Abschied von einem Macher
Katholischer Männerfürsorgeverein: Manfred Baierlacher geht in Ruhestand
Fast 50 Jahre war Manfred Baierlacher für den Katholischen Männerfürsorgeverein München e.V. (KMFV) tätig, nun wird der Einrichtungsleiter des Hauses an der Kyreinstraße in den Ruhestand verabschiedet. Seine Nachfolge tritt die Sozialpädagogin Laura Uhler an.
Ein Praktikum am Anfang
Manfred Baierlacher begann sein Berufsleben beim KMFV 1973 mit einem FOS-Praktikum im Haus an der Pilgersheimer Straße. Es folgten nach dem Zivildienst Neben- und Aushilfstätigkeiten. Nach Beendigung seines Studiums 1980 blieb er dem KMFV als Diplomsozialpädagoge (FH) erhalten und war zehn Jahre im Sozialdienst im Haus an der Pilgersheimer Straße des KMFV tätig. Im Jahr 1989 eröffnete er als Einrichtungsleiter das Haus an der Kyreinstraße, eine Einrichtung für volljährige, alleinstehende wohnungslose Männer mit psychischen Problemen und/oder Suchtproblematiken, die er mit seinen Mitarbeitenden über die Jahre sukzessive weiterentwickelte. So kamen Therapeutische Wohngemeinschaften (TWG) und Plätze für das Betreute Einzelwohnen (BEW) hinzu.
Psychiatrische Sprechstunde
Besonders lagen Manfred Baierlacher die spezifischen Bedarfe von Menschen mit psychischen Erkrankungen sowie Suchterkrankungen am Herzen. So sind unter anderem die Zuführung von wohnungslosen – häufig nicht krankheitseinsichtigen – Menschen zu Diagnostik und Therapie, die Einführung einer psychiatrischen Sprechstunde in Einrichtungen des KMFV sehr stark auf sein Engagement zurückzuführen. Zudem entwickelte Manfred Baierlacher die ersten Ideen und eine erste Konzeption für eine Einrichtung für psychisch kranke wohnungslose Menschen. Dies führte später zur Gründung des Hauses an der Knorrstraße des KMFV.
Sozialticket seit 2009
Im Auftrag des KMFV-Vorstands trug Manfred Baierlacher auch maßgeblich dazu bei, dass 2009 das Sozialticket für den MVV, von dem bis heute viele einkommensschwache Münchner Bürger profitieren, eingeführt wurde. Des Weiteren zeigte er sich stets offen für neuen Projekte. Hierzu zählt etwa, das dem Haus an der Kyreinstraße angegliederte Projekt "Wohntraining", in dessen Rahmen der KMFV acht Wohnungen angemietet hat, in denen Bewohnern im Haus an der Kyreinstraße, die sich in der Einrichtung stabilisiert hatten, mit professioneller Nachbetreuung selbstständig wohnen konnten. Das Projekt ging 2008 in den neu gegründeten Ambulanten Fachdienst Wohnen München des KMFV über. Inzwischen sind dem Haus an der Kyreinstraße wieder sechs Ein-Zimmer-Wohnungen angegliedert.
Kooperation mit der Pfennigparade
Von dem durch Michèle Péron gegründeten Projekt "mit.dabei" war Manfred Baierlacher so begeistert, dass er sich spontan bereit erklärte, die organisatorische Abwicklung im Haus an der Kyreinstraße zu übernehmen. "mit.dabei" ist ein Kooperationsprojekt der Pfennigparade Vivo GmbH und dem KMFV, bei dem Menschen mit körperlicher Behinderung und wohnungslose Menschen gemeinsam Ausflüge unternehmen und somit von der gegenseitigen Begegnung profitieren. Schließlich hat er auch das Projekt "Zeit für wohnungslose Menschen" ins Leben gerufen, bei dem Menschen aus der Nachbarschaft, aber auch aus der Münchner Stadtgesellschaft im Haus an der Kyreinstraße an der Pforte hospitieren und so ein besseres Verständnis von der Arbeit der Einrichtung und den Menschen, die dort leben, erlangen können. Viele Bewohner haben dies als sehr wertschätzende Erfahrung erlebt.
Notunterkunft in Loisachauen
Zuletzt kam als weiteres Projekt die sozialpädagogische Betreuung in der Notunterkunft in den Loisachauen in Garmisch-Partenkirchen hinzu, die organisatorisch an das Haus an der Kyreinstraße angegliedert ist. Manfred Baierlacher wird auch nach Ruhestandsantritt den kleinen Leitungsanteil dort übernehmen.
"Wir bedanken uns bei Manfred Baierlacher für seinen stets außergewöhnlichen Einsatz für wohnungslose Menschen und die Wohnungslosenhilfe im Allgemeinen sowie für seine innovativen Ideen und seine zupackende Art, die oftmals auch unmöglich erscheinende Unterfangen zu einem positiven Ergebnis geführt haben. Wir werden ihn und seine Fachexpertise vermissen", erklärt Ludwig Mittermeier, Vorstand des KMFV. "Seiner Nachfolgerin Laura Uhler wünschen wir einen guten Start und eine erfolgreiche Hand für die kommenden Aufgaben", ergänzt Mittermeier.
Zusätzlicher Standort gesucht
Im Rahmen der Verabschiedung wird eine Kooperation des KMFV mit der Technischen Universität München präsentiert, die auf Initiative von Manfred Baierlacher entstanden ist. Das Masterprojekt "Welcome to the Dorm" an der Professur für Entwerfen, Umbau und Denkmalpflege, das von der Architektin und Gastdozentin Carmen Wolf betreut wird, wird sich einerseits mit dem Entwurf einer Einrichtung für wohnungslose Menschen als Ergänzung zum bestehenden Haus an der Kyreinstraße befassen. Seit der Eröffnung des Haues ist die Nachfrage nach freien Plätzen enorm und es besteht eine lange Warteliste. Zudem ist die Einrichtung räumlich sehr beengt. Deshalb ist der KMFV auf der Suche nach einem zusätzlichen Standort. Andererseits soll durch das Masterprojekt auch eine Nachfolgeeinrichtung für die derzeitige Notunterkunft in den Loisachauen in Garmisch-Partenkirchen konzipiert werden. Ziel der Kooperation ist es, innovative Modelle für eine Mustereinrichtung der Wohnungslosenhilfe nach neuesten fachlichen Standards zu entwickeln, aber auch angehende Architekten für die Bedarfe sozialer Einrichtungen zu sensibilisieren. Nach Fertigstellung der Entwürfe ist eine Ausstellung im Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr sowie im Sozialreferat der Landeshauptstadt München geplant.
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