"So stelle ich mir Integration vor"
Dieter Reiter eröffnet das neue Condrobs-Wohnheim
Für Dieter Reiter ist es ein "traumhaftes Projekt": das Wohnheim von Condrobs an der Kistlerhofstraße, in dem Studenten und Flüchtlinge gemeinsam leben. "So stelle ich mir Integration vor", so der Oberbürgermeister, "jeder profitiert von jedem!" Studenten können z.B. ihre Miete reduzieren, wenn sie für Flüchtlinge Deutschkurse anbieten oder andere Dienste übernehmen. "So wird das Zusammenwachsen gefördert", unterstrich Reiter, "wir als Stadt wollen dieses Modell kopieren."
Bezug seit September
Seit Mitte September ziehen die jungen Leute bereits in das umgebaute Gebäude ein, das vergangene Woche offiziell eröffnet wurde. In dem integrativen Wohnprojekt von Condrobs finden 61 unbegleitete minderjährige und junge erwachsene Flüchtlinge ein neues Zuhause, von dem aus sie sich in Ruhe und geschützt orientieren können und die Schritte gehen können, die für eine zügige soziale Integration wichtig sind: Deutsch lernen, einen Schulabschluss beenden oder nachholen, eine Ausbildung finden. Zudem gibt es in dem ehemaligen Bürogebäude 42 Appartements für Studenten.
Alle profitieren
Ziel des integrativen Wohnmodells ist, dass die jungen Flüchtlinge von Anfang an mit in Deutschland lebenden jungen Menschen in Kontakt kommen, mit ihnen leben und von ihnen lernen. Die Integration wird deutlich erleichtert, während die interkulturelle Kompetenz der Studenten erhöht wird. In der Gemeinschaft erweitern die jungen Menschen den eigenen Horizont, sie finden trotz anfänglicher Sprachbarrieren schnell Verständnis füreinander und lernen, Herausforderungen gemeinsam zu meistern. Junge Menschen, die allein in einem fremden Land ankommen, haben zunächst niemanden an ihrer Seite. Ihre Eltern und Geschwister sind oft Tausende von Kilometern entfernt, wenn sie noch am Leben sind. Sie haben Angst vor dem noch unbekannten Neuen ebenso wie Angst um ihre Familien. Die StudentInnen, in ähnlichem Alter, aber mit ganz anderen Hintergründen, vor allem aber mit dem elementaren Gefühl von Sicherheit, mit dem sie aufgewachsen sind, können hier eine Stütze und Orientierung in eine Zukunft sein: erklären, was unklar ist, oder einfach nur da sein, den anderen verstehen, Freunde werden. Durch Nachhilfe, Begleitung zu Behörden oder Ärzten, Pfortendienste oder Freizeitorganisation können sie ihr monatliches Budget etwas aufstocken und gleichzeitig als MentorInnen oder ähnlich wie ältere Geschwister fungieren. Mit gemeinsamen Kochabenden und Freizeitaktivitäten wird das Miteinander gestärkt.
Viva Clara kommt dazu
Im Erdgeschoss des des Hauses wird Viva Clara, ein Beschäftigungsprojekt für langzeitarbeitslose Frauen, ab November ein Bistro und eine Großküche als Lieferservice betreiben, was mit zusätzlichen Synergien verbunden sein wird: Tagsüber Café und Mittagstisch für die Nachbarschaft, wird das Café abends zum Begegnungs- und Kommunikationsort für die jungen Menschen.
Condrobs: 60 Einrichtungen
Condrobs ist mit knapp 60 Einrichtungen und einer Beschäftigungs GmbH einer der größten überkonfessionellen Träger für soziale Hilfsangebote in Bayern. Aktuell begleitet die Organisation mit rund 600 Mitarbeiter 12.000 Hilfesuchende. Das Haus in der Kistlerhofstraße ist das größte Projekt, das Condrobs betreut.
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