"Unser Rezept schmeckt immer noch"
Bob Ross freut sich auf die "Party" mit Blechschaden
Die „Isarphilharmonie“ dient künftig als Konzertsaal für die Zeit der Sanierung der Philharmonie im Gasteig. Am Samstag, 23. Oktober, tritt dort um 20 Uhr "Blechschaden und Bob Ross" auf. Tickets (ab 37,50 Euro) gibt es über Münchenticket. Auch im neuen Programm für die Tournee 2021 / 2022 mixt Blechschaden die verschiedenen musikalischen Genres zu einem höchst unterhaltsamen Melodien-Cocktail, garniert mit urkomischen Moderationen und Einlagen. Vor allem der schottische Leiter Bob Ross greift dabei großzügig in die Humor-Kiste. Bei all der ernsthaften Professionalität, mit der die Musiker ihre Instrumente beherrschen, steht für Blechschaden immer eines im Vordergrund: Dem Publikum Spaß an der und um die Musik herum zu bereiten. Wie sehr er sich auf diese "Party" freut, erklärt Bob Ross im Gespäch mit Johannes Beetz:
"Es ist für mich kein Dilemma"
Mit der Bundestagswahl ist das Ende eine langen Ära besiegelt. Die einen drängen jetzt auf einen Aufbruch zu Neuem, die anderen wollen Bewährtes nicht aufgeben. Als 37 Jahre bestehendes Ensemble stehen Sie ja vor demselben Dilemma, Altes und Neues immer wieder so zu verknüpfen, dass es für Musiker und fürs Publikum gleichermaßen „passt“. Wie lösen Sie diese Spannung in Ihrem neuen Programm? Und was ist daran neu?
Bob Ross: Neu mit Alt ist für mich kein “Dilemma“, da unser “Rezept“ immer noch schmeckt. Wir adaptieren Klassiker der U- und E-Musik; das sind etwa 24 Titel à 3 Minuten an einem Abend, das ist unsere “never ending Tour". Wir haben Supe-Arrangeure, die für Super-Musiker schreiben. Inzwischen haben wir schon die zweite Generation bei Blechschaden, aber das Niveau bleibt hoch - sonst wären unsere Musiker ja nicht bei den Philharmoniker engagiert.
Zur Zeit haben wir eine neue CD Produktion mit neuen Arrangements. Ich erkläre den Leuten dann: "Und nun spielen wir ein altes Lied von Elvis, da es keine neue mehr von ihm gibt ..."
In unseren Programm haben wir neue Stücke - z.B. von TSOP (The Sound of Philadelphia), das ist funky Musik aus den 70ern, oder "Waterloo" von ABBA. Es gibt sogar eine Uraufführung: Unser Schlagzeuger hat eine Komposition mitgebracht und was wäre eine Party ohne ein Schlagzeugsolo?
"Auf jeden Fall besser"
Sie sind eines der ersten Ensembles, die in der neuen Isar-Philharmonie in Sendling auftreten. OB Reiter hat das Haus einen „coolen Ort“ genannt. Wie „cool“ ist es denn, in diesem funkelnagelneuen Raum aufzutreten? Wie „klingt“ der neue Saal?
Bob Ross: Die Isarphilharmonie klingt auf jeden Fall besser als die Elbphilharmonie, weil wir in München keine Verstärkung brauchen wie in Hamburg. Und so schlecht war der Gasteig ja auch nicht - bis eine alte Dame mal die Presse anrief und sagte "Die Akkustik ist schlecht und ich weiß das, weil ich die Philharmoniker aus dem Gasteig im Radio gehört habe!”
"Die beste Witze sind wahre Geschichten"
Musik ist ja oft mit solchen Anekdoten, Geschichten, Legenden verbunden: Da gibt den schwermütigen Grafen der Goldberg-Variationen, das Geheimnis um „Elise“ bei Beethoven, aber auch den Irrtum, dass „Bella Ciao“ als Partisanenlied entstanden sei (es erzählte zuvor die Geschichte der von Männern ausgebeuteten, hart arbeitenden Frauen auf den italienischen Reisfeldern). Welche Geschichte erzählen Sie am liebsten?
Bob Ross: Ich erzähle gerne Anekdoten aus dem Musikerleben wie in meinem neuesten Buch “Dirigenten und andere Katastrophe“. Die beste Witze sind wahre Geschichten! Zum Beispiel die, in der der Dirigent während der Aufführung eingeschlafen ist …
Das Leben ist ernst genug; mit Humor hat Blechschaden 37 Jahre lang gut funktioniert. Unser Auftritt soll einfach eine Party mit dem Publikum sein!
"Als Kind angefangen"
Sie sind Hornist. Warum haben Sie dieses Instrument gelernt?
Bob Ross: Ich habe Horn in Schottland als Kind angefangen als Therapie für meine Asthma, eine vernünftige Entscheidung! Früher war ich Musiker, jetzt bin ich - nach 43 Spielzeiten als Hornist - Dirigent.
"Noch länger ..."
Auf einer Bühne lustig zu sein sieht ja immer so aus, als wäre nichts leichter als das. Haben Sie eigentlich einen Notfall-Plan, wenn das Publikum mal nicht über Sie oder mit Ihnen lacht? Was machen Sie, wenn eine Pointe nicht funktioniert?
Bob Ross: Wenn eine sogenannte Pointe nicht klappt, dann sage ich zum Publikum, "in Österreich haben alle gelacht” oder “in Tirol hat es noch länger gedauert”. Wir haben ja vier Österreicher im Ensemble.
"Der einzige Beruf, der .."
Dirigenten müssen mit dem Klischee leben, dass sie „nur dastehen“ und die Anderen die ganze Arbeit machen lassen ...
Bob Ross (lacht): Der berühmte englischer Dirigent Sir Adrian Boult sagte mal: “Dirigent ist der einzige Beruf, den man in einem Nachmittag erlernen kann ...”
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH