Zum Schuljahresbeginn stochert die Stadt im Nebel
Keine Betreuung: Eltern beklagen "Notstand" an der Samberger Schule
Mit dem Schulanfang begann für viele Kinder der Ernst des Lebens – und für eine ganze Reihe ihrer Eltern in Solln eine echte Notlage. Für viele Kinder gibt es keine Betreuungsmöglichkeit, berichteten davon Betroffene dem Bezirksausschuss (BA) im Münchner Süden: „Seit Januar / Februar haben wir alles versucht, einen Betreuungsplatz zu finden“, erzählte ein Vater, „alles erfolglos.“
Das Problem an der Samberger Schule sei dem Bezirksausschuss seit einem Jahr bekannt, erläuterte dessen Vorsitzender Ludwig Weidinger. Die Stadt sehe das allerdings nicht. „Wir weisen sie ständig auf den Notstand hin“, so Weidinger, „die Stadt antwortet stets, es gebe keinen Bedarf.“ Das städt. Bildungs- und Sportreferat (RBS) habe das Problem nicht erkannt, so Weidingers Eindruck.
In der Samberger Schule gibt es zwar eine Mittagsbetreuung; für eine zweite, die die Not mildern könnte, fehlen jedoch die Räume. Das erläuterte die Kinderbeauftragte des BA, Monika Reim. „Es ist knallvoll“, schilderte sie die gegenwärtige Situation.
Ignoriert die Stadt die Not?
„Wir wissen von 35 Kinder, die jetzt einen Platz suchen“, berichtete Anke Sponer. Sie ist nicht nur Mitglied im BA, sondern auch Elternbeirätin an der Samberger Schule und geht davon aus, dass es neben diesen 35 Schülern bis zu 70 weitere gebe, die gegenwärtig unversorgt seien. „Das finde ich schon dramatisch, denn es bedeutet, dass Erstklässler nach dem Unterricht alleine nach Hause kommen“, sagte sie, „von 400 Kindern an der Samberger Schule haben 200 einen Betreuungsplatz – der Rest sitzt auf der Straße.“ Auch Sponer beklagt, dass die Stadt die Notlage der Eltern nicht wahrnehme.
Bezirksausschuss und Elternbeirat haben bekräftigt, sich erneut an das städt. RBS zu wenden, um den Familien zu helfen.
"Daten erhalten wir erst im vierten Quartal"
Wie viele Kinder an der Samberger Schule einen Betreuungsplatz brauchen, weiß das städt. RBS tatsächlich auch am Schuljahresbeginn nicht. "Eine genaue Anzahl aktuell noch fehlender Plätze liegt uns nicht vor", räumte ein Sprecher des RBS gegenüber dem Sendlinger Anzeiger ein, "neuere Daten erhalten wir erst im Laufe des vierten Quartals. Aktuell gebe es nur die Daten aus dem vorigen Schuljahr (da habe der ganztägige Versorgungsgrad im Sprengel der Grundschule Sambergerstraße bei 63 % gelegen).
Das RBS erklärte, es lasse sich auch gar nicht erheben, wie hoch der konkrete Betreuungsbedarf an einer Schule sei. Ein Grund sei, dass es verschiedene Wege der Anmeldung der Kinder für einen Betreuungsplatz gebe. Zum anderen werden Kinder angemeldet, die bereits einen Platz in einer anderen Einrichtung haben.
Auf die Frage, ob das RBS für die Sollner Eltern kurz- oder mittelfristige Lösungen habe, antwortete die Behörde nur mit dem Hinweis auf die Elternberatung auf seiner Internetseite (http://www.muenchen.de/kita). Dort werde man Eltern "eingehend zu weiteren Betreuungsmöglichkeiten entsprechend der individuellen Bedürfnisse beraten".
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