Neue Liebensbriefe
Interaktive Kunstaktionen ab 20. Oktober in Obermenzing, Pasing und der Innenstadt
Das überaus erfolgreiche Projekt „ Liebensbriefe“ von Mariella Seitz wird in diesem Jahr fortgesetzt. In den vergangenen Allerheiligen-Ferien hatte Seitz erstmals Kunstwerke als Briefe an Verstorbene von Kindern und Erwachsenen auf dem Obermenzinger Friedhof ausgestellt und viel Begeisterung ausgelöst. Die Briefe waren mit weißem Stift auf spezielle, reliefartige Blindenfolie gezeichnet und geschrieben.
Im Wind als Wind-Licht-Schatten-Spiel an langen Fäden aufgehängt ergaben sie eine sinnliche Erfahrung, denn die Briefe waren nicht nur sicht-, sondern mit ihrem Rascheln auch weithin hörbar. Seitz vor einem Jahr: „Tod gehört zum Leben. Das wissen Kinder und gehen ganz natürlich damit um. Solchen existenziellen Fragen zum Sein und Nicht-mehr-Sein begegneten die Kleinen mit Selbstverständlichkeit. Das ist wunderbar.“
In unserem Kulturkreis ist der Umgang mit dem Tod nicht selbstverständlich, weswegen Seitz in vielen Gesprächen mit Lehrern, Kindergärtnern und Eltern auf das Thema vorbereitet hatte und auch heuer wieder in ständigem Dialog mit den teilnehmenden Einrichtungen ist. „In unserem Projekt ist einfach viel Raum dafür, sich über das Leben und seine Geheimnisse auszutauschen, gemeinsam über Erlebtes zu sprechen, Fragen zu stellen und Antworten zu finden. Das ist ungeheuer wichtig“, findet Seitz.
Sinnliche, bleibende Erfahrung
Auch für dieses Jahr haben sich schon über 4.000 Kinder angemeldet. „Wir werden zur interreligiösen Woche in St. Michael in der Neuhauser Straße zu sehen sein, sind natürlich wieder in Obermenzing auf der Blütenwiese des Friedhofs, kommen mit einer Ausstellung auch an die Blutenburg in die russisch-orthodoxe Kirche in der Hofbauernstraße und können unsere Arbeit darüber hinaus auch in Schrobenhausen und Herbertshausen vorstellen.“ Sogar Ausstellungsanfragen aus Bremen sowie aus Südtirol habe es gegeben. „Ich bin überwältigt von dieser Resonanz“, meinte Seitz. „Und es zeigt mir, wie notwendig Gespräche über den Tod, das Sterben, den Umgang damit und letztendlich auch über den Sinn des Lebens sind. Dies ist nicht an Altersgruppen gebunden. Ich freue mich über die Begeisterung, die das Projekt schon erfahren hat.“
Übrigens: wie auch im letzten Jahr dürfen die Friedhofsbesucher wieder spontan zu Folien und Stift greifen, sich von der filigranen Technik verführen lassen und selbst einen Liebensbrief an verstorbene Menschen schreiben. Dafür wird an Allerheiligen die Möglichkeit auf dem Obermenzinger Friedhof geschaffen. Die Ausstellung in Obermenzing läuft vom 25. Oktober bis 4. November. Weitere Termine und Informationen über das Begleitprogramm sind unter www.liebensbriefe.de abrufbar.
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