"Wir akzeptieren jedes Kind und jeden Jugendlichen"
BLLV freut sich über die Einführung von Islamischem Unterricht
Simone Fleischmann, Präsidentin des BLLV (Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband) begrüßt die Entscheidung des Bayerischen Landtages, den Islamischen Unterricht ab kommendem Schuljahr als Wahlpflichtfach einzuführen: „Welch ein Erfolg! Der BLLV hat lange für die Einführung des Islamischen Unterrichts gekämpft. Dass dieser nun kommt, ist ein großer Schritt für die muslimischen Schülerinnen und Schüler", sagte sie. "Kinder und Jugendliche identifizieren sich nur mit der Schule, wenn sie dort mit ihrer Religion genauso ernst genommen werden wie alle anderen Mitschülerinnen und Mitschüler. Was haben wir den muslimischen Schülerinnen und Schülern denn damit zu verstehen gegeben? Dass sie keinen Religionsunterricht bekommen, alle anderen Religionen aber schon?"
Formale Diskussionen und Antworten darauf, wer den Unterricht anbieten darf und wer nicht, helfen Schülern nicht weiter. Deswegen sei es gut, dass jetzt ein Kompromiss gefunden wurde und die langjährige BLLV-Forderung umgesetzt werde.
"Die Auseinandersetzung nicht aus der Hand geben"
Mit dem Islamischen Unterricht schaffe man ein ganz anderes Klima an den Schulen und sende als Gesellschaft das klare Signal: "Wir akzeptieren jedes Kind und jeden Jugendlichen mit seinem muslimischen Glauben." Für junge Menschen sei es immens wichtig, sich mit der eigenen Religion auseinanderzusetzen. Woher kommt der eigene Glaube? Was bedeuten die Grundsätze meiner Religion in einer sich wandelnden Welt? Dies seien Fragen, die sich religiösen Menschen im Laufe ihrer Entwicklung stellen.
"Als Gesellschaft müssen wir den Anspruch haben, dass wir diese Fragen mit gut ausgebildeten Lehrkräften begleiten und diese Auseinandersetzung als Staat nicht aus der Hand geben. Für alle anderen Religionen akzeptieren wir das selbstverständlich, für Muslime sollten wir das genauso tun. Ich kann meine felsenfest stehende Überzeugung immer nur wiederholen: Islamischer Unterricht beugt Radikalisierung vor", so Fleischmann. "Die Lehrerinnen und Lehrer, die für diesen Unterricht an deutschen Universitäten ausgebildet wurden und werden, können uns nur stolz machen: Solch engagierte Kolleginnen und Kollegen, die bereits im Modellversuch tätig waren. Sie haben Erfahrungen und eine gute Ausbildung. Aber bis jetzt gibt es leider nicht genug von ihnen. Hier müssen wir uns in Bayern dringend Gedanken machen: Wenn der Islamische Unterricht ein Erfolg werden soll, brauchen wir genügend Lehrkräfte! Nur dann kann der Anspruch, das Fach bedarfsgerecht anzubieten, wirklich umgesetzt werden."
Dass der Islamische Unterricht vom Modellversuch nun Wahlpflichtfach werde, sei ein wichtiger Zwischenschritt hin auf dem Weg zum vollwertigen Religionsunterricht und für die muslimischen Kinder und Jugendlichen in Bayern. "Darüber freuen wir uns sehr!“, so Fleischmann.
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