Wenn man nicht mehr alles alleine schafft
Die Nachbarschaftsbrücke bringt Sicherheit in den Alltag
"An manchen Tagen erlebe ich, dass ich nicht mehr so kann wie früher. Was mache ich, wenn diese Tage die Regel werden und ich meinen Alltag nicht mehr alleine bewältigen kann?" Fragen wie diese stellen sich viele ältere Menschen, die noch alleine für sich sorgen können, denen aber bewusst ist, dass sich schnell etwas ändern kann und sie dann Hilfe benötigen. Bei der "Nachbarschaftsbrücke Sendling" rufen oft auch ältere Menschen an, die keine konkrete Hilfe benötigen, aber die sich schon einmal vorab über die Hilfsangebote informieren wollen.
Hilfsbereite Sendlinger mit sozialer Einstellung
Das Hilfsprinzip der "Nachbarschaftsbrücke Sendling", die in der Trägerschaft des Gemeinde - und Diakonievereins Sendling e.V. steht, ist denkbar einfach: Sie bringt Menschen, die Hilfe benötigen, und solche, die helfen wollen, zusammen und agiert als professioneller Vermittler. Bei dieser Art der Vermittlung, so Dr. Annika Krummacher, die zusammen mit dem Diplompsychologen Konrad Huber die "Nachbarschaftsbrücke Sendling" leitet und zugleich auch Ansprechpartnerin ist, wird gleichermaßen darauf geachtet, den Bedürfnissen der Hilfesuchenden, aber auch den Helfern gerecht zu werden. "Die Profile von unseren Helfern und Klienten sind ganz gemischt. Da gibt es auf der einen Seite ältere rüstige Menschen, die helfen wollen und zugleich auch ihre Rente aufbessern", sagt Krummacher und erläutert weiter, dass es unter den Helfern auch Studenten aus dem sozialen Bereich gibt oder Vollberufstätige, die an zwei Stunden in der Woche ein gutes Werk an ihren Mitmenschen tun möchten. Bei den Klienten, so Krummacher, handelt es sich zum größten Teil um ältere Menschen, die Hilfe benötigen. "Aber zu uns kommen auch Berufstätige, die aus Krankheitsgründen ausfallen und für geraume Zeit Hilfe in Anspruch nehmen müssen. Auch das leistet die Nachbarschaftshilfe."
Passende Unterstützung
"Wir bieten ein niederschwelliges, unkompliziertes und kostengünstiges Hilfsangebot an, was individuell auf die Bedürfnisse der Hilfesuchenden, aber auch auf die der Helfenden angepasst wird", erklärt Dr. Krummacher. Im Flyer der Nachbarschaftsbrücke wird das Spektrum des Hilfsangebots folgendermaßen umrissen: "Die Angebote und Fähigkeiten unserer Helferinnen und Helfer sind vielseitig: Einkäufe, Saubermachen, Wäsche waschen, Gespräche, Begleitung, Vorlesen, Behördengänge, Hilfe beim Ordnen von Post und Papieren, stundenweise Betreuung von kranken und verwirrten Menschen, kleine handwerkliche Arbeiten ... Mit ihrem Einfühlungsvermögen und ihrer eigenen Lebenserfahrung bringen sie menschliche Wärme in Ihren Alltag." Wie oft und wie lang ein Helfer kommt, hängt immer davon ab, wie groß der Bedarf ist. Die Nachbarschaftsbrücke ersetzt keinen Pflegedienst, aber es könne durchaus vorkommen, so Krummacher, dass Hilfe bis zu 6 Stunden in der Woche über die Nachbarschaftsbrücke angboten wird. In der Regel sind es zwei Stunden in der Woche, die ein Helfer kommt.
Wer kann Helfer werden?
Im Grunde kann jeder, der sich gerne im sozialen Bereich engagieren will, bei der Nachbarschaftsbrücke als Helfer arbeiten. Es gibt sogar einen inklusiven Anspruch, dem die Nachbarschaftshilfe an sich stellt, sodass sich auch Menschen als Helfer melden können, die selbst Probleme haben, wie beispielsweise eine psychische Erkrankung. Es wird dann geschaut, in welchem Bereich man den Helfer einsetzen kann. Eine besondere berufliche Qualifikation müssen Helfer nicht haben. "Wichtig ist uns", so Krummacher "dass sie die Motivation mitbringen, helfen zu wollen." In einem Erstgespräch wird ausgelotet, welche Aufgaben der Helfer übernehmen kann. Wenn sich dann beide Seiten eine Zusammenarbeit vorstellen können, wird mit dem Helfer ein Vertrag abgeschlossen. Darin wird nicht nur die Aufwandsentschädigung festgehalten und dass der Helfer über die Nachbarschaftshilfe versichert ist, sondern auch, welche Tätigkeiten er nicht übernehmen soll. Dazu gehören alle pflegerischen Maßnahmen. Die Nachbarschaftsbrücke steht den Helfern immer auch mit Gesprächsangeboten zur Seite und sie werden durch Fortbildungsangebote bei ihrer Arbeit begleitet.
Wie kann man Hilfe bekommen?
Das Büro der "Nachbarschaftshilfe Sendling" befindet sich in der Oberländerstraße 36 im ersten Stock. Hilfesuchende können sich an fünf Tagen in der Woche telefonisch dort melden: Montag, Dienstag, Mittwoch und Freitag von jeweils 9 bis 11 Uhr und am Donnerstag von 11 bis 16 Uhr. Auch per E-Mail ist die Nachbarschaftsbrücke erreichbar unter: nbb-sendling@gmx.de. Der Hilfesuchende vereinbart ein Gesprächstermin und darin wird herausgefunden, welche Art von Hilfe angebracht wäre und was die Nachbarschaftsbrücke leisten kann. Die Kosten von 11 Euro pro Stunde übernimmt entweder der Hilfesuchende selbst oder er hat Anspruch auf Übernahme der Kosten durch das Sozialbürgerhaus, was die Helferstunden bewilligen muss. "Was wir auf jeden Fall immer auch kommunizieren, ist, dass wir keine Putzfrauenvermittlungsstelle sind", erklärt Annika Krummacher, der es ein wichtiges Anliegen ist, dass die Unterstützung, die ein Klient über die Nachbarschaftsbrücke bekommen kann, keine Dienstleistung ist, sondern eine Hilfe. Und als solche wird sie von beiden Seiten begriffen - von den Helfenden als auch von denen, die Hilfe bekommen. Weitere Informationen gibt es unter www.himmelfahrtskirche.de/nbb im Internet.
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