"Das nehmen wir nicht hin"
Die einzige Post im Viertel macht zu
Die Post in der Bergmannstraße wird bis Jahresende geschlossen. Was im Westend seit einigen Wochen befürchtet wird, ist nun offiziell. Seit rund hundert Jahren ist im Gebäude der Hausnummer 47 bis 49 eine Post beheimatet, die es künftig nicht mehr geben soll.
Was viele Kunden jedoch nicht wissen: Schon lange ist hier kein klassisches Postamt mehr untergebracht. Stattdessen betreibt die Postbank die Filiale. Die Postbank bietet Briefmarkenverkauf und Paketdienst lediglich als zusätzliche Serviceleistungen der Post an. Eine Prüfung auf Wirtschaftlichkeit habe nun ergeben, dass die Filiale in der Bergmannstraße nicht mehr kostendeckend läuft, erklärt ein Sprecher der Postbank auf Anfrage. Daher wurde die Schließung beschlossen.
Das Westend zeigt dagegen Widerstand: „Wir lassen uns das so nicht gefallen“, bekräftigt Sibylle Stöhr (Grüne), Vorsitzende des Bezirksausschusses Schwanthalerhöhe (BA 8). Das Gremium wandte sich nun an den Oberbürgermeister und startet zudem eine Unterschriftenaktion für den Erhalt der Post.
Infrastruktur erhalten
„Die Schließung der Postfiliale in der Bergmannstraße bedeutet für die 30.000 Bürgerinnen und Bürger in der Schwanthalerhöhe eine massive Verschlechterung der Versorgungssituation mit Briefen und Paketen“, erklärt der BA in seinem Schreiben an Oberbürgermeister Dieter Reiter sowie die Bürgermeisterinnen Katrin Habenschaden und Verena Dietl. Pakete etwa, die nicht ausgeliefert werden können, müssten zumeist im Postverteilzentrum in der Arnulfstraße abgeholt werden. Besonders für Senioren sei dies eine unzumutbare Belastung, die oft nur mit dem Auto zu bewältigen sei. Man müsse eine lebendige Infrastruktur im Viertel erhalten. Die Schließung der einzigen Post im Viertel werde man daher „nicht ohne Weiteres hinzunehmen“. Man fordert die Stadtspitze dazu auf, sich für den Erhalt einzusetzen.
Postfilialen schaffen
Die Postbank hat indes ihre Entscheidung gefällt: „Auch wenn es auf den ersten Blick anders scheint, rechnet sich eine Filiale nicht mehr überall. Dies ist leider auch bei dieser Filiale der Fall“, erklärt Postbank-Sprecher Oliver Rittmaier. Beim Entschluss, die Filiale in der Bergmannstraße zu schließen, sei die Kundenfrequenz nicht der entscheidende Indikator gewesen.
Vielmehr müsse „das Verhältnis zwischen reinen Serviceleistungen (z.B. Postdienstleistungen, Bargeldauszahlung) und wertschaffendem Neugeschäft (z.B. durch Abschlüsse und Nutzung von Bankprodukten) stimmen“, erläutert der Sprecher. „Ist das Verhältnis nicht ausgewogen, führt dies zu einem nicht kostendeckenden Ergebnis einer Filiale.“ Die Postbank-Filiale in der Bergmannstraße rechnet sich also nicht mehr. Wann genau sie schließt, stehe noch nicht fest. Entlassungen seien nicht geplant, Mitarbeiter der Filiale werde man in benachbarten Filialen einsetzen. Und damit im Westend trotzdem Post- und Paketdienstleistungen angeboten werden können, suche die Deutsche Post Partner, die Filialen anbieten wollen.
„Verlieren Laden des täglichen Bedarfs“
Postfilialen aber hält der Bezirksausschuss für keine Alternative zu einem echten Postamt. „Wir verlieren einen Laden des täglichen Bedarfs nach dem anderen – aber nicht aufgrund neuer Einkaufszentren, sondern weil z.B. Eigentümer bzw. Vermieter mehr Geld bekommen, wenn sie statt an einen Schreibwarenladen an einen Faltgrill-Laden vermieten“, bekräftigt der BA in seinem Schreiben an den Oberbürgermeister. „Wenn die Post dann noch verschwindet, ist das dann das Tüpfelchen auf dem i.“
Bereits im Dezember hatte der BA sich ans Referat für Stadtplanung und Bauordnung gewandt und eine Veränderungssperre für das Gebäude beantragt. Durch ein Verbot der baulichen Veränderung wollte man „Spekulationen mit einer anderen, lukrativeren Nutzung des Anwesens einen Riegel vorschieben“. Das Antwortschreiben hierfür steht noch aus.
Nun legt das Gremium nach und initiiert eine Unterschriftenaktion: Bürger sind aufgerufen, für den Erhalt der Post zu unterzeichnen. Dies ist mit den gelben Karten möglich, die in verschiedenen Läden im Westend abgegeben werden können.
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