Das älteste Recyclingverfahren der Welt
Martin Muth, Textilreinigermeister, Alfa Reinigung am Harras
Eigentlich erst nach dem Zweiten Weltkrieg fanden Wasch(voll)automaten Einzug in Wohnhäuser. In der Zeit davor gab es öffentliche Waschhäuser, in denen meist die unteren Bevölkerungsschichten Wäsche und gegebenenfalls Kleidung wuschen. Die Arbeiten wurden in Europa fast ausschließlich von Frauen ausgeführt. Die körperlich sehr anstrengende Arbeit führte zu einer Freizügigkeit bei der Kleidung der Frauen, sodass Männern der Zugang regelmäßig verboten war. In anderen Kulturkreisen ist die Wäschepflege eine reine Männerangelegenheit.
Nur bei der reichen Oberschicht oder auf dem Lande gab es sogenannte Waschküchen, in denen mit viel Aufwand vom eigenen Personal oder von selbstständigen Waschfrauen (im Volksmund Waschweiber genannt) die Wäsche gewaschen wurde. Diese öffentlichen Waschhäuser waren meist an Flüssen und, wie auch Gerbereien und Färbereien, am Rande der Städte oder Dörfer angesiedelt. Mit der zunehmenden Verschmutzung der Flüsse durch die aufkommende Industrie wurden diese teilweise verlagert.
Unter den Waschkesseln waren Feuerstellen eingerichtet, um die Wäsche kochen zu können und Verschmutzungen zu entfernen. Waschen war schon immer ein energieaufwändiges Verfahren, bei dem anschließend auch viel Wasser gebraucht wurde, um die Seifen aus dem Gewebe wieder ausspülen zu können. Heute stehen in den meisten Haushalten Waschmaschinen innerhalb der Wohnflächen und bei größeren Mietobjekten sogenannte Gemeinschaftswaschräume zur Verfügung.
Bis zum Verschleiß tragbar
Gerade das gewerbliche Waschen von Textilien gehört mit zu den ältesten Gewerben dieser Welt. Ergänzt wurde das Waschen im 18. Jahrhundert durch die sogenannte chemische Reinigung (heißt in der restlichen Welt Trockenreinigung – Dry Cleaning, lavare a secco, lavage a sec), bei der zur Entfernung von Flecken besonders von empfindlicher Oberbekleidung aus Wolle und Seide erstmalig kein Wasser mehr verwendet wurde.
Das Waschen und Reinigen von Textilien ist somit das älteste Recyclingverfahren der Welt, denn einmal verschmutzte Stoffe (ob durch lokale Flecken oder den Geruch des Körpers) mussten nicht weggeworfen werden. Sie konnten so lange im Gebrauch gehalten werden, bis durch den Verschleiß des Tragens der Gebrauchswert nicht mehr gegeben war.
Es ist unstreitig weder sinnvoll noch nachhaltig, sich Kleidung für den ein- oder zweimaligen Gebrauch zu kaufen und dann zu vernichten.
Energie- und Waschmitteleinsparung - ohne Temperatur und Waschmittel geht es nicht
Unter dem Aspekt der Energieeinsparung wurden zunehmend Waschmittel entwickelt, deren Tenside auch bei niedrigeren Temperaturen sowohl eine Fleckentfernung ermöglichen als auch ein hygienisches Waschergebnis liefern. Je niedriger die Waschtemperatur desto effektiver müssen die eingesetzten Waschmittel sein.
Hier bietet die gewerbliche Textilpflege ein erhebliches Einsparpotenzial bei der Energie, beim Einsatz von Waschmittel und natürlich beim Wasserverbrauch. Keine noch so sparsame Haushaltswaschmaschine kann beim Vergleich mit der gewerblichen Textilpflege mithalten. Durch intelligente Wasserverwendung verbrauchen wir in der Alfa Reinigung weniger als 5 l Frischwasser zum Beispiel für das Waschen und Bügeln von Hemden und stellen gleichzeitig sicher, dass porentief und desinfizierend gewaschen wird und wirklich kein Waschmittel in der Faser zurückbleibt. Auch der Einsatz von Energie, zum Beispiel 300 W pro Hemd für das Waschen und Bügeln, kann im heimischen Bereich nicht erreicht werden.
Ebenso sieht die Bilanz beim Einsatz von Waschmittel aus, denn durch hochkonzentrierte und auf das Gramm genau dosierte Waschmittel, die allesamt biologisch abbaubar sind, ist die Abwasserbelastung deutlich geringer als im Haushalt.
Wir bei der Alfa Reinigung setzen zudem auf die Energieerzeugung durch Strom. Somit werden innerhalb des Stadtgebietes die Emissionen für die Energieerzeugung auf null gesetzt und durch die Verwendung von Ökostrom erfolgt die gesamte Energieversorgung klimaneutral.
Nimm es mehrfach!
Die beim Bügeln zwangsweise freiwerdende überschüssige Energie im Raum wird zur Erwärmung des Waschwassers wiederverwendet. Die in weiten Teilen des Betriebes installierten Kühldecken nehmen diese Raumtemperatur auf und transportieren sie in das kalte Wasser, bevor dieses dem Waschprozess zugeführt wird. Auch durch den Einsatz von Wärmepumpen kann in der Luft befindliche Energie wieder dem Waschprozess zugeführt werden.
Die Wiederverwendung einmal erzeugter Energie wird auch beim automatischen Bügeln der Hemden umgesetzt, in dem die einmal erzeugte heiße Luft wieder angesaugt wird und so lange im Kreislauf geführt wird, bis die darin enthaltenen Energie nicht mehr zum Trocknen ausreicht. Selbstverständlich verfügen alle Trockner über eine interne Wärmerückgewinnung.
Hygiene und?
Und wie sieht es mit der Hygiene aus? Beim Waschen mit 30° oder 40° werden die in der Wäsche vorhandenen Bakterien nicht abgetötet. Durch den Waschprozess werden diese zwar teilweise ausgespült, aber eben nicht getötet. Den Verbleib dieser Bakterien innerhalb der Waschmaschine bemerkt man durch den zunehmenden Geruch aus der Waschmaschine und dunkelfarbige Ablagerungen am hinteren Ende der Waschmittelzuführung. Daher ist es unbedingt erforderlich, dass Haushaltswaschmaschinen möglichst einmal im Monat bei mindestens 60° „durchgekocht“ werden. Geschieht dies nicht, so entwickelt sich die Waschmaschine zur Bakterienumverteilungsmaschine. Die Alfa Reinigung erreicht auch bei niedrigen Waschtemperaturen eine Keimreduzierung auf Krankenhausniveau durch die Verwendung von flüssigen 3-wertigen Sauerstoff. So wird die Faser geschont und die Abwasserbelastung, anders als bei Desinfektionsmitteln, niedrig gehalten.
CO2-neutrale Lieferung
Der seit Januar 2019 von der Alfa Reinigung angebotene Lieferservice erfolgt ausschließlich in einem Anhänger, in dem die Kleidung bis zur Übergabe an den Kunden auch hängen kann, und dem davor gespannten Fahrrad. Man spart sich so nicht nur die aufwändige Parkplatzsuche oder im schlimmsten Fall das Knöllchen, sondern die zweimalige Fahrt zur Reinigung (abgeben und abholen) und die damit verbundenen CO² Emissionen und gewinnt wertvolle Frei- und Lebenszeit.
Muss denn diese Folie sein?
Die vielleicht beste Idee ist aus unserer Sicht, die Folie am unteren Ende mit einem Knoten zu versehen und dann als Müllsack zu verwenden. Diese reißfeste Folie ist hierfür bestens geeignet und erspart den Kauf von Müllbeuteln. Das ist echte Wiederverwendung bei gleichzeitig niedrigem Materialverbrauch, die aus der Reinigung stammende Folie liegt bei nur einen Bruchteil der im Handel angebotenen Müllsäcke.
Wahrscheinlich kommt man auch auf die Idee, dass am „umweltschonendsten“ der Verzicht auf die Verpackung wäre. Ist zwar nicht ganz falsch, aber sobald auf dem Transportweg die frischgereinigten und gebügelten Kleidungsstücke / Wäsche durch Wetter oder erneute Anschmutzung anschließend nochmals gewaschen oder gebügelt werden müssen, entsteht durch die erneute Behandlung eine weit größere CO2- und Abwasserbelastung als durch die Herstellung und Beseitigung der Folie.
Daher lautet auch die Empfehlung des Bund Naturschutz speziell für die Reinigung, weder auf die Folie zu verzichten noch auf Papierverpackung umzusteigen, da selbst bei Recyclingpapier die CO2- und Abwasserbelastung fast doppelt so hoch ist wie bei der Herstellung und Beseitigung der in der Reinigung verwendeten PE-Folie.
Dann gibt es noch den wiederverwertbaren Wäsche- / Kleidersack. In diesem liefert der Kunde seine schmutzige Wäsche an und nach der Reinigung / Wäsche wird die gereinigte / gewaschene Kleidung / Wäsche darin wieder verpackt. Nicht nur aus hygienischen Gründen wäre es eine Zumutung, die saubere Wäsche in diesen schmutzigen Sack zu geben. Daher muss dieser ebenso desinfizierend gewaschen und gefinisht werden, wie die Kleidung / Wäsche, die darin dann verpackt wird. Die dabei entstehende CO2- und Abwasserbelastung ist wieder erheblich größer die für die Herstellung und Beseitigung der in der Reinigung verwendeten PE-Folie.
Und wie sieht es mit der Umweltbilanz aus? Die Verpackung von 4 - 5 Kleidungsstücken unter der in der Reinigung verwendeten PE-Folie wiegt weniger als 2 g. Der wiederverwertbaren Wäschesack hat ein Gewicht zwischen 190 und 220 g. Somit ist erst nach 100-maligen Gebrauch das Abfallgewicht geringer als bei der Folie. Und dieser wiederverwertbaren Wäschesäcke muss, da es sich hierbei um Verbundstoffe handelt, wesentlich aufwendiger vernichtet werden als die PE-Folie.
Fazit
Nicht alles, was zunächst leicht umzusetzen erscheint, erweist sich bei genauerer Recherche als sinnvoll und meist auch als deutlich komplexer und in manchen Fällen dann als Holzweg.
Und dann gibt es da noch die Aussage in der Sendung „Lesch Kosmos“ von Professor Harald Lesch, dass, wäre der Kunststoff noch nicht erfunden, man diesen dringend erfinden müsste. Die Vorteile sind in Summe so gewaltig, dass die Menschheit darauf eigentlich nicht verzichten kann. Das Problem liegt im Konsumverhalten und in der von der Politik über Jahre vernachlässigten Aufarbeitung der gebrauchten Kunststoffe und Verpackungen. Die in der Reinigung zur Verpackung verwendete PE-Folie stellt, da sie nicht im Verbund mit anderen Kunststoffen verwendet wird, grundsätzlich einen wertvollen Rohstoff für das Recycling dar. Sobald die Politik hier die richtige Weichenstellung vornimmt, sind wir als Alfa Reinigung sofort mit im Boot.
Im Laufe der Geschichte wurde immer viel Wäsche an wenigen zentralen Punkten gewaschen. Der Wunsch nach mehr Komfort und der Drang nach do-it-yourself führt letztendlich dazu, dass immer geringere Wäschemengen dezentral mit deutlich zu viel Waschmitteln und damit auch zu viel Wasser im Haushalt gewaschen werden. Diese Abwasserbelastung aus dem Bereich der Haushaltswäsche kann weder gesteuert noch kontrolliert werden. Der Gesetzgeber regelt im Bereich der gewerblichen Wäschereien und Textilreinigungen nicht nur die Emissionen, sondern in erheblichem Maße den Wasserverbrauch, den Waschmitteleinsatz und die Abwasserbelastung. Ein Zurück zu mehr zentraler Wäschepflege wäre ökologisch wieder der richtige Weg. Leider wird er politisch, wie viele andere sinnvolle Maßnahmen, nicht durchsetzbar sein.
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