Von unschätzbarem Wert
Bürgerschaftliches Engagement im Archiv der Münchner Arbeiterbewegung e.V.
Sammeln und bewahren, registrieren und katalogisieren, das Archivierte greifbar und sichtbar machen – die Tätigkeiten in einem Archiv sind vielfältig und verantwortungsvoll. Denn schließlich geht es hier oft um einmalige und unwiederbringliche Akten und Exponate, ohne die das Vergangene ein für allemal verloren wäre. Im Archiv der Münchner Arbeiterbewegung e.V. mit Sitz im Pasinger Ebenböckhaus ist dies nicht anders.
Im Haderner Lager des Archivs in der Haderunstraße stehen rund ein Kilometer Akten. Dazu kommen eine Sammlung von Rechen- und Schreibmaschinen, Computer, historischen Film- und Abspielgeräten, Fahnen und vieles mehr. „Unser Verein besteht seit knapp 30 Jahren. Unsere Exponate können aber auch locker dreimal so alt sein“, erklärt Historiker Wolfgang Kucera. „Wir sammeln und bewahren alles, was die Arbeiterbewegung, aber auch den Fortschritt der Arbeitswelt und des Arbeitens an sich widerspiegelt.“
Ständig neues Mateterial
Kucera ist einer von drei Mitarbeitern, die die Archivarbeit stemmen. Ihnen zur Seite stehen derzeit zehn Ehrenamtliche, die ganz nach individuellem Zeitkontingent drei bis vier Stunden wöchentlich vorbeischauen. „Ohne die Ehrenamtlichen würden wir nicht weit kommen“, so Kucera. „Und wir freuen uns über jede Mithilfe.“ Schließlich finde ständig neues Material seinen Weg ins Archiv.
„Wir bekommen häufig Nachlässe, auch Aufzeichnungen von Vereinen, Dokumente, Aktenordner voller Unterlagen, alte Fotos, historische Postkarten, viele Zeitschriften und Publikation. Die müssen alle aufbereitet werden“, meint Kucera weiter. „Das ist nicht einfach und erinnert oft an eine Sisyphusarbeit. Fürs Archiv, für unsere Gesellschaft und für unsere Nachwelt ist diese Arbeit aber von unschätzbarem Wert.“
Vorkenntnisse? Keine, nur Geduld
Einer der Ehrenamtlichen ist der pensionierte Beamte Reiner Hart. Er war lange Zeit in der ver.di-Vorgängergewerkschaft ÖDV tätig und kann sein Wissen nun im Archiv nutzen. „Ich sichte Fotos, beschrifte sie und kümmere mich um die dazugehörigen Unterlagen“, erzählt Hart. „Ich kenne die Vorgänge aus dem eigenen Erleben und weiß auf Fotos, wer abgebildet ist. Das hilft enorm.“
Die Arbeit im Archiv sei angenehm und die Atmosphäre toll, bestätigt Hart. „Ich entdecke durch mein Ehrenamt vieles, das macht Spaß. Und ich kann meine Erfahrungen weitergeben, das ist mehr als befriedigend.“ Reiner Hart sei ein „Glücksfall fürs Archiv“, kommentiert Kucera. „Er ist ja quasi Zeitzeuge.“
„Einfach mal vorbeikommen“
Geschichtliche Vorkenntnisse oder Erfahrungen im Bibliotheks- und Archivwesen seien ansonsten überhaupt keine erforderlich, betont er. „Aber die Leute sollten wissen, dass sie nicht gerade im Rampenlicht arbeiten. Die Arbeit verläuft im Stillen und häufig auch allein oder vielleicht gerade einmal im Zweierteam.“ Außer es seien Ausstellungen vorzubereiten und die zusammengestellten Ausstellungsobjekte zu präsentieren.
„Neue Leute bekommen eine Einführung und dabei schauen wir, was ihnen am meisten gefällt und liegt und wo sie sich am ehesten sehen können: Digitalisierung, Fotos sichten, Papier haltbar machen oder ähnliches. Das sprechen wir ab und lassen sie auch sonst nicht allein. Wir sind permanent ansprechbar und begleiten die Arbeit des gesamten Teams ständig. Wir freuen uns sehr über neue Ehrenamtliche. Ich würde jedem Interessierten raten, einfach mal vorbeizukommen und sich ein Bild zu machen.“
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