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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Von Kindern für Kinder
Der Kinderstadtplan Sendling-Westpark ist da
Im Turnraum der Grundschule an der Werdenfelsstraße ging es heiter bis emsig zu. Nach zwei Jahren forschen, fotografieren, sammeln, testen und unter die Lupe nehmen, war es endlich so weit: Der Kinderstadtteilplan Sendling-Westpark ist fertig! Von Frühjahr 2016 bis Winter 2017 hatten Schüler der Grundschule Fernpaßstraße und der Grundschule an der Werdenfelsstraße die Möglichkeit, einen Kinderstadtteilplan mitzugestalten. Sie haben Spielplätze getestet, ihre Lieblingsorte gezeigt, Geheimtipps gegeben oder Freizeiteinrichtungen kennengelernt. Die Mitarbeiter von Spiellandschaft Stadt e.V. begleiteten die über 600 jungen Forscher über den gesamten Zeitraum.
Die Präsentation
Zur feierlichen Präsentation des fertigen Stadtteilplanes waren die Schüler der vierten Jahrgangsstufe der Werdenfelsschule, stellvertretend für alle Kinder, die teilgenommen hatten, sowie die Kooperationspartner des Spiellandschaft Stadt e.V. und die Presse geladen. Das war natürlich aufregend. Von den Kooperationspartnern waren Klaus Schwarzer vom Stadtjugendamt München und Günter Keller, der Vorsitzende des Bezirksausschusses Sendling-Westpark, gekommen. Geladen hatten Evelyn Knecht, Claudia Horvat und Katharina Bichler vom Verein Spiellandschaft Stadt.
Zunächst wurde sich natürlich viel bedankt, aber die Geduld der Viertklässler wurde nicht allzu lange auf die Probe gestellt. Claudia Horvat, freie Mitarbeiterin des Spiellandschaft Stadt e.V., führte kurzweilig durchs Programm und bezog das überwiegend zehnjährige Publikum dabei fleißig mit ein. Sie erinnerte an die ersten Schritte, zum Beispiel, das spielerische Forschertraining in den Schulklassen, einzelne Stationen in West- und Südpark, die man gemeinsam besucht und was man da so alles entdeckt hatte.
Ein Sprachrohr für die Kinder
Evelyn Knecht, die Koordinatorin der Arbeitgemeinschaft Spiellandschaft Stadt in München, erwähnte, welch tolle Projekte durch die Zusammenarbeit mit den Kindern, den Schulen, dem Bezirksausschuss und dem Stadtjugendamt sowie den Spielplatzpatenschaften entstanden sind. Sie betonte, wie schnell und flexibel immer wieder auf die Wünsche der Kinder eingegangen würde; die Zulassungen für die Installation einer Slackline oder einfach nur eine gemähte Wiese, damit man wieder Fußball spielen konnte. Man ermutigte die Schüler noch einmal von allen Seiten, auch weiterhin ihre Wünsche dem Verein Spiellandschaft Stadt mitzuteilen, damit dieser als Sprachrohr fungieren könne.
Dann schritt man zur offiziellen Ausgabe des nagelneuen Kinderstadtteilplanes. Claudia Horvat hatte einige Mühe, die Aufmerksamkeit des Publikums zurückzugewinnen. Es wurde sich noch einmal bedankt und dann durften die Kinder von ihren Erlebnissen, Ideen und Kritikpunkten berichten.
Es geht darum, Einblicke zu geben
Vielen war der Besuch im Männerturnverein in gutem Gedächtnis geblieben. Vor allem weil die Senioren die Kinder launig empfangen hatten. Vom Laufband bis zum Bankdrücken, alles durfte ausprobiert werden. Aber auch der Besuch bei der Großmutter eines Klassenkameraden war noch sehr parat, weil es neben Naschereien dort auch viele Geschichten über den eigenen Stadtteil zu hören gegeben hatte.
Spielen und Vertrauen sind wichtig für die Entwicklung
Bei all dem wurde aber vor allem eines klar: Wesentliche Vorraussetzung dafür, dass solche Projekte funktionieren, ist die Unterstützung der Schule und vor allem der Eltern. "Die Eltern müssen den Kindern ja auch Vertrauen entgegenbringen. Es ist heute nicht selbstverständlich, dass sie sich frei bewegen können. Auf Entdeckertour ist das aber notwendig, sonst können sie ja nicht selbstständig forschen." Evelyn Knecht ist seit über 25 Jahren mit dem Verein Spiellandschaft Stadt im Interesse der Kinder tätig. Sie weiß als Pädagogin, wie wichtig das Spielen und auch das unabhängige Agieren für die Persönlichkeitsentwicklung sind. "Die Kinder entwickeln dabei Kompetenzen wie Selbstständigkeit, aber auch Höflichkeit und Interesse. Man muss Fragen stellen, fremde Menschen ansprechen. Wenn man dabei zu zögerlich oder zu direkt ist, dann bekommt man vielleicht keine Antworten."
Arbeiten mit Kindern über die Jahre
Seit 1991 organisiert sie den Kinderstadtteilplan und kennt die Bedürfnisse der Kinder. Daran habe sich auch nie wirklich etwas geändert. Aus Skaten wird Slacklinen, es gibt keine klare Linie, welche Spielsachen im Gros von Mädchen benutzt werden, welche von Jungen. Ausgefallen seien die Wünsche der Kinder nicht. "Ausgefallen ist eher, wie jedes Kind damit umgeht. Die einen beschäftigen sich lieber mit Instrumenten, die anderen toben im Buschlabyrinth." Bei den öffentlichen Spielplätzen habe sich aber viel getan und die Stadt beziehe die Wünsche der Kinder sehr mit ein. Problematisch sei das eher auf "halböffentlichen" Spielplätzen in privaten Wohnanlagen, da gäbe es noch reichlich Entwicklungsbedarf.
Wo gibt es den neuen Stadtteilplan?
Alles über die Arbeitsgemeinschaft Spiellandschaft Stadt und über den Kinderstadtteilplan findet man unter spiellandschaft.de auf der Website, dort gibt es auch den Stadtteilplan für drei Euro zu bestellen. Ansonsten kann man ihn auch vor Ort, im Kinderinformationsladen in der Albrechtstraße 37, im JIZ in der Sendlingerstraße 7 oder im Dschungelpalast des Feierwerk e.V. in der Hansastraße 41 erwerben.
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