"Einmalige Chance vertan"
Dönerhaus versteigert – Ende der Leerstände in Sicht
Nach 14 Jahren Leerstand wurde das "Döner macht schöner"-Haus für 4,85 Millionen Euro zwangsversteigert. Das verfallende Haus an der Schwanthalerstraße 119 hatte die Lokalpolitiker des Bezirksausschusses Schwanthalerhöhe (BA 8) in unzähligen Sitzungen beschäftigt. BA-Vorsitzende Sibylle Stöhr ist froh, dass sich in dieser Sache nun endlich etwas bewegt. Aber: "Ich hätte mir gewünscht, dass die Stadt das Gebäude kauft. Eine hier einmalige Chance, dieses Objekt der Spekulation zu entziehen, wurde leider vertan." Den neuen Eigentümer, die Biermeier Bauwerte GmbH, hat sie bereits gebeten, ihre Pläne für den Neubau an dieser Stelle baldmöglichst im Bezirksausschuss vorzustellen. "Wichtig wäre, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und sich nicht am maximalen Profit zu orientieren", lautet ihr Appell.
"Horrende Summe"
York Runte vom alternativen Wohnprojekt "Ligsalz8" hat da keine große Hoffnung. "Dass das Haus zu dieser horrenden Summe zwangsversteigert wurde, lässt ja nicht mehr viel Spielraum für die zukünftige Nutzung offen", meint der Verfechter der genossenschaftlichen Idee des "Mietshäuser Syndikats". Er hatte in der Bürgerversammlung von 2017 einen Antrag auf Enteignung des Dönerhauses gestellt, der mit nur einer Gegenstimme angenommen worden war. "Bei zehn Euro Warmmiete pro Quadratmeter könnten hier in einem genossenschaftlichen oder genossenschaftsgleichen Wohnprojekt etwa 1.100 Quadratmeter Wohnfläche entstehen", lautete seine Vision.
Schmale Möglichkeiten
Dass eine Enteignung jedoch rechtlich nicht möglich sei, hatten in einer öffentlichen Sondersitzung des Bezirksausschusses im Januar 2018 mehrere Vertreter der Stadtverwaltung erläutert: Nachdem das Haus nicht mehr bewohnbar sei, liege keine Zweckentfremdung von Wohnraum vor. Drei bis vier Verlängerungen der Baugenehmigung um jeweils vier Jahre seien normal. Die Stadt, so erklärte eine Juristin der Lokalbaukommission damals, habe nur schmale Möglichkeiten: Sie verhänge Zwangsgelder und stelle dem Eigentümer die notwendig gewordenen Sicherungsmaßnahmen am Haus in Rechnung: "Das Haus stand schon zweimal kurz vor der Zwangsversteigerung, weil der Eigentümer diese Zahlungen nicht geleistet hat." Doch jedes Mal habe er in letzter Sekunde das Geld aus dem Hut gezaubert. Beim dritten Termin nun im Mai 2019 konnte er den Zuschlag für die Biermeier Bauwerte GmbH nicht mehr abwenden. Der Kommunalausschuss des Stadtrates hatte schon 2016 mit knapper Mehrheit entschieden, nicht mitzubieten.
"Negative Auswirkungen"
York Runte ist darüber enttäuscht: "Es ist aufgrund der aktuellen Gesetzeslage offensichtlich nicht möglich und – weil man daran nichts ändert – auch nicht gewollt, dass die Stadt in so einem Fall für die Menschen, die in diesem Bezirk wohnen, tätig werden kann. Jetzt wird es wahrscheinlich aufgrund der Sachzwänge, die die be-/entscheidenden Behörden sich ja selber auferlegt haben, nicht mehr möglich sein, diese Fläche sinnvoll zu nutzen. Entweder entstehen dort hochpreisige Wohnungen zu 10.000 Euro pro Quadratmeter mit den bekannten Effekten, oder, wie in dem Bauantrag des Verkäufers vorgesehen, ein Hotel. Beides hat für die Menschen die hier (noch) leben, nur negative Auswirkungen", kommentiert York Runte die aktuelle Entwicklung.
Immerhin ist mit dem Ende des Leerstands auch ein Ende der Sperrung des Gehwegs rund um das verfallende Haus in Sicht. Darüber hatten sich viele Anwohner beschwert. Auch bei den beiden Leerständen in der Nachbarschaft des Dönerhauses, nämlich Holzapfelstraße 10 und Westendstraße 35, bewegt sich etwas: Am ehemaligen "Schnitzelhaus" laufen sichtlich die Umbauarbeiten, und für den Neubau "Lebensplätze für Frauen" an der Westendstraße 35 plant die städtische Wohnungsgesellschaft GWG den Baubeginn für Anfang 2020 und die Fertigstellung für Ende 2021.
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