"Die Sachzwänge mal hinter sich lassen"
Studenten entwickeln Ideen für den Luise-Kiesselbach-Platz
Zu groß für einen Platz, zu klein für einen Park: Der Luise-Kiesselbach-Platz macht es Landschaftsarchitekten und Stadtplanern nicht gerade leicht, sich etwas Schönes für seine Zukunft auszudenken. Doch diese Zukunft beginnt jetzt gerade. Wenn der Luise-Kiesselbach-Tunnel eröffnet ist, soll auch der Platz über ihm, der in den letzten sechs Jahren eine Mammutbaustelle war, endlich ein Gesicht bekommen. Die Bürger haben ihre Wünsche längst geäußert; sie wollen einen kleinen Park, eine Grünfläche, einen Treffpunkt. Den von der Stadt ins Spiel gebrachten Bau von Wohnungen lehnen die meisten Anwohner kategorisch ab.
Sieben Ideen als Abschluss
Gut, wenn es da junge Leute gibt, die "die sogenannten Sachzwänge mal hinter sich lassen" können, wie Professor Dr. Udo Weilacher meint. Er ist Professor für Landschaftsarchitektur und industrielle Landschaft an der Technischen Universität München und hat sich mit seinen Bachelor-Studenten in Weihenstephan des Luise-Kiesselbach-Platzes angenommen. Die sieben künftigen Landschaftsarchitekten haben nach fast acht Semestern Studium die Gestaltung des Platzes zum Thema ihrer Abschlussarbeiten gemacht.
Bebauung brächte neue Probleme
"Wir suchen für diese Arbeiten reale Projekte", erklärt Professor Weilacher, "die Studenten sollen nicht nur auf der grünen Wiese planen, sondern sich auch einmal an schwierigen Themen die Zähne ausbeißen." Die Studenten besuchten die Bürgerdialog-Veranstaltung zum Platz in München, um die Vorstellungen der Bürger zu erfahren. Zu ihren Vorgaben gehörte, für Lärmschutz zu sorgen, die Zugänglichkeit des Platzes zu sichern und ihn für die Anwohner zu erschließen. "Die Studenten haben erkannt, dass eine Bebauung hier nur neue Probleme bringen würde", so Weilacher.
Mut zu Unkonventionellem
Mit den sieben Arbeiten ist sehr zufrieden, da recht unterschiedliche Ansätze für den Platz gefunden wurden. "Sie haben den Mut gehabt, auch unkonventionelle Dinge zu planen", sagt er. Aussichten auf eine Umsetzung ihrer Arbeiten haben die Studenten indes nicht. Das war von vorneherein klar - und brachte den angehenden Landschaftsarchitekten den Vorteil, auf keinerlei Budgetvorgaben Rücksicht nehmen zu müssen. Dadurch wurde auch der eine oder andere utopische Einfall möglich. Genau solche Impulse sind unverzichtbar, meint Professor Weilacher: "Eine Stadt braucht das, um neue Konzepte entwickeln zu können."
Prof. Weilachers Studenten werden sich weiterhin mit dem Mittleren Ring Südwest beschäftigen: Die Zweitsemester erarbeiten gerade Ideen und Pläne für den künftigen Heckenstallerpark.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH