Man versteht sich
Deutsch-französische Jugendbegegnung
Am Ende fiel der Abschied schwer. "Au revoir" heißt "Auf Wiedersehen", und auf das Wiedersehen freuen sich alle Teilnehmer nach einer Woche deutsch-französischer Jugendbegegnung im Westend. Eine Gruppe Jugendlicher zwischen 16 und 19 Jahren aus St. Priest in der Nähe von Lyon hat sich mit etwa gleichaltrigen Besuchern des Multikulturellen Jugendzentrums (MKJZ) ausgetauscht – mit Hilfe von Übersetzerin Marie oder zur Not auch mit Händen und Füßen. Das Programm war abwechslungsreich, und für Aktivitäten wie gemeinsames Graffiti sprühen, Fußball spielen und Kochen braucht es nicht unbedingt Worte.
Der Besuch hinterlässt auch deutlich sichtbar etwas Bleibendes: Gleich zu Beginn der Begegnung wurde gemeinsam ein Freundschaftsbaum gepflanzt. Eine Mittelalter-Mispel ziert nun den Bio-Garten des MKJZ an der Westendstraße 66a. Dabei griff auch die Vorsitzende des Bezirksausschusses Schwanthalerhöhe (BA 8), Sibylle Stöhr, zum Spaten. Sie wies darauf hin, wie wichtig es ist, andere Länder und ihre Gepflogenheiten durch persönliche Erfahrung kennen zu lernen.
Das Motto der Jugendbegegnung lautete "Zusammenleben". Zu diesem Thema drehten die jungen Leute auch einen Dokumentarfilm. In Interviews beantworteten sie zum Beispiel die Frage, was das Zusammenleben erschweren kann, etwa Vorurteile und Rassismus. Dank der vorangegangenen Sprachanimationen kamen sogar Antworten nicht nur in der eigenen, sondern auch der jeweils anderen Sprache zustande.
Besuch in der Schule
Höhepunkte des Ausflugsprogramms waren der Besuch der Allianz-Arena, weitere Besichtigungen in München und eine Radtour durch den Englischen Garten. Die Gruppe hat auch eine Klasse der Mittelschule an der Ridlerstraße besucht. Mit Erstaunen erfuhren die deutschen Schüler, dass in Frankreich generell erst um 17 oder 18 Uhr Schulschluss ist und es auch ganz andere Schularten gibt als in Deutschland. "Es war faszinierend zu sehen, wie die Kids in kürzester Zeit kommunizierten und auch E-Mail-Adressen und Telefonnummern ausgetauscht haben, um miteinander in Kontakt zu bleiben", resümiert MKJZ-Leiter Ismail Sahin.
Das MKJZ war zum zweiten Mal Gastgeber für eine französische Jugendgruppe aus St. Priest in der Nähe von Lyon. Die Begegnung wurde organisiert durch "Arbeit und Leben in Bayern gGmbH" in Kooperation mit dem Jugendzentrum La Pépinière und finanziell gefördert vom Deutsch-Französischen Jugendwerk.
Ismail Sahin sieht die Begegnung als vollen Erfolg. Er hat bei der Jugendbegegnung Neugier und echtes Interesse wahrgenommen, das ausgeweitet und vertieft werden soll. "So soll doch die Europäische Union sein. Wir wollen einen Beitrag für das friedliche Miteinander in unserem Stadtteil und in Europa leisten. Wir zeigen den jungen Menschen auf, dass Zusammenleben in der Vielfalt ohne Vorurteile möglich ist. Wir bleiben am Thema 'Vorurteile' dran und werden in St. Priest mit Jugendlichen diskutieren und Erfahrungen austauschen. Auch in St. Priest wird ein Kurzfilm gedreht werden." Vom 18. bis 23. Juli ist der Gegenbesuch einer Gruppe von MKJZ-Besuchern in St. Priest geplant.
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