Münchner Wochenanzeiger - Hier werden Sie gelesen
2 x pro Woche mit ca. 2 Millionen Zeitungen
Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Grau sticht Grün aus
Fassade des "Kulturklotzes" bleibt "ruhig" bzw. "schwierig"
Fünf Jahre lang wird der Zwischen-Gasteig am Rande Sendlings wichtiger Bestandteil des Münchner Kulturlebens sein. Die Isarphilharmonie ist der massivste Baukörper dort. Am 8. Oktober soll sie eröffnet werden. Ihre graue Fassade finden aber längst nicht alle gut.
"Ein so bedeutender Bau braucht die Akzeptanz der Anwohner", sagte Stadtrat Manuel Pretzl (Vorsitzender der CSU-Fraktion) im Februar. "Beim täglichen Anblick einer massiven grauen Wand ist das natürlich schwierig." Die triste Fassade werde einem Bau für Kunst und Kultur nicht gerecht. "Wir setzen uns für eine kreative Lösung ein", so Pretzl, "ich könnte mir gut eine begrünte Fassade vorstellen." Die CSU habe von der Unteren Denkmalschutzbehörde bereits positive Signale für eine mögliche Veränderung der Fassade bekommen, gab Pretzl damals bekannt. Pustekuchen!
Keine Zeit, kein Geld
Münchens Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (ebenfalls CSU) teilte seinen Parteifreunden vor kurzem mit, ihre Forderung nach einer "ansprechenden Gestaltung" der Fassade sei nun nicht mehr erfüllbar. Er verwies dabei auf Aussagen der Gasteig München GmbH, wonach die Fassade der Philharmonie nicht für eine Begrünung geeignet sei. Dazu bedürfe es Unterkonstruktionen und Bewässerungsanlagen. Um solches zu installieren, sei eine komplette Demontage der nagelneuen Fassade notwendig.
Das sei nicht nur nicht nachhaltig, sondern koste auch Zeit (für Planungen und Genehmigungen) und Geld. Beides habe man für eine Begrünung nicht. "Die Gesamtfertigstellung würde auf ungewisse Zeit verschoben werden", so das Argument der Gasteig GmbH gegen "mehr Grün".
Die Fassade könne auch aus architektonischen Gründen nicht begrünt werden, weil Pflanzen das um den "Kulturklotz" umlaufende Sechs-Meter-Lichtband überwuchern würden. Dann bekämen die innenliegenden Umgäng der Philharmonie kein Licht mehr ab. Ein Bewuchs greife außerdem die Oberfläche der Fassade an. Das wäre dann für einen späteren Verkauf des Gebäudes ein Nachteil.
Klotz übt sich in "Zurückhaltung"
Auch von den "positiven Signalen" der Denkmalschützer, von denen Pretzl im Februar gesprochen hatte, ist keine Rede mehr: "Da sich der Neubau direkt neben dem Einzeldenkmal ‚Ehem. Lagerhalle des städtischen Elektrizitätswerks Kraftwerk Süd‘ befindet, wurde die Farbwahl mit der Unteren Denkmalschutzbehörde abgestimmt", erklärte diese. Der vom Bauherrn vorgeschlagenen Farbton "orion sparkle" soll "Ruhe und Zurückhaltung" ausdrücken, um dem Lagerhallen-Denkmal daneben (Halbwalmdachbau in Rohziegelfassade) nicht die Show zu stehlen.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH