Miteinander und voneinander lernen
Bis 2018 soll das „Junges Quartier Obersendling“ fertig sein
Das Integrationsprojekt „Junges Quartier Obersendling“ nimmt nach nur einjähriger Projektenwicklungsphase Gestalt an. Auf dem früheren Gewerbekomplex zwischen Machtlfinger- und Schertlinstraße entsteht ein Bildungs-, Begegnungs- und Kulturzentrum, das bis Ende 2018 fertiggestellt sein soll.
In dem Quartier werden dort lebende junge Menschen und junge Flüchtlinge ausgebildet, sie wohnen zusammen und können in Freizeiteinrichtungen miteinander und voneinander lernen. Zudem entsteht ein neuer Standort für das bisherige Sozialbürgerhaus in der Plinganserstraße, eine offene Kinder- und Jugendeinrichtung und ein Jugendcafe für Beratung und Begegnungen. Damit ist auch die Einbindung der unmittelbaren Nachbarschaft des Quartiers gewährleistet.
Im März hatte der Stadtrat grünes Licht für das bundesweit einzigartige Integrationsprojekt gegeben. Die Liegenschaft mit insgesamt rund 25.000 qm Grundfläche umfasst derzeit fünf Bürogebäude. Den Verwaltungsstandort aus den 70-er Jahren hatte vor allem Siemens genutzt. Die Landeshauptstadt hat das Areal langfristig angemietet.
Drei Elemente für neuen Campus
Drei Elemente sollen ein innovatives Campus-Konzept ermöglichen:
Aus- und Weiterbildung: Auf einem Drittel der Flächen werden Ausbildungsstätten eingerichtet. Der Trägerkreis Junge Flüchtlinge e.V. (u.a. SchlaU, IsuS und SchlaUzubi), die IG-Initiativgruppe München e.V. (u.a. FiBS - Frauen in Beruf und Schule, BBD - Berufsbezogene Deutschförderung), das ABeZe – Afrikanische Begegnungszentrum e.V. (u.a. Integration junger Flüchtlinge), aber auch eine Kinder- und Jugendeinrichtung sind dort zu finden. Zudem werden die Berufsschulen an der Luisenstraße und der Carl-Wery-Straße, die modernisiert und erweitert bzw. neu gebaut werden, während der Bauphase einen Teil ihres Ausbildungsbetriebes ebenfalls in dem Quartier unterbringen.
Unterbringung junger Menschen: Es sollen junge Erwachsene im Alter bis 25 Jahren untergebracht werden. Dabei handelt es sich zum einen um bereits hier lebende Menschen, die vorher in stationären Jugendhilfeeinrichtungen waren, zum anderen um Flüchtlinge in Aus- und Weiterbildung. Hierfür stehen insgesamt 325 Plätze zur Verfügung. Mit pädagogischer Begleitung soll den junen Erwachsenen der Übergang in ein eigenverantwortliches Leben ermöglicht werden.
Darüber hinaus stehen weitere 144 Unterkünfte für Flüchtlinge zur Verfügung. Auch dieses Element umfasst zirka ein Drittel der Flächen. Auf Teilen des Geländes ist zudem – als Zwischennutzung befristet bis 2018 – die vorübergehende Unterbringung von Flüchtlingen vorgesehen.
Büro und Verwaltung: Auf einem weiteren Drittel sind Büro- und Verwaltungsräume geplant. Der neue Standort für ein Sozialbürgerhaus mit zirka 200 Mitarbeitern ist dabei ein zentraler Aspekt. Damit erhält der ehemals weitgehend von Büroarbeitsplätzen geprägte Campus einen völlig neuen Nutzungsmix. Dazu werden vier Gebäude saniert und modernisiert. Erste Mietflächen sollen im 4. Quartal 2017 an das Sozialbürgerhaus übergeben.
"Spannendes Vorhaben"
Bis zum 4. Quartal 2018 sind sämtliche Baumaßnahmen abgeschlossen, so dass alle Mietflächen der Landeshauptstadt München übergeben werden können. Das Gesamtinvestitionsvolumen für dieses Projekt bewegt sich in einer Größenordnung von über 100 Millionen Euro.
„Das ‚Junge Quartier Obersendling‘ wird ein Ort, an dem junge Menschen mit und ohne Fluchthintergrund gemeinsam lernen, wohnen und sich im täglichen Leben begegnen", sagt Oberbürgermeister Dieter Reiter. "Das soziale Miteinander in den Ausbildungsstätten, Unterkünften, Beratungsstellen und Freizeiteinrichtungen schafft Vertrauen und Verständnis füreinander. Die Einbindung des Quartiers in das nachbarschaftliche Umfeld stellt zudem auch eine nachhaltige Integration in unsere Stadtgesellschaft sicher."
Frank-J. Weise, Vorstandsvorsitzender der Bundesagentur für Arbeit und Leiter des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge, lobte das Pionierprojekt: „Die geflüchteten Menschen erhalten hier eine neue, attraktive Perspektive für ihr persönliches Leben und die Gelegenheit, sich in unserer Gesellschaft auch für die Allgemeinheit zu engagieren. Für mich, der professionell selbst beide Sichten zusammen sieht, ist das ein spannendes und begrüßenswertes Vorhaben."
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