Ein Bauwerk, zwei Zeitströme
Kunstprojekt am ältesten Trafohäuschen Münchens
Mit den beiden Pasinger Tunnelkunstprojekten und dem Kunstfest „Pasing by“ im Jahr 2015 setzte sich der Bezirksausschuss 21 (BA) schon für ansprechende Kunst am Bau im Stadtviertel ein. Diese Projektserie nahm der BA mit dem Gestaltungsauftrag für das älteste Trafohäuschen in München wieder auf.
Das kleine Gebäude auf der Insel zwischen Pippinger Straße und Alter Allee wurde im Zuge der Baumaßnahmen im Exter-Viertel Anfang des vorigen Jahrhunderts gebaut. Hinter Verschmutzungen und Vandalismus am Gebäude sowie hinter dem unmäßigen Bewuchs auf der Verkehrsinsel verschwand das historische Kleinod für viele Jahrzehnte, soll aber nun mit „Kunst am Bau“ ein angemessenes Äußeres bekommen, so der Wunsch des BA.
Letzte Arbeiten
Schon 2019 erklärte der beauftragte Künstler und Kirchenrestaurator Wolfgang Haller seine Vorstellungen und nannte das Haus ein „imposantes Bauwerk“. „Ich plane eine Überlappung zweier Zeitströme. Ich will die damalige Zeit mit der heutigen verbinden“, betonte Haller damals. Der erste Zeitstrom zeige die Gründerjahre des Viertels von 1890 bis ungefähr 1900, der zweite die Jetztzeit.
Nach mehrmonatiger gründlicher Reinigung des Hauses, Vorskizzierung und der Kunstarbeit an sich ist die Gestaltung so gut wie abgeschlossen. „Es fehlen noch kleine Elemente, wie die Himmelgestaltung an der Ostseite oder kleine Pixelflächen mit Jetzt-Elementen“, so Haller und verwies auf viele fertige Details aus der Jahrhundertwende sowie das Porträt August Exters an der Nordseite.
„Applaus für den Künstler!“
Doch vor allem müsse er wiederholt einige Reinigungsarbeiten an der Westseite durchführen. Der Starkregen in den vergangenen Wochen habe sichtbare Verschmutzungen im unteren Bereich hinterlassen. „Sehr ärgerlich!“ Beim Ortstermin mit BA, Baureferat und Stadtwerken (SWM) sprach Haller den nötigen Schutz an und schlug ein 30 Zentimeter breites Kiesbett mit Umrandung aus Kunststoff vor, auf dass zukünftiger Regen fein verteilt in den Untergrund abgeleitet wird und nicht gegen die Hauswand prasselt.
Referate und BA nickten den Schutz ab und diskutierten über eine passende Beschilderung beziehungsweise Erklärtafeln zum Kunstwerk. Hierzu wird nun der Stromkasten an der Pippinger Straße dienen. „Es ist uns wichtig, den Bürgern entsprechende Informationen über das historische Trafohaus und über das Kunstwerk an sich zu vermitteln“, so Rüdiger Schaar vom BA, der sich seit Projektbeginn um die nötigen Absprachen kümmert.
Wensauerplatz-Trafo folgt
Schaar lobte ganz besonders die gelungene Arbeit Hallers. „Die Arbeiten waren langwierig und mit unvorhergesehenen Schwierigkeiten verbunden. Um so mehr freut uns der Einsatz Wolfgang Hallers“, sagte er. „Die Zeichnungen rund ums Trafohaus sind von hoher, künstlerischer Qualität und sehr ästhetisch und wirklich gelungen. Applaus für den Künstler!“
Auch Jörg Ochs, SWM-Geschäftsführer, freute sich über die Kunst am Trafohaus. „Ich habe regelmäßig vorbeigeschaut und mich vom Fortgang überzeugt“, sagte er. Das Trafohaus gehöre zu einem der schönsten in ganz München, von insgesamt übrigens mehr als 4.500 Trafostationen. „Die Gestaltung ist überaus gelungen. Und besonders charmant sind die vielen historischen Einzelheiten, wie Lilienthals erstes Flugzeug. Wir lernen beim Betrachten also noch einiges dazu und können uns ganz in die Zeit versenken.“
Nun ist das Gartenbaureferat aufgefordert, den Pflanzen-Wildwuchs an der südlichen Trafo-Insel einzudämmen. „Wenn alles fertig ist, möchten wir die gelungene Kunst mit einer Feier würdigen“, erklärte Maria Osterhuber-Völkl vom BA. „Dafür planen wir einen Termin nach der Sommerpause, vielleicht warten wir aber auch darauf, dass der Trafo-Zwilling am Wensauerplatz ebenfalls gestaltet ist.“ Denn schließlich ist das Trafohaus am Wensauerplatz nur ein paar Jahre jünger und habe ebenfalls eine Gestaltung verdient. Mit einer möglichen Kunst-Ausschreibung für den Wensauerplatz-Trafo beschäftigt sich der BA in allernächster Zukunft.
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