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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
"Wie wollen wir werben?"
Bezirksausschuss uneinig über Finanzierung der Stadtteilkarte von Green City
Der Verein Green City e.V. hat beim Sendlinger Bezirksausschuss (BA 6) einen Antrag auf über 1.495 Euro aus dem Stadtbezirksbudget gestellt. Finanziert werden soll die Neuauflage und die Verteilung der Stadtteilkarte: Nachhaltig leben in Sendling & Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt, die im Rahmen des Projektes "GESTERN. HEUTE. FÜR MORGEN." entstanden ist.
Gesammeltes Wissen
Über den Zeitraum von mehreren Monaten kam bei dem Projekt "gesammeltes Wissen aus Online-Befragungen und Straßenumfragen, aus Workshops und Stadtteilspaziergängen" zusammen, so der Verein Green City. Insgesamt 134 Orte, Läden und Initiativen, die es allen Nutzern der Stadtteilkarte einfacher machen sollen, nachhaltig zu leben, sind so zuammengekommen. Die Faltkarte im Posterformat liegt u.a. in der Sendlinger Stadtbibliothek (Albert-Roßhaupter-Straße 8) und im Stemmerhof (Plinganserstraße 6) aus. Weitere Orte und Infos zur Stadtteilkarte unter www.greencity.de.
Neue Nutzer erreichen
Christina Hesse (Grüne), Beauftragte für Umwelt und Nachhaltigkeit, stellte den Mitgliedern im BA 6 die Stadtteilkarte vor und warb für die Finanzierung. Dabei berichtete Hesse, dass sich der Verein Green City bewusst für eine Neuauflage erneut in Papierform entschieden habe. "Weil es eben so anders genutzt wird und nochmal an andere Zielgruppen rankommt. Nämlich nicht die, die explizit nach Nachhaltigkeit in Sendling suchen", so Hesse. Laut der Beauftragten für Umwelt und Nachhaltigkeit habe der Verein nach der Erstauflage im Dezember letztes Jahr durchweg positive Rückmeldungen erhalten. Nutzer der Stadtteilkarte seien sowohl junge Menschen, als auch Senioren, die sich beispielsweise den Plan zu einem Spaziergang einpacken und so ihr Viertel neu entdecken.
Niemanden ausschließen
Die Frage nach der Finanzierung löste unter den Mitgliedern eine längere Diskussion aus. Louisa Pehle (SPD) warf die Frage ein, ob es sinnvoll sei einen Plan mit öffentlichen Geldern zu fördern, der neben gemeinnützigen Projekten und öffentlichen Orten auch beispielsweise kommerzielle Unternehmen und Einzelhändler wie die Bäckerei Hofpfister auflistet. So sei diese zwar "öko", so Pehle, aber auch andere Bäckereien könnten dies sein, ohne dass sie in dem Plan Erwähnung fänden. Patrick Oehler (FDP) schloss sich der Kritik Pehles an. "Ich habe da auch ein bisschen Bauchschmerzen. Sind da wirklich alle Unternehmen angefragt worden, die sich mit Nachhaltigkeit beschäftigen und auch nachhaltig sind, ob sie teilhaben möchten?" Er brachte auch ein, dass beispielsweise Einzelhändler Werbung schalten könnten, damit der Plan sich refinanziere. Zudem befürworte er mehr ein digitales Angebot der Karte als den Druck. Andreas Lorenz (CSU) mahnte wie Oehler an, dass sich Unternehmen und Einzelhändler ausgeschlossen fühlen könnten. Philip Fickel (SPD) warf u.a. ein, dass er den Betrag für den Flyer als zu hoch empfinde.
Unparteiisch und nicht kommerziell
Hesse ging auf die Bedenken der Mitglieder ein und betonte nochmals, dass die Stadtteilkarte in einer Art Nachbarschaftsprojekt zusammen mit Unterstützung und dem Fachwissen von Green City entstanden sei. "Es sind insgesamt 134 Orte, und es sind wirklich die guten und passenden dabei", so Hesse. Für sie stehe es zudem außer Frage, dass die Stadtteilkarte von Unternehmen und Händlern mitfinanziert werden sollte. "Ich würde sehr davon abraten, dass wir das mit Sponsoring verknüpfen. Das sollte genau nicht passieren, dass dann plötzlich Werbung geschaltet wird von einer Hofpfisterei, sondern das Gute an so einem Nachhaltigkeitsüberblick ist ja, dass er unparteiisch ist und in dem Fall von den Nachbarn und Nachbarinnen und mit der Expertise von Green City gemeinsam gestaltet wurde."
Für Nachhaltigkeit werben
Die Mitglieder diskutierten u.a. die Frage, ob es nachhaltig sei, die Stadtteilkarte als gedruckte Faltkarte zu veröffentlichen oder ob eine digitale Version ausreiche. Die Beauftragte für Umwelt und Nachhaltigkeit sprach sich, so wie auch der Verein Green City, für eine gedruckte Version aus. "Wie wollen wir denn werben für nachhaltig ausgerichtete Orte im Stadtteil, wenn wir es nicht tun. Also wir können jetzt alles unterlassen, wir können keine Webseite dazu bauen, wir können keine Plakate machen, wir können keine Flyer unterstützen, möglichst keine Werbeschilder - dann haben wir extrem nachhaltig gehandelt, aber dann haben Personen, die nicht in der Bubble (zu Dt.: Blase) sind, es auch einfach nicht mitbekommen", gab Hesse zu bedenken. Die Mehrheit der Mitglieder im Bezirksausschuss stimmte letztlich für die Finanzierung der Stadtteilkarte. Der Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt (BA 2) hat dem Budgetantrag von Green City für die Neuauflage der Stadtteilkarte über 5.000 Stück bereits zugestimmt und übernimmt somit die andere Hälfte der Gesamtkosten.
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