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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Schwierige Gemengelage
ESV Tennisabteilung Pasing muss sich gegen Grenzstreitigkeiten wehren
Drastisch: Der nördliche Zaun des ESV Pasing wurde zerstört. Laut Schreiben des Investors Fortune GmbH soll der Verein seine Plätze um 3,5 Meter verlegen. Doch die 3,5 Meter gehören zur Ausgleichsfläche und müssen für die S4 freigehalten werden. "Reine Schikane und vollkommen sinnfrei", kommentiert der Verein. (Foto: us)
Die Pasinger Tennisabteilung des ESV e.V. ist schon seit über 50 Jahren an der Haberlandstraße zuhause, zunächst als Pächter der Bahn. Seit 1990 steht der weithin sichtbare Zaun mit Logo vor Ort. Erst vor sechs Jahren kaufte der Verein das insgesamt 9.000 Quadratmeter große Gelände. Etwas früher, nämlich 2010, verkaufte die Bahn die umliegenden Grundstücke an die Aurelis GmbH, die wiederum an die GF Fortune Grundstücksverwaltung GmbH verkaufte.
„Zu Bahnzeiten gab es nur eine einzige Flurnummer“, erklärt Abteilungsleiter Jürgen Klässner. Die Unterteilung in weitere Flurnummern erfolgte erst später. „Und leider sind die Flurnummern um wenige Meter nicht mit den angestammten Grundstücksflächen identisch.“ Genauer gesagt ist der Tennisverein mit seinen östlichen Plätzen um 3,5 Meter zu weit nördlich situiert, nimmt man die später festgelegten Flurnummern als Grundlage. Auf die gesamte Breite würde dies 220 Quadratmeter ausmachen. „Das entspricht einem Grundstückswert von 4.500 Euro. Aber die nördlich angrenzende Fläche ist sowieso ökologische Vorrangfläche und muss zusätzlich für den Ausbau der S4 freigehalten werden“, so Klässner. „Das hat uns die Stadt schriftlich bestätigt.“
Keine Unterstützung vom Hauptverein in Laim
Doch genau um diese 3,5 Meter geht es nun wiederholt. „Im Februar haben wir ein Schreiben vom Geschäftsführer der Fortune, Herrn Stefan Barth, bekommen“, berichtet er weiter. „Darin waren wir aufgefordert, den Zaun zu versetzen.“ Ein unmögliches Ding: schließlich müsste der Verein die östlichen vier Plätze komplett abbauen und nach Süden verlegen. „Das würde uns über 100.000 Euro kosten.“ Vor allem leuchte dem Verein die Sinnhaftigkeit nicht ein, schließlich müsse die verlangte Fläche für die S4 freigehalten werden. "Was will die Fortune also mit den wenigen Metern?" Nach dem Brief folgten drastische Maßnahmen: Der nördlich Zaun wurde massiv beschädigt.
Der ESV-Hauptverein in Laim setzt nun auf Verhandlungen mit der Fortune. Klässner dazu: „Wir fühlen uns im Stich gelassen. Vor allem weil der Hauptverein unser Gelände gegen ein weiteres Fortune-Gelände im Gleisdreieck tauschen will.“ Demnach müssten die Pasinger Tennisfreunde ins unerschlossene Gelände an der Hildachstraße umziehen, der Hauptverein könnte sich vergrößern und an der Haberlandstraße hätte Fortune freie Hand fürs Bauen.
„Wir sind gerade stark im Aufbau, haben 35 Kinder und Jugendliche neu im Verein und stehen auch mit unseren Mannschaften gut da. Die Stimmung ist gut, das Vereinsleben könnte nicht besser sein. Das soll so bleiben“, bekräftigt Klässner. "Dazu zählt auch, dass wir hier am angestammten Platz bleiben können." Auch der Bezirksausschuss 21 (BA) möchte den Verein stärken. „Wir sind entschieden gegen eine Verlagerung“, betonte Sven Wackermann vom BA schon in der vergangenen Legislaturperiode. Nun hat der neue BA das Thema auf dem Tisch und wird es in der nächsten Sitzung behandeln.
Das meint der ESV-Vorstand
Sind Sie als Hauptverein in die Vorkommnisse eingebunden?
Geschäftsführung und Präsidium ESV München e.V.: Selbstverständlich ist die Hauptverwaltung des Vereins über den Sachverhalt in vollem Umfang informiert. Sportabteilungen des ESV München e.V. haben keine rechtliche Selbstständigkeit und sind auch nicht vertretungsberechtigt. Daher werden alle Angelegenheiten, die nicht den unmittelbaren Sportbetrieb betreffen, alleine durch den Hauptverein betreut.
Was kann der ESV tun, um der Pasinger Abteilung zu helfen?
Geschäftsführung und Präsidium ESV München e.V.: Oberstes Ziel des Vereins ist es, dass seine Mitglieder mit Freude Sport treiben können. Daher sind alle unsere Bemühungen darauf gerichtet, dies zu gewährleisten. So stehen wir seit Jahren im Austausch mit der Geschäftsführung der Fortune und versuchen, gemeinsam gute Lösungen zu finden.
Was können die nächsten Schritte sein, um die Pasinger am angestammten Standort in der Haberlandstraße halten zu können?
Geschäftsführung und Präsidium ESV München e.V.: Der Standort der Abteilung ist in mehrfacher Hinsicht eine Herausforderung. Einer der schwierigen Umstände besteht darin, dass wir zu Unrecht mit unseren Tennisplätzen auf fremdem Grund liegen. Der Grundstückseigentümer lässt uns seit Jahren unentgeltlich sein Gelände nutzen und nun müssen wir gute Lösungen im Verhandlungswege finden, um diese Schwebezustand zu beenden.
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