"Trommeln macht schlau"
Afrika-Klänge: Projektwoche in der Fernpaßschule
Es ist laut in der Turnhalle. Und es klingt nicht nach Völkerball oder Wettrennen. Es sind Töne, die nach etwas anderem klingen – irgendwie nach Afrika. Und das ist gewollt so, denn in der Grundschule an der Fernpaßstraße ist der Trommelzauber eingezogen. Erklärtes Ziel der Schulgemeinschaft: eine Aufführung am Ende der Woche. Ein Probenbesuch.
Zwischen Giraffen und Elefanten
Die Proben gehen in die heiße Phase, es ist der letzte Tag vor der Aufführung. Eine dritte und zwei vierte Klassen haben sich gemeinsam mit ihren Lehrkräften – Elisabeth Pittner, Elke Markmann-Lange und Pascal Czernik – in der Turnhalle versammelt. An den Wänden hängen bunte Bilder: Giraffen, Elefanten, ein Löwe. Willkommen in Afrika! Die Turnmatten bleiben heute am Rand stehen, die Ringe werden nicht von der Decke gelassen. Affentanz ist angesagt. Der muss nochmal geübt werden. Die Mädchen und Buben schieben sich ihre Affenmasken zurecht und los geht's. Die Anweisungen kommen von Otto Klösel, groß und cool. Er hat den direkten Draht zu den Kindern, trommelt was das Zeug hält. Otto Klösel gehört zum achtköpfigen Team von "Trommelzauber", wurde sozusagen abgesandt nach München. In ganz Deutschland bietet der vor 20 Jahren ins Leben gerufene "Trommelzauber" unter anderem Projektwochen und Aktionstage an.
"Da passieren viele Sachen im Kopf"
Der Affentanz klappt. Weiter geht es. Die Kinder sitzen hinter den Trommeln. Über 300 Stück hat Otto Klösel mitgebracht. Ja, der Allgäuer reist mit viel Gepäck. Eine Woche ist er zu Gast in der Grundschule. Der Tag beginnt für die Kinder mit einer gemeinsamen Probe. Alle Jahrgangsstufen zusammen. Das ist laut – und aufregend. Außerdem hat jede Klasse noch eine Stunde Probe täglich. Otto Klösel gibt den Rhythmus vor, trommelt verschiedene Schläge, mal kurz, mal lang, mal laut, mal leise. Die Kinder sind hochkonzentriert, trommeln alles perfekt nach. "Am Anfang der Woche", sagt Otto Klösel, "mussten sie sich erst einmal zurechtfinden." Logisch, man trommelt ja auch nicht jeden Tag. Obwohl es vielleicht nicht schlecht wäre. Denn: "Trommeln an sich macht schlau", ist Otto Klösel sicher. Es werde so viel bei den Kindern angeregt, das Rhythmusgefühl, die Koordination, die Konzentration. "Die Kinder machen ganz viel, da passieren viele Sachen im Kopf." Wenn er die leuchtenden Augen der Schüler sehe, dann sei das das größte Geschenk. Trommeln könne die Massen begeistern und das Gemeinschaftsgefühl stärken. "Und plötzlich trauen sich auch schüchterne Kinder auf einmal viel." Otto Klösel macht weiter im Programm. Um seinen Hals hängt eine Trommel, im Miniaturformat, versteht sich. Eigentlich sei er ja gelernter Maschinenschlosser, aber das mache er schon lange nicht mehr. Mit 14 Jahren habe er angefangen, Schlagzeug zu spielen, gibt selbst Unterricht. Die Lieder, die er mit den Kindern einstudiert, stammen alle von "Trommelzauber", die Trommeln selbst sind aus Afrika. Alles Handarbeit. Das mache eine gute Trommel aus.
"Gemeinschaftsgefühl gestärkt"
Begeistert von der Trommelwoche ist auch Schulleiter Rupert Hierl. Bereits im vergangenen Schuljahr hatte man an der Grundschule von "Trommelzauber" erfahren. Eine Lehrerin hatte die Infos dazu mitgebracht. "Das Tolle am Trommeln ist, dass wirklich alle Kinder mitmachen können", freut sich Rupert Hierl. "Sie haben eine bestimmte Struktur und am Ende der Woche steht ein Ziel, nämlich die Aufführung." Die Projektwoche sei in eine probenfreie Zeit gefallen, erklärt der Schulleiter weiter und man merkt, dass es ihm wichtig ist, gerade solche Freiräume für die Kinder zu schaffen. "Das hat das ganze Gemeinschaftsgefühl sehr gestärkt", sagt er. Er könne sich vorstellen, dieses Angebot in Zukunft zu wiederholen. Möglich sei dieses Projekt aber erst durch die großzügige Unterstützung des Bezirksausschusses Sendling-Westpark geworden, der die Finanzierung fast nahezu komplett übernommen habe.
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