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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
"Ich wollte einfach etwas Vernünftiges machen"
Willkommen: In der Flüchtlingsunterkunft unterstützen Ehrenamtliche die AWO
Kinderlachen dringt über den Hof, es riecht nach Gegrilltem, Menschen sitzen an Biertischen zusammen und unterhalten sich: In gelöster Stimmung wurde in der Flüchtlingsunterkunft an der Hofmannstraße ein Willkommens- und Helferfest für Bewohner und Ehrenamtliche gefeiert, das u.a. von Tengelmann unterstützt wurde. Seit August sind Teile des ehemaligen Siemens-Bürogebäudes zu einer Gemeinschaftsunterkunft umfunktioniert.
"Ohne Ehrenamtliche ginge es nicht"
"Die Landeshauptstadt München betreibt das Haus mit dem Hausleiter Benjamin Welke. Ihm stehen fünf Mitarbeiter im Haus- und Sicherheitsservice zur Verfügung. Die AWO München-Stadt hat den Asylsozialdienst übernommen. Wir arbeiten hier eng zusammen", sagt Stefan Kühn, Leiter des Sozialdienstes bei der AWO. Gemeinsam mit einem Team bestehend aus Sozialpdädagogen, Sozialbetreuern und Sprachmittlern kümmert sich Kühn um die Belange der Bewohner. "Wir helfen in Problemlagen", sagt er. Es gehe dabei um Dinge wie Gesundheit, Sprache und Beruf. "Und ganz grundsätzlich darum, wie das Leben in Deutschland überhaupt funktioniert."
Große Unterstützung bei dieser Aufgabe erhält die AWO von einem Helferkreis von Freiwilligen und Nachbarn. Rund 50 Personen zählen zu diesem Kreis, Unterstützung kommt auch aus dem Bezirksausschuss (BA) 19. "Ohne Ehrenamtliche ginge es nicht", bringt es Kühn auf den Punkt und schüttelt entschieden den Kopf. "Das wäre nicht möglich."
"Die Helfer sollen zufrieden sein"
Es sei ihm wichtig, in einen guten Dialog mit den Helfern zu treten. "Diese Zusammenarbeit ist entscheidend. Wir brauchen Offenheit und Vertrauen und wir wollen die Kompetenzen bei den Ehrenamtlichen entdecken", sagt er. "Wir fragen nach, welche Fähigkeiten der jeweilige Helfer mitbringt, was ihm Spaß macht und wie er helfen will." Auch Christoph Frey, Geschäftsführer der AWO München, sieht das so. "Wichtig ist letztlich zu sehen, wer dabei bleibt", sagt er. "Der Erfolg wird sein, die Ehrenamtlichen dauerhaft zu begeistern, hier mitzumachen." Und Frank Holzkämper, Leiter der Jugend- und Flüchtlingshilfe bei der AWO München-Stadt, ergänzt: "Es geht darum, dass die Leute mit dem, was sie hier tun, zufrieden sind."
Vier Babys hier geboren
Rund 190 Personen leben derzeit in der Unterkunft. Die Menschen stammen unter anderem aus Afghanistan, Syrien, Nigeria und Pakistan. Viele Familien sind darunter mit insgesamt rund 35 Kindern. Untergebracht sind die Flüchtlinge in Vier- bis Achtbettzimmern. "Dabei achten wir natürlich darauf, dass die Familien zusammen sind", sagt Kühn. Von den Kindern seien 24 im September eingeschult worden, von Erstklässlern bis zu älteren Schülern. "Sie besuchen Übergangsklassen in der Grundschule an der Baierbrunner Straße sowie Mittelschulen im Umkreis." Außerdem seien bereits vier Babys geboren worden. Die nächsten Geburten stehen an. "Zurzeit leben etwa 13 hochschwangere Frauen hier", sagt Michèle Lombardo. Die Arzthelferin gehört zu den Ehrenamtlichen und hat dabei geholfen, ein Hebammen- und Arztzimmer in der Unterkunft einzurichten. Fast seit Anfang an ist Lombardo in der Hofmannstraße mit dabei. "Ich wollte einfach etwas Vernünftiges machen", begründet sie ihr Engagement.
Noch keine Heizung
Vieles ist noch provisorisch in dem ehemaligen Bürogebäude. Es gibt im Moment kein fließendes Wasser, Toiletten und Duschen befinden sich in Containern vor dem Haus, die die Stadt hier hat aufstellen lassen. "Auch die Heizung muss noch installiert werden", sagt Kühn. Inzwischen wird er sich mit seinem Team und dem Helferkreis weiter um die Bewohner kümmern. "Wir haben einen Raum für die Kinderbetreuung, wir bieten einen Deutschkurs für Frauen an, es kommen ehrenamtliche Ärzte ins Haus und es gibt eine Laufgruppe", sagt Kühn.
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