagmar Boos.
Gestrichen ist damit das Projekt Schießstättstraße, durch die für die Dauer der Baustelle der Bauverkehr läuft. Zudem stehen Mannschaftscontainer und Trafostation an der Ecke Schießstätt-/ Schwanthalerstraße. Doch nicht allein die Bayerische Hausbau habe zu spät ihre Pläne mitgeteilt, auch mit dem Mobilitätsreferat geht das Bürgergremium ins Gericht – ein entsprechender Brief an die Behörde ist auf dem Weg. Denn: „Es gab einen Ortstermin, zu dem man den BA hätte hinzuziehen können“, so Sibylle Stöhr.
Sylvia Hladky will indes das Konzept nicht aufgeben und gegebenenfalls an anderer Stelle realisieren: „Wir sitzen gerade an einem Konzept für die Parkstraße, mit dem wir uns beim Mobilitätskongress bewerben möchten.“
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