Große Bauprojekte
Bürgerversammlung für das Viertel Sendling-Westpark
Vergangene Woche war es soweit: Am Donnerstag, 16. November, waren die Bürgerinnen und Bürger aus dem Stadtviertel Sendling-Westpark eingeladen, an der jährlichen Bürgerversammlung teilzunehmen. Insgesamt kamen 165 Interessierte in die Doppelhalle des Erasmus-Grasser-Gymnasiums in der Gilmstraße und stimmten über insgesamt 18 Anträge ab. Nun liegt es an den zuständigen Stellen der Stadt, zu prüfen, ob und wie die Anträge der Bürgerinnen und Bürger umgesetzt werden können.
In der unmittelbar zuvor stattgefundenen Bürgersprechstunde standen verschiedene Vertreter der Stadt wie Baureferat, Verkehrsgesellschaft und Stadtinformation sowie die Polizei Rede und Antwort. Der Bezirksausschussvorsitzende Günter Keller (SPD) informierte zu Beginn der Versammlung gemeinsam mit Bürgermeister Dominik Krause, der den Abend moderierte, über wichtige Themen und Projekte aus dem Stadtbezirk, wie die Einführung von Parklizenzgebieten, der Forderung nach einem Jugendzentrum und über das geplante Kulturbürgerhaus für Sendling-Westpark und Laim.
"Großbaustellen koordinieren"
In seinem Rechenschaftsbericht ging Günter Keller auch auf den aktuellen Status und Zeitplan der Trambahn-Westtangente ein: "Zur Trambahn-Westtangente ist schon viel gesagt und geschrieben worden. Heute möchte ich mich darauf beschränken, darauf hinzuweisen, dass unabhängig vom Bau der Trambahn in der Fürstenrieder Straße weitere Großprojekte in diesem Bereich anstehen: Zum einen der dringende Neubau der HW5, das ist die Hauptwasserleitung 5, die bereits mehr als 100 Jahre alt ist und sich unter der Fürstenrieder und der Wotanstraße hinzieht. Und zum anderen die Brücke über der Lindauer Autobahn, die ebenfalls in die Jahre gekommen ist und erneuert werden muss, ebenso wie die Autobahnbrücke der Garmischer Autobahn am Kreuzhof. Die Trambahn ist also nicht der einzige Grund für zukünftige große Baustellen in der Fürstenrieder. Es gilt, die großen Bauprojekte mit dem Bau der Trambahn zu koordinieren."
"Westtangente stoppen"
Insgesamt fünf Anträge gegen die viel diskutierte Trambahn-Westtangente wurden von drei Antragsstellenden vorgebracht, wobei zwei Antragsstellende den gleichen Antrag einreichten. Gefordert wurde unter anderem, die Trambahn-Westtangente mit "sofortiger Wirkung mangels Bedarf" und wegen der "unüberschaubaren Kosten und der nicht gesicherten Finanzierung vollkommen" zu stoppen, beziehungsweise mit "den Vorbereitungsarbeiten zu warten, bis die Finanzierung gesichert ist".
"Die Auswirkungen werden wir in allen Stadtvierteln spüren", gab eine Antragsstellerin in ihrer Begründung zu bedenken. Sie mahnte an, dass die geplante Finanzierung von derzeit knapp 500 Millionen Euro viel zu hoch sei. Sie befürchte, dass die Kosten bis zur Fertigstellung weitaus höher liegen könnten. Zudem sei bisher auch noch nicht klar, woher das Geld für den Bau kommen solle. Die Forderungen gegen den Bau der Trambahn-Westtangente verband die Antragsstellerin mit dem Wunsch, die bestehende "Busflotte, die seit 60 Jahren" fahre, zu elektrifizieren und mehr E-Busse einzusetzen.
"Ideologiegetriebenes Trambahnmonster"
"Eine Kosten-Nutzen-Analyse fehlt bis heute." Sie mahnte die lange Bauzeit an, die zu befürchten sei, und die fehlenden Zeitpläne zu den Sanierungen der Autobahnbrücken sowie die geplante Fällung von rund 370 Bäumen. Ebenfalls gab die Antragsstellerin an, dass mit dem Bau der Trambahn-Westtangente zwei Fahrspuren für den Kfz-Verkehr wegfallen würden, was den Verkehr nur noch mehr zum Erliegen bringen könne, denn: "Wer jetzt nicht mit dem Bus fährt, der fährt danach auch nicht mit der Trambahn!", so die Antragsstellerin weiter und nannte das Vorhaben ein "ideologiegetriebenes Trambahnmonster".
"Alle Bäume werden ersetzt"
Ein Vertreter der Stadtwerke München nahm kurz zu den Behauptungen und Forderungen der Antragsstellenden Stellung, sagte aber gleich vorweg, dass er nur auf Zahlen und Fakten eingehen und nicht politisch antworten könnten. So solle beispielsweise die Autobahnbrücke bis 2027 neu gebaut werden, ebenso die Kreuzhofbrücke bis Mitte 2027. "Wir haben in der Trambahn-Westtangente ungefähr 3.700 Bäume im Baufeld insgesamt", so der Vertreter der Stadtwerke. Die gefällten Bäume würden aber auf der gesamten Strecke und nicht nur in Sendling gefällt. Zudem fänden die Fällungen nicht nur wegen dem Bau der Westtangente statt, sondern auch wegen des geplanten Neubaus der Abwasserleitung und anderer Spatenquerungen. "Alle Bäume werden ersetzt, wir pflanzen wieder genau so viele wie wir wegnehmen." Bezüglich der Kosten gab er an, dass bereits ein Fünftel Sicherheitsreserve in den geplanten Ausgaben von knapp 500 Millionen einkalkuliert sei. "Nach dem heutigen Stand schaut es sehr gut aus, mit der halben Milliarde zurechtzukommen". Mit diesem Geld entstehe aber nicht nur die Trambahn-Westtangente ."Wir bauen alles neu. Wir bauen die gesamte Fürstenrieder Straße neu, wir bauen die größte Hauptwasserleitung in München neu, wir bauen einen Spatenbypass an Autobahnbrücke A96 neu."
Ein weiterer Vertreter der Stadt wies darauf hin, dass eine Trambahn eine höhere Effizienz als Busse aufweise. "Eine Straßenbahn kann bis zu zwei Busse ersetzen." Zudem fahre sie auf Gleisen und sei so nicht vom Stau im Kfz-Verkehr betroffen.
Alle fünf Anträge zum Stopp der Trambahn-Westtangente wurden von den anwesenden Bürgerinnen und Bürgern mehrheitlich abgelehnt, teilweise mit einer sehr knappen Differenz von nur einer Stimme.
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