„Sinnvoll lösen“
Behringstraße: Konflikte zwischen Fußgängern und Radfahrern
Die Behringstraße soll wieder als Fuß- und Radweg ausgeschildert werden – und zwar vom Beginn bis zur Ecke Niggl- / Behringstraße 31 A. Das zumindest forderte eine Bürgerin in einem Schreiben an den Bezirksausschuss Allach-Untermenzing (BA 23). Bei dem genannten Bereich handele es sich um einen naturnahen Weg, der gerne von Familien, Senioren oder Joggern gleichermaßen benutzt werde. „Als nun vor einigen Jahren Fahrradzeichen auf der Behringsstraße angebracht und Schilder aufgestellt wurden, habe ich mich als Verkehrsteilnehmer nicht wirklich gefreut. Warum auch, war es seit meiner Kindheit immer möglich auf diesem Abschnitt gut mit dem Fahrrad aber auch zu Fuß durchzukommen, da wenige Autos diesen Weg nutzten.“ Für beide Parteien sei die Eversbuschstraße zu gefährlich, meint die Frau. „Allerdings kam mir als Fußgänger nicht in den Sinn, warum man den Fahrradfahrern damals diese alleinige ‚Macht’ verlieh.“
Es sei oberstes Gebot, Rücksicht auf das schwächste Glied einer Kette zu nehmen, das sich ohne Hilfsmittel wie Auto oder Fahrrad sondern mit Kinderwagen, Stock, Rollator oder einfach ganz selbstständig vorwärts bewegt, so die Bürgerin weiter. „Die Alternative, statt Auto das Fahrrad zu nutzen, ist weiterhin nicht weg zu denken, aber der Fußgänger – egal welchen Alters oder Verfassung – muss geschützt werden. Nach gefühlten hundertmal angeklingelt werden, auf die Seite in den Acker oder an den Würmrand hüpfend, nun mittlerweile von E-Bikes fast an- oder umgeradelt, habe ich immer noch kein Verständnis, warum man einer Verkehrsteilnehmergruppe mit dem Fahrradschild den Vorzug gibt und den Fußgänger dabei ganz vergisst.“
„Zu wenig Platz“
Im BA 23 sah man das Ganze etwas anderes. „Dort, wo der Gehweg auf der Fahrradstraße fehlt, soll ein Fußweg abmarkiert werden. Das ist unser Vorschlag“, sagte Falk Lamkewitz, der Vorsitzende des Unterausschusses Umwelt und Verkehr. Peter Ledutke von der zuständigen Polizeiinspektion Moosach (PI 44) betonte allerdings, dass eine solche Ummarkierung bedeuten würde, dass die Fußgänger noch weiter an den Rand der Straße gedrängt würden. „Für eine Abmarkierung eines Fußweges ist zu wenig Platz. Aus meiner Erfahrung würde das zudem bedeuten, dass die Radfahrer an den Fußgängern noch schneller vorbeifahren. Das würde erneut zu Konflikten führen. Dazu kommt, dass die Behringstraße, die ja aktuell eine Fahrradstraße ist, mit einem Geh- und Radweg wieder untergeordnet wäre, weil sich damit die Vorfahrtsregelung ändert.“ In den vergangenen drei Jahren sei zudem kein einziger Unfall passiert.
Problem Beergelände
Im BA 23 nahm die Diskussion dann eine andere Richtung, denn Falk Lamkewitz schlug vor, dass der kritische Teil der Behringsstraße, im Bereich zwischen der Auenbruggerstraße und dem Beergelände, für Lkw gesperrt werden solle. Dies habe man so im Unterausschuss besprochen, erklärte der Grünen-Fraktionssprecher. Das würde bedeuten, dass die Lkws das Beergelände über den Pasinger Heuweg anfahren müssen, was man von Seiten des BA 23 schon öfter gefordert habe. „Ansonsten kommt es hier immer wieder zu Konflikten“, betonte Falk Lamkewitz.
Stefanie Martin sprach sich dafür aus, dass die Landeshauptstadt München in diesem Bereich den Grund erwerben sollte, „damit das Ganze sinnvoll gelöst wird. Generell und auch durch Covid-19 ist es so, dass der Fahrradverkehr zugenommen hat. Für Fußgänger gibt es an dieser Stelle zu wenig Platz, sie müssen tatsächlich ständig auf die Seite hüpfen. Aber ich meine, dass wir ernst machen müssen, wenn der Radverkehr gestärkt werden soll. Das heißt, es muss immer auch ausreichend Platz für die Fußgänger geben“, sagte die 1. Stellvertretende Vorsitzende des Gremiums. „Der Vorschlag des Unterausschusses, dass die Lkw über den Pasinger Heuweg das Beergelände anfahren, ist gleichbedeutend damit, dass wir die Nutzung des Geländes so akzeptieren. Davon sollten wir Abstand nehmen.“
„Grauzone“
Dies wäre nur dann möglich, wenn es auch einen Bebauungsplan gebe, erklärte auch Falk Lamkewitz, „damit wir dort geordnete Verhältnisse bekommen. „Aktuell ist es ein Missstand. Die Stadt München traut sich an das Thema aber scheinbar nicht ran. Auf dem Beergelände existiert eine Grauzone. Es gibt illegale Betriebe, die abgesiedelt werden können, aber auch genehmigte Betriebe. Nicht Genaues weiß man nicht.“ Das sieht auch Fritz Schneller so: „Es gibt Firmen, die keine Berechtigung haben. Das Gelände gehört insgesamt raus aus dem Grünzug. Das wäre auch ein sinnvoller Weg, um die Behringstraße an dieser Stelle breiter zu machen“, sagte der SPD-Fraktionssprecher. Der BA 23 wird das Ganze an die Landeshauptstadt München weitergeben, erklärt BA-Chef Pascal Fuckerieder (SPD). Man dürfe sich hier aber sicherlich auf eine längere Diskussion einstellen.
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