"Wir leben in einer Einwanderungsgesellschaft"
Seija Knorr-Köning, Bundestagskandidatin der SPD im Wahlkreis München West / Mitte
Mein Papa war 12 Jahre alt, als er mit seiner Mutter und seinem Bruder aus Jugoslawien nach Deutschland kam. Das hat zur Konsequenz, dass ich in jeder Statistik mitgezählt werde, die den Migrationshintergrund erfasst. In München sind das über 45 % der Menschen.
Es wäre gelogen zu sagen, Integration wäre immer einfach und würde reibungslos verlaufen. Damit wir aus Fehlern der Vergangenheit lernen können, müssen wir nicht nur die Anforderungen an Integration, sondern auch ihre Umsetzung kritisch hinterfragen. Meine Oma spricht auch nach über 40 Jahren in Deutschland mit starkem Akzent Deutsch. Sie kann sich gut verständigen und trotzdem passieren ab und zu Missverständnisse. Dafür ist ihr Gulasch legendär und bereichert nicht nur Familienfeste und Feiertage, sondern ist auch bei den Nachbarinnen und Nachbarn geschätzt. Auch wenn sie niemals perfekt Deutsch sprechen wird, kann sie an der Gesellschaft teilhaben.
Teilhabe ist vielleicht ein besserer Begriff als Integration. Um Teilhabe zu ermöglichen müssen wir unsere Strukturen verändern: Die SPD steht dafür, ab dem ersten Tag Sprach- und Integrationskurse zu ermöglichen und es Menschen zu erlauben, arbeiten zu gehen und damit ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Für diejenigen, die keinen Anspruch auf Asyl haben, müssen die Verfahren verkürzt werden. Dafür müssen die Prozesse in Behörden schneller und effizienter werden. Auch wer keine Perspektive hat, dauerhaft in Deutschland zu bleiben, muss das Recht auf menschenwürdige Behandlung, medizinische Hilfe und juristische Beratung haben.
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