„Stehe in Kontakt mit knapp 30 Personen in Afghanistan“
Sebastian Roloff setzt sich für Aufarbeitung der Versäumnisse ein
Sebastian Roloff, Bundestagskandidat der SPD im Münchner Süden, kennt die Situation von Menschen, die in Afghanistan in Gefahr sind und das Land verlassen wollen. Die Fehler und Versäumnisse bei der Evakuierung dieser Menschen müsse der nächste Bundestag aufklären. Er berichtet:
"München war hier Vorbild"
"Seit Tagen bewegt uns ein Thema besonders: die dramatische Situation in Afghanistan. Die Berichte und Bilder von dort sind grauenvoll. Deutschland hat eine große Verantwortung für das Botschaftspersonal und die deutschen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger, die noch vor Ort sind - aber auch für die Menschen, die als Ortskräfte für Deutschland gearbeitet haben und diejenigen, die als Journalist*innen, Menschenrechtler*innen oder Kulturschaffende nun in Gefahr sind.
Ich bin froh, dass sich die Stadt München – besonders unsere Bürgermeisterin Verena Dietl – dafür ausgesprochen hat, Menschen aufzunehmen. München hat in den vergangenen Jahren bei der Aufnahme und Integration von Geflüchteten Großartiges geleistet und war hier wirklich Vorbild.
"Es hat in vielen Fällen funktioniert"
Auch ich stand in den vergangenen Tagen und Wochen im Austausch mit Menschen, die versucht haben, Afghanistan zu verlassen. Mit vielen habe ich noch Kontakt. Es handelt sich mittlerweile um knapp 30 Personen. Teilweise stammen sie aus Deutschland, bei der Mehrheit handelt es sich jedoch um Personen der afghanischen Zivilgesellschaft, die entweder Ortskräfte waren oder sich anderweitig eingebracht haben und jetzt deswegen der Bedrohung durch die Taliban ausgesetzt sind.
Leider kann auch ich nicht alleine dafür sorgen, dass sie schnell das Land verlassen können, aber ich versuche, ihnen im Rahmen meiner Möglichkeiten zu helfen. Regelmäßig bin ich im Austausch mit Behörden und Botschaften, v.a. mit dem Auswärtigen Amt und dem Krisenstab der Bundesregierung. Ich helfe beim Zusammenstellen von Dokumenten, gebe Tipps für eventuelle Asylverfahren und habe versucht, die Betroffenen auf den Listen zur Ausreise zu platzieren. Dies hat in vielen Fällen funktioniert - für Menschen aus anderen Regionen Afghanistans ist die Lage nochmals schwieriger.
"Einen Schritt weiter gehen"
Abschiebungen aus Deutschland nach Afghanistan kritisiere ich schon lange. Es ist gut, dass sie endlich ausgesetzt sind. Meiner Meinung nach war Afghanistan nie ein sicheres Land. Aber Deutschland muss einen Schritt weiter gehen und die Menschen, die aufgrund ihrer Identität, politischen Überzeugung oder Tätigkeit mit Verfolgung rechnen müssen, aufnehmen oder eine sichere Versorgung in anderen Staaten organisieren. Wichtig sind sichere Evakuierungen, die die NATO und die Bundeswehr absichern müssen.
Es ist zu befürchten, dass es jetzt schon für viele Menschen zu spät ist – hier sind schlimme Fehler passiert und die Aufarbeitung dieser Versäumnisse kostet Menschenleben und bedarf der Aufklärung. Hierfür möchte ich mich im nächsten Deutschen Bundestag einsetzen."
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