Ein Bankerl zum Ratschen
Bezirksausschuss macht Vorschläge
Ein Plausch, ein Schnack oder – ganz bayrisch – ein Ratsch geht eigentlich an jeder Sitzbank. 2019 erst hatte die Stadt mittels Holzbänken das Stadtgebiet mit Sitzmöbeln aufgerüstet, die tendenziell alle für ein Gespräch, auch unter Fremden, geeignet wären. Den gesellschaftsfördernden Austausch, das wertvolle zwischenmenschliche Gespräch vermochten die Sitzgelegenheiten aber vielleicht noch nicht ausreichend gefördert haben, denn Anfang des Jahres erging ein Stadtratsantrag für „Ratschbankerl“. Die Fraktionsgemeinschaft SPD/ Volt im Münchner Stadtrat stellte den entsprechenden Antrag, demnach spezielle Bänke ausgewiesen werden sollten, wo Gespräche willkommen und gewünscht sind. Jetzt geht es an die Umsetzung. Der Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe (BA 8) beriet jüngst in seiner öffentlichen Sitzung, welche Standorte im Westend für ein solches Bankerl geeignet wären. Der präferierte Standort: Ganghoferstraße Ecke Tulbeckstraße.
„Schwätzbänkle“ gibt es schon
Möglicherweise ist die Hemmschwelle für viele doch zu hoch, sich auf eine bereits belegte Sitzbank dazuzusetzen und ein Gespräch zu beginnen. Damit dies leichter wird, sollen einige öffentliche Sitzbänke ein besonderes Hinweisschild bekommen: „Ratschbankerl“. Damit ist klar, wer hier sitzt, will ratschen und freut sich über Gesellschaft. Die besondere Bank sollte ein Mittel gegen Einsamkeit werden, die durch die Pandemie, und vielleicht in der Großstadt besonders, verstärkt wurde. Die Idee trägt im benachbarten Schwabenland schon längst Früchte. Dort wurden „Schwätzbänkle“ etabliert, die, von den nicht eben als „schwätzfreudig“ bekannten Schwaben, gut angenommen wurden. Jetzt will München nachziehen und die Geselligkeit neu hochhalten. Probeweise soll nächstes Jahr pro Bezirk je ein „Ratschbankerl“ ausgewiesen werden. Ein Schild mit der Aufschrift „Ratschbankerl - Nehmen Sie Platz, wenn Sie ratschen wollen", soll eine gewöhnliche Bank zu einer neuen Begegnungsstätte werden lassen.
„Ungezwungen in Kontakt treten“
„Die Idee dahinter ist ein niederschwelliges Angebot anzubieten, um ungezwungen mit anderen Mitbürger*innen in Kontakt zu treten“, heißt es im jüngst beim BA Schwanthalerhöhe eingegangenen Schreiben vom Sozialreferat/ Abteilung Altenhilfe und Pflege. Gerade die Corona-Pandemie habe gezeigt, wie schnell die Menschen vereinsamen, im Besonderen Seniorinnen und Senioren. „Diese geschaffene Möglichkeit soll für mehr Lebensqualität in München sorgen“, bekräftigt die Behörde.
Bei der Standortsuche für „Ratschbankerl“ wurde der BA gebeten, einige Kriterien zu berücksichtigen: Die Bank solle in einem guten Zustand ist, nach Möglichkeit zentral liegen und nicht versteckt bzw. in der prallen Sonne postiert sein. Im BA Schwanthalerhöhe einigte man sich auf den Standortvorschlag Ganghoferstraße Ecke Tulbeckstraße. Als ausschlaggebend befanden die BA-Mitglieder, dass in unmittelbarer Nähe zur Straßenecke sowohl eine Kita, als auch ein Supermarkt sowie ein Seniorenzentrum gelegen sind. „Alternativ wären als Standorte der Schneckenplatz, der Georg-Freundorfer-Platz oder Bereiche vor Supermärkten geeignet“, erklärt BA-Vorsitzende Sibylle Stöhr (Grüne). Mit der Einreichung seiner Standortvorschläge bittet der BA zugleich darum, dass die bereits beantragten Bänke zwischen Schneckenplatz und Ganghoferstraße aufgestellt werden. Lange schon wartet man im Stadtbezirk auf diese Sitzgelegenheiten – und potentiellen Gesprächsplätze, zumindest für jene, die sich auch ohne Schild an die Konversation wagen.
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