Das Herzstück fehlt
Sendlinger wollen Radweglücke rasch schließen lassen
Gerade haben die Sendlinger ihren neuen Harras mit einem zweitägigen Fest gefeiert. Für Fußgänger wurde mehr Platz geschaffen, Radwege neu angelegt. Doch gleich im Anschluss an den Harras klafft eine große Lücke im Radwegenetz: Im Herzen Sendlings, an der Plinganserstraße zwischen Harras und Alter Sendlinger Kirche, gibt es überhaupt keinen Radweg. Diese Lücke soll "so bald wie möglich" geschlossen werden, fordert der Bezirksausschuss. Er stellt sich damit hinter Empfehlungen, die die Sendlinger bei ihren Bürgerversammlungen in den beiden vergangenen Jahren ausgesprochen hatten.
Gefährlichster Abschnitt
"Wir wollen nicht, dass hier jemand zu Schaden kommt", begründete Ernst Dill (SPD) das Drängen auf einen raschen Ausbau. Da die Bedeutung des Radverkehrs in München zunehme, müsse der knappe öffentliche Verkehrsraum zwischen Fußgängern, Radfahrern und Autoverkehr neu aufgeteilt werden. Es sei kaum vermittelbar, dass Radler von Süden her sicher über den Harras bis zur Lindenschmitstraße fahren können, der Radweg dann aber unvermittelt ende. Ausgerechnet im gefährlichsten Abschnitt der Plinganserstraße (zwischen Lindenschmit- und Lindwurmstraße) fehlen Radweg und Schutz. Gerade die "kleinen Wege" innerhalb des Wohnquartiers (zur Schule, zum Einkaufen, zur Post) können wegen dieser Lücke weder gefahrlos noch umweltbewusst geradelt werden, so Dill.
Wann wird Machbarkeit untersucht?
Die Stadt will zunächst eine "Verkehrsverträglichkeitsprüfung" für die Plinganserstraße durchführen, ehe eine Entscheidung über einen neuen Radweg fällt. Für diese Prüfung gibt es aber noch nicht einmal einen Termin, geschweige denn ein Ergebnis. Der Bezirksausschuss fordert daher, diese Untersuchung unverzüglich durchzuführen - wenn sie überhaupt nötig sei.
CSU warnt vor Problemen
Die CSU im Bezirksausschuss hält diese Untersuchung für unverzichtbar: "Wir wollen auf jeden Fall das Ergebnis dieser Verkehrsuntersuchung abwarten", erklärte Michael Kaiser und MdL Andreas Lorenz verlangte, dieses Ergebnis nicht vorwegzunehmen, indem man sich schon jetzt auf einen Radweg festlege. "Wir sagen 'ja' zu dieser Untersuchung", sagte Kaiser, "aber nicht zu mehr." Die Plinganserstraße sei nach wie vor eine örtliche Verbindungsstraße, gab er zu bedenken, "wir brauchen eine belastbare Auskunft der Verkehrsplaner, was in diesem Abschnitt machbar ist." Andreas Lorenz erinnerte an die Probleme, die der Eingriff in die Plinganserstraße auf der südlichen Seite des Harras mit sich gebracht habe, als dort eine Fahrspur weggenommen wurde.
Flaniermeile zum Stemmerhof?
Einen ähnlich massiven Eingriff wünschen sich aber Anwohner für die Plinganserstraße zwischen Harras und Alter Sendlinger Kirche: Eine Wohnungseigentümergemeinschaft schlug vor, hier eine Fahrspur aufzugeben und auf dem so gewonnen Platz nicht nur den fehlenden Radweg anzulegen, sondern auch einen breiteren Gehweg und Parkbuchten zu schaffen und Bäume zu pflanzen. So könnte eine "Flaniermeile" entstehen, die den neuen Harras mit dem Stemmerhof verbindet. Der Bezirksausschuss beauftragte die Stadt einstimmig, diesen Vorschlag auf seine Machbarkeit zu prüfen.
Vorerst keine Haltebuchten
Ernst Dill legte der Stadt zudem nahe, bei der Anlage des Radwegs in der Plinganserstraße keine Rücksicht auf die Deutsche Bahn und ihre Pläne zur Sanierung der Lindwurmunterführung (beim KVR) zu nehmen, denn diese Pläne werden von der Bahn seit 15 Jahren immer wieder in eine noch fernere Zukunft verschoben. Um den gewünschten Radweglückenschluss nicht zu gefährden, vertagte der Bezirksausschuss auch eine Stellungnahme zu dem Wunsch, an der Plinganserstraße tagsüber Parkmöglichkeiten einzurichten. Dies hatte der dortige Videoverleih angeregt. "Wir brauchen hier Radwege, keine Haltebuchten", meinte Dill. Nun soll erst geklärt werden, ob solche Haltebuchten die Anlage eines Radwegs behindern würden.
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