Schluss nach 26 Jahren?
Betreiber des Weihnachtsbaumverkaufs am Westfriedhof wehrt sich gegen das drohende Aus
Nach 26 Jahren soll Schluss sein mit dem Weihnachtsbaumverkauf am Westfriedhof. „Wir sind einfach vor vollendete Tatsachen gestellt worden“, klagt André Papsch vom Grandl-Hof, dem Betreiber des Weihnachtsbaumverkaufs mit Sitz in Untermenzing. Grund ist ein Antrag, der in der Bürgerversammlung Moosach gestellt und dort mehrheitlich angenommen wurde. „Die Parkplätze auf der Zubringerstraße zur Aussegnungshalle reichen nicht, zudem sind sie zeitlich begrenzt“, heißt es in dem Antrag. Der Parkplatz werde zum einen an Allerheiligen durch Händler sowie vor Weihnachten durch den Christbaumverkauf gesperrt und den Friedhofgästen entzogen. „Das kann nicht sein“, meint der Bürger.
André Papsch kann dies nicht nachvollziehen. „Auch wenn wir hier unsere Weihnachtsbäume verkaufen, gibt es immer noch genügend Parkplätze. Selbst wenn große Beerdigungen stattfinden habe ich es noch nie erlebt, dass weder die Friedhofsbesucher noch unsere Kunden nicht haben parken können. Es ist sehr schade, weil scheinbar wieder einmal das Auto über dem Gemeinwohl steht.“ Mit einer Unterschriftenliste wollen die Betreiber des Weihnachtsbaumverkaufs nun gegen das drohende Aus vorgehen. Denn: „Nach Angaben der Stadt soll 2018 tatsächlich für uns Schluss sein. Wir wollen aber bleiben und kämpfen dafür“, erklärt André Papsch. „Unser Verkäufer Michael Spiegl, der bereits seit 22 Jahren hier ist, ist das Gesicht des Weihnachtsbaumverkaufs. Wir sind hier wunderbar ins Viertel integriert.“
"Eine Institution"
Das sieht auch Michael Spiegl so: „Wir haben fast nur Stammkundschaft. Der Platz ist für uns zum Verkauf optimal – vor allem natürlich auch von der Größe. Wir bieten hier im Schnitt zirka 170 stehende Weihnachtsbäume an, von denen sich unsere Kunden dann einen aussuchen können. Für mich ist das Ganze besonders schade, denn wir pflegen seit Jahrzehnten ein gutes Verhältnis zu unseren Kunden und auch dem direkten Umfeld mit den Restaurant und Geschäften“, erzählt der Weihnachtsbaumverkäufer.
Selbstverständlich herrscht auch bei den Kunden Unverständnis. „Wir kommen seit über 20 Jahren hierher und kaufen jedes Jahr unseren Christbaum“, erzählt ein Anrainer aus Neuhausen. „Selbst unsere Kinder können sich noch an Michael Spiegl erinnern – und er sich an sie. Für uns ist der Weihnachtsbaumverkauf hier am Westfriedhof eine Institution. Es wäre sehr schade, wenn das Ganze nicht mehr fortgesetzt wird wegen ein paar fehlender Parkplätze“, betont der Mann. „Bei uns sind viele liebe Menschen hier auf dem Westfriedhof begraben, die wir regelmäßig besuchen. Wir hatten bisher noch nie Probleme einen Parkplatz zu finden. Aber leider kommen die Menschen immer wieder auf eigenartige Gedanken. Es ist komisch, was einzelne Menschen anderen antun. Vielleicht sollte ich auch mal einen Antrag gegen Querulanten stellen.“
Die Betreiber des Weihnachtsbaumverkaufs werden nun im kommenden Jahr noch einmal ein Gespräch mit der Stadt suchen. „Ich hoffe sehr“, sagt André Papsch, „dass wir eine Lösung oder einen Ersatzstandort finden.“ Die Wiese direkt neben dem Parkplatz scheidet dabei übrigens schon mal aus. „Dort wachsen Krokusse, weswegen sie sich nicht als Verkaufsstandort eignet.“
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