Eine Gemeinde gratuliert
Gräfelfing feiert Eberhard Reichert
Drei Jahrzehnte lang hat er Gräfelfing geprägt und dem Ort seine Handschrift verliehen: Im Alter von 30 Jahren wurde Dr. Eberhard Reichert 1972 einer der jüngsten Bürgermeister Deutschlands. Bis 2002 blieb er unangefochten an der Spitze der Gemeinde. In eine Stichwahl musste er nach seinem Amtsantritt nie wieder.
Jetzt am 1. Juli gab es ihm zu Ehren im festlich geschmückten Bürgerhaus einen feierlichen Empfang, bei dem ihm Weggefährten aus Politik und Verwaltung, Vertreterinnen und Vertreter der Gräfelfinger Vereine, der Kirchen und des öffentlichen Lebens sowie Freunde und Familie ihre Wertschätzung zeigten. Anlässe gab es gleich zwei: Dr. Eberhard Reichert war am 2. Februar 80 Jahre alt geworden und der 1. Juli vor genau 50 Jahren war sein erster Arbeitstag im Rathaus.
"Der Bürgermeister"
„30 Jahre Bürgermeister in Gräfelfing – viele junge Gräfelfingerinnen und Gräfelfinger kannten bis dahin nur dich an der Spitze der Gemeinde. Ich war einer von ihnen“, erinnerte sich Bürgermeister Peter Köstler in seiner Festansprache. „Am 30. August 1972 geboren – da warst du gerade zwei Monate Bürgermeister. Für mich warst du „der Bürgermeister“ und ich glaube, da spreche ich auch für viele Anwesende."
Die Verwaltung führte der spätere Ehrenbürger und Träger des Bundesverdienstkreuzes Dr. Reichert mit Umsicht, Kompetenz und diplomatischem Talent. Die Abläufe systematischer und effizienter zu gestalten – sowohl im Gemeinderat als auch in der Verwaltung – hatte er sich auf die Fahnen geschrieben. „Davon profitieren wir heute noch“, so Köstler. Dies war auch nötig, denn es waren in den 1970er Jahren turbulente, unruhige Zeiten in Gräfelfing mit heftigen kommunalpolitischen Fehden und herausfordernden Aufgaben.
Gartenstadt als oberste Maxime
In Eberhard Reicherts Zeit als Bürgermeister fiel der Bau zahlreicher ortsprägender Gebäude wie die Erweiterung des Schulcampus Lochham, das Bürgerhaus samt Platzgestaltung, die Aussegnungshalle oder der Feuerwehr-Neubau. Die Verhinderung der Hochhäuser „Hänsel und Gretel“, die Freihaltung der Würmufer, die Reform des Baurechts und die Aufstellung von Bebauungsplänen zur Wahrung des Gartenstadt-Charakters: Im Schulterschluss mit seinem Zweiten Bürgermeister Josef „Josi“ Schmid und zeitweise mit Sigi Segl als Drittem Bürgermeister gestaltete Dr. Eberhard Reichert die Gartenstadt in ihren Grundzügen, wie sie sich auch heute noch präsentiert.
Qualität statt Quantität
„Es muss nicht immer noch mehr sein, das war schon damals Dein Credo“, fasste Peter Köstler zusammen. „Qualität statt Quantität, das war die Leitlinie. Du hast Dir immer Ziele gesetzt, Visionen über längere Zeit verfolgt, auch wenn es Rückschläge gab. „Diese Zeit hatte ich zum Glück“, hast Du einmal gesagt.“
Er sei von tiefer Dankbarkeit erfüllt hinsichtlich seines Lebens als Bürgermeister in Gräfelfing, betonte der Jubilar anschließend. Er bedankte sich für den Festabend sowie auch bei allen Gästen, die ihn zum Teil weite Strecken seiner Laufbahn begleitet hatten. Ein besonderer Dank galt seiner Ehefrau Christa und seinen vier Söhnen Kai, Jörg, Till und Bernd, die ihn mit einem humorvollen gemeinsamen Vortrag hochleben ließen. „Bürgermeister ist der schönste Beruf der Welt“ – mit diesem Satz verabschiedete sich Eberhard Reichert. „Welch ein Leben!“
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