Wenn das Handy in die Schuldenfalle führt
H-TEAM hilft Menschen in der Not und erklärt, worauf man achten sollte
"Jeder ist verschuldet, ganze Staaten sind verschuldet", sagt Melina Welscher. Sie leitet die Schuldner- und Insolvenzberatungsstelle beim Verein H-TEAM (Plinganserstraße 19). "Jeder hat einen Kredit", fährt sie fort, "Schuldenmachen wird als etwas ganz Normales vermittelt."
Kostenlose Beratung
Wer allerdings den Überblick verliert und in die Schuldenfalle getappt ist, weiß sich oft nicht mehr zu helfen. Mancher wird krank. "Der Schuldendruck lastet auf den Menschen", weiß Welscher. Das H-TEAM setzt daher auf Beratung und unterstützt Münchner, die ihr Schuldenproblem alleine nicht mehr bewältigen können. Erwachsenen steht die Beratungsstelel des H-Teams offen - kostenlos und vertraulich.
Damit Jugendliche gar nicht erst Schulden anhäufen, klärt Melina Welscher insbesondere an Förderschulen junge Leute über die Fallstricke auf. Sie erklärt den Neuntklässlern, die vor dem Schulabschluss stehen, worauf sie achten müssen.
Oft ist das Handy schuld
Warum machen Jugendliche überhaupt Schulden? Falsches Konsumverhalten nennt Melina Welscher als Hauptgrund: "Jugendliche geben Geld aus, das sie nicht haben - meist für Handys oder fürs Ausgehen. Bei den unter 25-Jährigen sind das nach wie vor die häufigsten Gründen für eine Überschuldung." Gerade in dieser Altersgruppe ist es schwierig, nicht mit der Masse mitzuschwimmen.
Nachfragen, wenn man etwas nicht versteht!
Handyverträge haben oft Fußangeln: "Ganz oft fehlt es an Wissen", erklärt Welscher, "die Schüler haben oft gar nicht verstanden, was sie da abschließen." Sie übersehen, dass sein vermeintlich günstiger Tarif nur auf die ersten Monate beschränkt ist oder dass Verträge sehr lange, bis zu zwei Jahre, laufen. Sie verstehen die Regelung der Kündigungsfristen nicht. Welschers dringender Rat: "Verträge durchlesen! Und wenn man etwas nicht versteht, dann nachfragen - aber nicht unbedingt beim Händler!"
Bei Erwachsenen ist es in der Regel der Verlust der Arbeitsplatzes, der in die Schulden führt. Hier steht die Arbeitslosigkeit an erster Stelle, so Welscher: Wer seinen Job verliert, kann fällige Raten bald nicht mehr zahlen.
Wissen geht verloren
"Dass wir unser Geld ausgeben, ist vom System so gewollt", fasst Welscher zusammen. "Man lernt nicht mehr, zu sparen." Sie vermisst, dass der Umgang mit Geld in der Allgemeinbildung kaum vorkommt. Da werde zu wenig getan. So geht praktisches Wissen verloren. Die Budgetplanung gehört zu diesem Basiswissen: Die Frage "Wieviel Geld habe ich?" sollte jeder beantworten können.
Sie steht auch am Anfang jeder Schuldnerberatung. Die Budgetplanung ist der Schlüssel, um aus Schulden herauszukommen. Das H-Team hilft verschuldeten Menschen zunächst, sich auch einen Überblick zu verschaffen, welche Schulden überhaupt vorhanden sind. Am Anfang steht oft das Sortieren von Papieren und Rechnungen.
Abgesehen davon ist die Ausgangslage in fast jedem Fall eine andere. Entsprechend vielfältig sind die Möglichkeiten des H-TEAMs, zu helfen - bis hin zum letzten Ausweg, der Privatinsolvenz. "Wenn man gut zusammenarbeitet, kann man den Menschen gut helfen", bekräftigt Melina Welscher.
Hier gibt's Hilfe
Die Schuldnerberatung des H-TEAMs (ab 18 J.) steht kostenlos allen Münchner offen. Terminvereinbarung unter Tel. 089 / 7473620.
Die Präventionsarbeit an den Förderschulen finanziert das H-TEAM ausschließlich über Spenden. Spenden sind willkommen ( Raiffeisenbank Süd eG, BLZ 70169466, Kontonummer 703478 ).
Info: www.h-team-ev.de.
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